In keinem anderen Euro-Staat sind die Vermögen einer Studie zufolge so ungleich verteilt wie in Deutschland. Das reichste Prozent der Bevölkerung besitze ein persönliches Vermögen im Wert von mindestens 800.000 Euro, hieß es in der am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Dagegen verfüge gut ein Fünftel aller Erwachsenen über gar kein Vermögen. Bei rund sieben Prozent seien die Schulden sogar größer als der Besitz.
„Insgesamt hat sich an der Vermögensverteilung im Land wenig geändert, die Ungleichheit verharrt auf hohem Niveau“, sagte DIW-Experte Markus Grabka, der mit seinen Kollegen die Daten von 2012 mit denen von 2007 und 2002 verglichen hat.
„Nirgendwo in der Euro-Zone sind die Vermögen ungleicher verteilt als in Deutschland.“ Der sogenannte Gini-Koeffizient, der die Ungleichheit misst und international vergleichbar macht, liegt in Deutschland bei 0,78. Je näher der Wert bei eins liegt, desto ungleicher ist das Vermögen verteilt. Zum Vergleich: In Frankreich liegt der Wert bei 0,68, in Italien bei 0,61.
Insgesamt beläuft sich das Nettovermögen der Deutschen auf rund 6,3 Billionen Euro. Den größten Teil macht mit 5,1 Billionen Euro der Grund- und Immobilienbesitz aus. Etwa 40 Prozent bewohnen eine eigene Immobilie, zehn Prozent der Bürger besitzen andere Arten von Immobilien wie Grundstücke oder Ferienwohnungen. Knapp jeder zweite Erwachsene besitzt Geldvermögen, und zwar durchschnittlich 29.000 Euro. 51 Prozent haben private Versicherungen oder Bausparverträgen, mit einem Durchschnittswert von 18.000 Euro.
„Deutliche Vermögensverluste“ haben Grabka zufolge Arbeitslose hinnehmen müssen. Sie verfügten 2002 noch über ein durchschnittliches Vermögen von rund 30.000 Euro, zehn Jahre später seien es nur noch etwa 18.000 Euro gewesen. Große Unterschiede ermittelte das DIW auch zwischen Ost und West. Während Erwachsene in Westdeutschland im Schnitt 94.000 Euro Vermögen besitzen, sind es im Osten nur gut 41.000 Euro.
Der Wert selbstgenutzten Immobilienbesitzes liege im Westen bei etwa 151.000 Euro, im Osten bei 88.000 Euro. Da auch der Nachlass für die nachfolgende Generation niedriger ausfalle, dürften diese Unterschiede fortbestehen, schätzt das Institut.
Die Vermögen von Männern liegt dem DIW zufolge um rund 27.000 Euro höher als der Frauen. Alleinerziehende mit zwei Kinder verfügten im Schnitt über ein Nettovermögen von 21.000 Euro. Aber auch wenn die Eltern zusammenleben, sinke das Vermögen mit steigender Kinderzahl.