Wirtschaft

Fukushima-Folgen: China hält an Importverbot von Lebensmittel aus Japan fest

China ist größter Abnehmer von japanischen Meeresfrüchten, verbietet aber weiterhin den Import von Lebensmittels aus Japan. Der Grund: Japan will radioaktives Wasser aus der AKW-Ruine Fukushima ins Meer leiten.
07.07.2023 10:22
Aktualisiert: 07.07.2023 10:22
Lesezeit: 3 min

China hält an dem Verbot der Einfuhr von Lebensmitteln aus zehn japanischen Präfekturen wegen der geplanten Entsorgung von Fukushima-Kühlwasser ins Meer aus Sicherheitsgründen fest. Das teilte der chinesische Zoll am Freitag mit.

Radioaktives Wasser aus Fukushima im Meer

Wie die Behörde weiter erklärte, soll die Erkennung und Überwachung radioaktiver Stoffe kontinuierlich verstärkt werden, um die Sicherheit der aus Japan eingeführten Lebensmittel zu gewährleisten. Das Verbot gilt demnach als Reaktion auf den Experten-Bericht der Internationalen Atombehörde IAEA zur Entsorgung von radioaktiv verstrahltem Kühlwasser aus der japanischen Atomkraftwerk-Ruine Fukushima, das nach einer Filterung ins Meer abgelassen werden soll.

Wie die staatliche chinesische Zeitung „Global Times“ berichtete, war der chinesischer Experte Liu Senlin, der Teil der von der IAEA berufenen Expertengruppe war, enttäuscht über den „übereilten“ Bericht gewesen. Liu zufolge sei der Beitrag der Experten begrenzt und diene nur als Referenz.

Für eine Stellungnahme war Liu Senlin bisher nicht erreichbar. China, der größte Abnehmer von Meeresfrüchten aus Japan, werde auch die Dokumente für Lebensmittel, insbesondere für aquatische Produkte, aus anderen Teilen Japans streng überprüfen, so der Zoll in einer Erklärung. Wochenlang hatte sich China öffentlich gegen Japans Vorhaben ausgesprochen, gefiltertes radioaktives Kühlwasser aus der AKW-Ruine Fukushima ins Meer zu leiten.

Korea respektiert Überprüfung der IAEA

Die südkoreanische Regierung erklärte am Freitag, dass sie die Überprüfung des japanischen Plans zur Ableitung von behandeltem radioaktivem Wasser aus der vom Tsunami zerstörten Anlage des AKW ins Meer durch die UN-Atomenergiebehörde respektiere und sagte, dieser entspreche internationalen Standards.

„Auf der Grundlage einer Überprüfung des von Japan vorgelegten Plans zur Behandlung des kontaminierten Wassers haben wir bestätigt, dass die Konzentration des radioaktiven Materials den Standards für die Einleitung ins Meer entspricht“, erklärte Bang Moon-kyu, Minister des Büros für die Koordinierung der Regierungspolitik, auf einer Pressekonferenz.

Südkorea hat den Plan Japans, mehr als eine Million Tonnen des aufbereiteten Wassers ins Meer abzulassen, selbst überprüft. Bang sagte, dass Südkoreas Bewertung von der Ausführung des Plans abhänge und dass es weitere Überprüfungen vornehmen werde, falls es Änderungen gebe.

Am Donnerstag hielt eine Gruppe südkoreanischer Abgeordneter der größten Oppositionspartei, der Demokratischen Partei, eine Pressekonferenz ab, auf der sie Japan aufforderte, andere Möglichkeiten für den Umgang mit den Abwässern in Betracht zu ziehen, wie beispielsweise das Vergraben unter der Erde oder die Verdunstung.

IAEA-Chef Grossi: „Wir stehen auf keiner Seite“

Eine 2021 von der UN-Atomaufsichtsbehörde IAEA eingesetzte Expertengruppe hatte in dieser Woche ihren Bericht zur Bewertung von Japans Umgang mit dem radioaktiv verseuchtem Kühlwasser gegeben. Die Experten waren zu dem Ergebnis gekommen, dass die geplante Freisetzung des Wassers „vernachlässigbare“ Auswirkungen auf die Umwelt wie Meerwasser, Fische und Sedimente haben würde.

Im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters, hat der Chef der internationalen Atombehörde (IAEA), Rafael Grossi, bestätigt, davon gehört zu haben, dass ein oder zwei Experten Bedenken zur Freigabe des aufbereiteten radioaktiven Kühlwassers geäußert hatten.

„Ich habe gehört, dass das gesagt wurde...aber noch einmal, was wir veröffentlicht haben, ist wissenschaftlich einwandfrei“, sagte Grossi und fügte hinzu, dass keiner der Experten ihm gegenüber direkt Bedenken geäußert habe. Er ging nicht näher darauf ein, wie er von dem Problem erfahren hatte. Laut Grossi bedeutet der Bericht der IAEA keine Billigung des Plans. Tokio müsse die endgültige Entscheidung über das Ablassen des Wassers treffen, das im Spätsommer dieses Jahres beginnen soll.

„Wir befürworten den Plan nicht und empfehlen auch nicht, ihn durchzuführen. Wir sagen, dass dieser Plan mit den Normen übereinstimmt“, sagte der Chef der IAEA und betonte: „Wir sind nicht auf einer Seite. Ich stehe weder auf der Seite Japans, noch auf der Seite Chinas, noch auf der Seite Koreas. Die Standards gelten für alle gleichermaßen.“

Peking hatte den Bericht der IAEA zuvor scharf kritisiert und erklärt, dass die Aufsichtsbehörde einen Plan, der Risiken für das Meeresleben und die menschliche Gesundheit berge, nicht gutheißen sollte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Das Zeitalter des intelligenten passiven Einkommens: Bitcoin-Mining mit BlackchainMining

In der heutigen, sich rasant entwickelnden digitalen Wirtschaft sind Kryptowährungen wie Bitcoin nicht nur Vermögenswerte, sondern auch...

DWN
Finanzen
Finanzen Kapitalmarkt 2026: Mehr Börsengänge in Deutschland und Europa erwartet
10.12.2025

Mit Ottobock, TKMS und Aumovio zählen drei deutsche Börsendebüts zu den gewichtigsten in Europa im laufenden Jahr. Doch viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Weihnachtsfeier steuerlich absetzen: So gelingt es – Tipps vom Steuerberater
10.12.2025

Viele Unternehmen möchten ihre Weihnachtsfeier steuerlich absetzen und gleichzeitig die Kosten im Blick behalten. Eine gut geplante Feier...

DWN
Politik
Politik „Reichsbürger“-Verfahren: Prinz Reuß wird zu Vorwürfen sprechen
10.12.2025

Der mutmaßliche „Reichsbürger“ Heinrich XIII. Prinz Reuß wird zu den Vorwürfen eines geplanten „Staatsstreichs“ Stellung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase: Warum die Rekordausgaben der Tech-Giganten zum Risiko werden
10.12.2025

Die Tech-Konzerne pumpen Milliarden in künstliche Intelligenz und treiben ihre Investitionslast auf historische Höhen. Doch aus dem...

DWN
Politik
Politik Kampf gegen den Klimawandel: EU-Einigung auf Klimaschutzziel für 2040
10.12.2025

Die neuen Klimaziele der EU stehen fest: Der Treibhausgasausstoß soll bis 2040 um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken. Bei der...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungsmarkt: Angebot an Mietwohnungen steigt in Ostdeutschland
10.12.2025

Angebot runter, Preise rauf. Doch jetzt dreht sich der Trend – zumindest in Ostdeutschland. Allerdings nicht im Berliner Umland, dafür...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Selenskyj will Neuwahlen möglich machen - Ukraine könnte binnen 60 bis 90 Tagen wählen
10.12.2025

Seit dem russischen Überfall im Februar 2022 fanden keine Wahlen in der Ukraine statt. Die reguläre Amtszeit des Präsidenten lief im Mai...

DWN
Politik
Politik Trump-Doktrin: Weshalb die USA plötzlich Russlands Linie bedienen
10.12.2025

Mit provokanten Aussagen über Putin, Selenskyj und die Zukunft Europas treibt Donald Trump eine neue US-Außenpolitik voran, die immer...