Finanzen

Credit Suisse erhält Milliarden-Notkredite der Nationalbank

Die systemrelevante Großbank Credit Suisse muss Milliarden-Hilfen der Notenbank in Anspruch nehmen.
16.03.2023 09:21
Aktualisiert: 16.03.2023 09:21
Lesezeit: 2 min
Credit Suisse erhält Milliarden-Notkredite der Nationalbank
Schweizer Banknoten. (Foto: dpa) Foto: Schweizerische Nationalbank

Die milliardenschwere Stützungsaktion der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hat am Donnerstag wieder etwas Vertrauen in die Credit Suisse zurückgebracht. Nach dem Kurskollaps der vergangenen Tagen vollzogen die Aktien der Schweizer Großbank am Donnerstag einen Rekord-Kurssprung von fast 33 Prozent auf 2,25 Franken, später verringerte sich das Plus auf 18 Prozent. Parallel dazu stieg der europäische Banken-Index, der am Mittwoch um sieben Prozent eingebrochen war, um 2,3 Prozent. Vontobel-Analyst Andreas Venditti erklärte, er hoffe, dass die Maßnahme der Schweizer Behörden die Negativspirale durchbreche. "Dies ist ein starkes und wichtiges Signal."

In der Nacht hatte das Institut nach der Rettungsleine der Schweizerischen Nationalbank (SNB) gegriffen. Credit Suisse wolle bei der SNB Kredite über bis zu 50 Milliarden Franken aufnehmen, hieß es in einer Mitteilung. Dank der Maßnahmen sei die Bank gut aufgestellt, um ihre Kunden zu bedienen, erklärte Konzernchef Ulrich Körner in einer Mitteilung an die Belegschaft. "Ich möchte erneut mein Vertrauen in unsere Mitarbeiter und unsere Pläne bekräftigen."

Die Credit Suisse steckt nach zahlreichen Skandalen mitten in einem tiefgreifenden Konzernumbau, der Milliarden kostet und den Abbau von 9000 Stellen umfasst. Am Ende soll daraus eine Bank entstehen, die vor allem auf das Geschäft mit Millionären und Milliardären setzt und nicht mehr auf das riskante Investmentbanking. Gerade für das Geschäft mit reichen Privatkunden ist Vertrauen in das Institut eine entscheidende Voraussetzung.

Dieses wurde zuletzt immer wieder erschüttert. Die ohnehin gebeutelten Aktien des krisengeplagten Instituts waren am Mittwoch in der Spitze um mehr als 30 Prozent auf ein Allzeit-Tief von 1,55 Franken eingebrochen und hatten die Börsen weltweit mit ins Minus gezogen. Treiber des Absturzes waren zunächst Sorgen, dass die vom Kollaps der kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB) ausgelösten Schockwellen an den Finanzmärkten die ohnehin schon geschwächte Credit Suisse in Mitleidenschaft ziehen könnten. Am Mittwoch kam dann die Ankündigung des neuen Großaktionärs Saudi National Bank hinzu, keine frischen Mittel in die Credit Suisse einschießen zu können. Das Institut könne aus aufsichtsrechtlichen Gründen nicht mehr als zehn Prozent der Anteile halten, sagte Präsident Ammar Al Khudairy.

Beschwichtigungsversuche der Konzernleitung konnten den Kursverfall nicht stoppen und schließlich eilte die SNB zur Hilfe. Dies führte zu einer gewissen Beruhigung an den Märkten. Die Kreditausfallversicherungen für Credit Suisse-Anleihen sackten Angaben von S&P Global Markets zufolge am Donnerstag um 128 Basispunkte ab, lagen mit 1016 Basispunkten aber immer noch weit über den Werten vergleichbarer Banken.

Die deutet darauf hin, dass die Anleger Credit Suisse weiterhin nur mit Spitzen Fingern anfassen. "Es bleibt fraglich, welche Auswirkungen die Mitteilung der SNB auf die Dynamik der Abflüsse von Kundengeldern bei der CS hat", erklärte Christian Schmidiger von der Zürcher Kantonalbank. Noch deutlicher wird Kian Abouhossein, Analyst bei JP Morgan. "Unseres Erachtens nach ist der Status quo keine Option mehr, da die Schwäche der Kredit- und Aktienmärkte zeigt, dass die Gegenparteien zunehmend Bedenken haben. Unserer Ansicht nach ist ein Abwicklungsszenario sehr unwahrscheinlich und eine Intervention wahrscheinlicher. Wobei die Option einer Übernahme, insbesondere durch die UBS, das wahrscheinlichere Szenario ist."

Auch die Politik hält ein Auge auf die weitere Entwicklung. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sagte am Mittwochabend in der ARD, die Bundesregierung sei mit allen Beteiligten in einem ständigen Austausch. "Das deutsche Kreditwesen - private Banken, Sparkassen, genossenschaftliche Institute - ist stabil. Und dafür sorgen wir auch weiter."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...

DWN
Politik
Politik Koalition unter Druck: Bundesrat zwingt Merz-Regierung in den Vermittlungsausschuss
21.11.2025

Die Stimmung in der Koalition mau, der Rentenstreit noch längst nicht ausgestanden – jetzt legt sich auch noch der Bundesrat quer. Er...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Ein Mundscan reicht: Das Healthtech DentalTwin erstellt KI-basierte Modelle für Zahnersatz
21.11.2025

Mithilfe KI-basierter Datengenerierung verlagert das Start-up DentalTwin die Zahnprothetik ins Digitale. Das dürfte nicht nur Praxen und...

DWN
Politik
Politik EU lockert Datenschutz: Digitaler Omnibus reformiert Regeln für KI
21.11.2025

Europa steht bei der Digitalpolitik vor einem Wendepunkt, an dem Wettbewerbsfähigkeit und Schutz von Bürgerrechten neu austariert werden....

DWN
Politik
Politik US-Wirtschaftselite, Ex-Präsidenten und die Epstein-Akten: Verbindungen zu Politik und Tech-Milieu offengelegt
21.11.2025

Mit jeder neuen Aktenveröffentlichung im Fall Jeffrey Epstein treten weitere Verbindungen zwischen politischen Entscheidern, Finanzeliten...

DWN
Panorama
Panorama Ansteigende Gewalt gegen Frauen - Dobrindt: „Nicht-Deutsche Tatverdächtige deutlich überrepräsentiert“
21.11.2025

Frauen werden stündlich Opfer von körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt, so das Bundeskriminalamt. Das Dunkelfeld dürfte um...

DWN
Politik
Politik Schwarzarbeit bekämpfen: Sozialschutz für Paketboten soll dauerhaft gewährleistet werden
21.11.2025

Der Schutz von Paketboten vor Schwarzarbeit und illegaler Beschäftigung wird dauerhaft gestärkt: Der Bundesrat hat die Verlängerung der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelsriesen setzen Verbraucher unter Druck – Gutachten kritisiert Marktmacht
21.11.2025

Steigende Lebensmittelpreise sorgen bei vielen Verbrauchern für Unmut – und laut einem aktuellen Gutachten der Monopolkommission liegt...