Politik

Tödliches Schweigen: Wie die Politik die Wahrheit über die Corona-Impfung kleinredet

Lesezeit: 5 min
03.05.2023 08:46  Aktualisiert: 03.05.2023 08:46
Die mRNA-Impfstoffe wurden von staatlicher Seite als „nebenwirkungsfrei“ beworben. Doch die Realität sieht anders aus: Die Fälle schwerer Nebenwirkungen mehren sich, sogar Todesfälle sind bereits dokumentiert. Warum sind die Produkte dann noch immer auf dem Markt?
Tödliches Schweigen: Wie die Politik die Wahrheit über die Corona-Impfung kleinredet
Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, im Deutschen Bundestag. (Foto: dpa)
Foto: Bernd von Jutrczenka

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Die im Dezember 2020 in Deutschland zugelassenen mRNA-Vakzine von Pfizer hätten bereits drei Monate später vom Markt genommen müssen – denn schon im März 2021 attestierte das Paul Ehrlich Institut insgesamt 286 mit Covid-19-Vakzinen assoziierte Todesfälle. Heute steht fest: Mehr als 3.000 Menschen verstarben allein in Deutschland nach einer Covid-19-Impfung. Das Bundesministerium für Gesundheit indes gab von 2020 bis Ende 2022 rund 330 Millionen Euro aus, um bei der Bevölkerung für die Akzeptanz der umstrittenen Impfung zu werben.

Kernaussage der von den Bundesgesundheitsministern Jens Spahn (CDU) und Karl Lauterbach (SPD) abgesegneten Inhalte der Kampagne in den Medien, im Netz und auf Plakaten überall im Land: „Die Impfung ist sicher und wirksam.“ Nur: Die deutschlandweit verbreitete Botschaft ist schlichtweg falsch – und wider besseres Wissen verbreitet worden.

Spahn und Lauterbach bewarben „nebenwirkungsfreie“ Impfung

Erstmals publizierte das Fachblatt Legal Medicine im Juli 2021 eine Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, die als erste ihrer Art allein in Norddeutschland 22 Todesfälle infolge einer Impfung mit dem mRNA-Vakzin Comirnaty von Pfizer/BioNTech benannte. Zwar ließ sich aus dem zeitnahen Tod nach einer Covid-19-Impfung zu jener Zeit noch kein kausaler Zusammenhang herleiten. Treten solche Todesfälle und unerwünschte Nebenwirkungen der Vakzine allerdings häufiger auf, können und dürfen sie nicht mehr ignoriert werden.

Genau das aber taten die obersten Bekämpfer der Pandemie: „Moderna ist ein guter, sicherer und sehr wirksamer Impfstoff“, sagte der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im November 2021 auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Leiter der Forschungsgruppe für Infektionsimmunologie der Berliner Charité, Leif Erik Sander, und dem Präsidenten des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), Klaus Cichutek, in Berlin.

Damit es auch der letzte Medienvertreter versteht, sparte Spahn nicht an einprägsamen Metaphern: „Manche impfenden Ärzte sagen, BioNTech ist der Mercedes, Moderna sei der Rolls-Royce.“ Mit derartigen Vergleichen lenkte der Minister von den Tatsachen ab – und auch sein Nachfolger, Karl Lauterbach (SPD), unternahm alles, um die Corona-Impfung in bestem Licht dastehen zu lassen.

Wer die Wahrheit über die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit Corona-Impfungen und den sonstigen Nebenwirkungen herausfinden will, muss die von der EU betriebene „Europäische Datenbank gemeldeter Verdachtsfälle von Arzneimittelnebenwirkungen“ durchforsten. Dort finden sich die genauen Zahlen zu TOZINAMERAN oder ELASOMERAN – und eben nicht zu Comirnaty oder Spikevax: TOZINAMERAN ist der Forschungsname des mRNA-Vakzins Comirnaty von Pfizer/BioNTech, und der Moderna-Impfstoff Spikevax firmiert dort unter der Bezeichnung ELASOMERAN.

Auf unsere sowohl an die Pressestelle des Deutschen Bundestages als auch an das Abgeordnetenbüro von Jens Spahn verschickten Fragen wollte oder konnte uns der Minister a.D. nicht antworten. Fest aber steht: Seine Aussagen entsprachen nicht der Realität.

Offizielle Statistiken zu Impfgeschädigten und - toten

Bis heute sind nämlich im europäischen Wirtschaftsraum bereits 1.261.058 Fälle von Nebenwirkungen, darunter Tausende von Todesfällen und nachhaltig Erkrankten allein für BioNTechs Comirnaty-Impfstoff gemeldet worden. Davon entfallen 215.767 Fälle auf Deutschland. Europaweit verstarben bis heute mehr als 3.459 Menschen an Herzkomplikationen nach der Impfung, 32.186 haben die Impfung zwar überlebt, leiden aber nach wie vor an kardiologischen Problemen. Spahns „Mercedes“ kostete bislang 89 Schwangere das Leben, über 500 Frauen kämpfen noch immer mit den negativen Folgen des Vakzins. Und für 2.574 Menschen in Europa kam nach der Impfung mit Comirnaty der zeitnahe Tod infolge respiratorischer Probleme; 37.097 Überlebende haben noch heute mit Lungenproblemen zu kämpfen. 1.085 Geimpfte verstarben im Zusammenhang mit der BioNTech-Impfung an vaskulären Komplikationen, und noch immer nicht genesen sind in diesem Bereich 18.230 Menschen.

Den Zahlen der Europäischen-Datenbank zufolge birgt auch der „Spahn’sche Rolls-Royce“ Gefahren. 1.452 Todesfälle infolge von Herzkomplikationen wurden hier nach der Moderna-Impfung registriert, 203 Geimpfte verstarben an psychiatrischen Störungen. Weitere 14 Schwangere bezahlten die Impfung mit dem Leben, hinzu kamen 504 Menschen, bei denen vaskuläre Ursachen zum Tode führten. Das Vakzin von Astra Zeneca wiederum brachte es bis dato auf 545.672 gemeldete Verdachtsfälle und – nur als Beispiel – allein im Bereich der kardiologischen Folgen auf 1.042 Tote.

Währenddessen bemühte sich das zum Bundesgesundheitsministerium zählende Paul-Ehrlich-Institut zunehmend um faktische Verschleierung. Zunächst erschienen die Sicherheitsberichte des PEI, in denen Daten zu Verdachtsfällen nach der Corona-Impfung veröffentlicht wurden, viermal im Januar 2021. Schon im Februar 2021 berichtete das PEI zweimal, von April bis Oktober jeweils nur einmal, und im November blieb das PEI die Zahlen schuldig. Schließlich publizierte das PEI die Sicherheitsberichte zur Corona-Impfung nur noch je einmal im Februar 2022 und im Mai 2022.

Der bis dato letzte Bericht datiert auf den 7. September 2022. Während im ersten Sicherheitsbericht noch keine Impftoten auftauchten, meldete das PEI bereits am 14. Januar 2021 sieben im Zusammenhang mit einer Covid-19 verabreichten Impfung Tote, und am 24. März waren es bereits 351. Politisch pikant ist die Bewertung des PEI auf Seite 8 des Berichts: „Nach Comirnaty und COVID-19-Impfstoff Moderna wurden prozentual mehr als schwerwiegend beurteilte unerwünschte Reaktionen berichtet als nach dem COVID-19-Impfstoff AstraZeneca.“ Der letzte Sicherheitsbericht erschien im September 2022 und erfasste lediglich Daten bis zum 30.6.2022. Bis dahin, so die offizielle Lesart, verstarben in Deutschland mehr als 3.000 Menschen nach einer Covid-19-Impfung.

Auch unter Karl Lauterbach (SPD) setzte das Bundesgesundheitsministerium alles daran, das Bild der sicheren Vakzine aufrecht zu erhalten. Wie einst Elvis mit einem Piks vor laufenden Kameras Impfskeptiker überzeugen sollte, so sollten auch beliebte deutsche Stars dafür sorgen, dass sich die Massen impfen lassen. Prominente wie Schauspielerin Uschi Glas, Comedian Torsten Sträter, Moderator Günther Jauch, Pianist Igor Levit, Rapper Smudo oder Torwart-Legende Sepp Maier unterstützten wort- und bildreich die Kampagne; während beispielsweise Glas laut Gesundheitsministerium für einen Spot eine „Aufwandsentschädigung“ erhalten habe, hätten Jauch und Maier sogar honorarfrei geworben.

Allerdings: 1956 ging es um einen Totimpfstoff gegen Polio, die Kinderlähmung, – ab 2020 jedoch um einen umstrittenen mRNA-Impfstoff. Und obwohl das PEI im Juni 2022 über 3.000 Impftote zählte, äußerte sich Minister Lauterbach auf seinem offiziellen YouTube Kanal KarlText eindeutig: Das Risiko, an der Impfung zu sterben, sei extrem selten, betonte der Minister; – jenes allerdings, an Corona zu sterben, dagegen „viel, viel, viel höher“.

Ob es bei den offiziellen Zahlen über die Nebenwirkungen und Todesfälle infolge der Coronaimpfung bleibt, bezweifeln Forscher indes. So veröffentlichte im Mai 2021 die Berliner Charité eine Studie, wonach die Zahl schwerer Komplikationen nach Covid-19-Impfungen womöglich 40 mal höher sei als durch das PEI offiziell angegeben. Die von Harald Matthes unter dem Namen ImpfSurv durchgeführte Studie basierte auf einer langfristigen Beobachtung von rund 2.000 Geimpften und schätzte, dass acht von 1.000 Geimpften mit schweren Nebenwirkungen zu kämpfen hätten - Nebenwirkungen, die über Wochen oder Monate anhalten und eine medizinische Behandlung erforderten.

Matthes lehnte sich damit sehr weit aus dem Fenster. Zu weit, denn zwischenzeitlich distanzierte sich die Charité von Matthes, und auch das PEI hält offenbar nicht viel von seiner Untersuchung. „Bedauerlicherweise hat Prof. Matthes diese Studie dem Paul-Ehrlich-Institut nicht als Anwendungsbeobachtung angezeigt, so dass dem Paul-Ehrlich-Institut kein vollständiger Beobachtungsplan bzw. entsprechende Informationen zum Studiendesign vorliegen“, kommentierte auf Anfrage von DWN PEI-Sprecherin Susanne Stücker die horrende Dunkelziffer. Ohnehin, so Stöcker weiter, seien die von der Behörde publizierten Zahlen korrekt: „Das Paul-Ehrlich-Institut geht weder von einer Dunkelziffer noch von einer Untererfassung aus.“

Dunkelziffer bei Impf-Nebenwirkungen liegt wahrscheinlich noch höher

Dass es tatsächlich keine Dunkelziffer gibt, wie vom PEI behauptet, ist für die US-amerikanische Bundesbehörde Agency for Healthcare Research and Quality wenig wahrscheinlich. Schon Mitte der 2000er-Jahre hatte die Behörde untersucht, wie man auf Dunkelziffern schließen kann, wenn Geimpfte Nebenwirkungen selbst melden sollen. Sie kam zum Schluss, dass weniger als ein Prozent der Impfnebenwirkungen bekannt würden.

Auch die Schweizer Heilmittelbehörde Swissmedic geht davon aus, dass es eine Dunkelziffer gibt. Generell, so heißt es dort, würden nur zehn bis 15 Prozent der Nebenwirkungen gemeldet. Wie hoch dieser Prozentsatz bei Covid-19-Impfstoffen ist, sei jedoch nicht untersucht worden.

In Deutschland scheint man dieser entscheidenden Frage lieber nicht nachzugehen. Am Geld jedenfalls kann der fehlende Aufklärungswille seitens des BMG und seiner untergeordneten Behörden nicht liegen. Denn der Etat des Ministeriums für die Aufklärung der Bevölkerung in Sachen Corona umfasste bislang fast eine Drittel Milliarde Euro, wie Sören Haberland, Sprecher des „Referat L7 - Presse, Internet, Soziale Netzwerke“ gegenüber DWN einräumt:

„Das Bundesministerium für Gesundheit hat im Jahr 2020 insgesamt 67.015.473,47 Euro, im Jahr 2021 insgesamt 151.913.461,23 Euro und im Jahr 2022 insgesamt 112.672.018,85 Euro für öffentlichkeitswirksame Maßnahmen mit Corona-Bezug verausgabt, darunter fallen auch alle Maßnahmen zur Information über die Corona-Schutzimpfung. Besagte Kosten umfassen dabei die Media- und Agenturkosten. Da die für das Jahr 2023 durchgeführten Maßnahmen zum Stichtag 31.03.2023 noch nicht schlussabgerechnet sind, können zum jetzigen Zeitpunkt dazu keine Angaben gemacht werden.“

Marita Vollborn und Vlad Georgescu sind Wissenschafts- und Medizinjournalisten sowie Bestsellerautoren. Ihre Sachbücher zählen zum Bestand der Bibliothek des Deutschen Bundestags und der US Library of Congress und befassen sich u.a. mit den geheimen Geschäften der Pharmaindustrie. 

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