Politik

Habeck, BDI und Gewerkschaft dringen auf raschen Industrie-Strompreis

Die Ampel streitet über einen subventionierten Strompreis. Industrie- und Gewerkschaftsvertreter fordern endlich Klarheit.
31.10.2023 14:08
Aktualisiert: 31.10.2023 14:08
Lesezeit: 2 min

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, die Industrie und die Gewerkschaft IG Metall dringen auf ein schnelles Ja für einen verbilligten Strompreis. „Wir können uns kein Zögern und keinen Zeitverlust mehr leisten. Wir sind in einer harten Wettbewerbssituation“, sagte Grünen-Politiker Habeck bei einer Industrie-Konferenz am Dienstag in Berlin. Dazu kämen die aktuellen Krisen in der Welt, vor allem ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die dadurch gestiegenen Energiepreise. Auch der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, verlangte: „Es braucht jetzt konkrete Entscheidungen und deren Umsetzungen.“ Die Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Yasmin Fahimi, warnte vor dem Verlust von Kernelementen der Industrie.

Habeck hatte vergangene Woche ein Industrie-Konzept vorgestellt, in dem ein befristeter, verbilligter Strompreis für energieintensive Betriebe der Industrie ein Kernpunkt ist. Für diesen sogenannten Brückenstrompreis macht er sich seit Monaten stark. Er trifft auf Widerstand in der eigenen Regierung bei Finanzminister Christian Lindner (FDP), der höhere Schulden zur Finanzierung ablehnt. Auch Kanzler Olaf Scholz (SPD) ist skeptisch.

Wettbewerbsnachteil gegenüber USA

Die hohen Energiepreise etwa im Vergleich mit den USA wertet die deutsche Industrie als entscheidenden Wettbewerbsnachteil Dies gelte besonders, seitdem die USA mit dem Inflation Reduction Act (IRA) ein Hilfsprogramm für ihre Wirtschaft gestartet hätten. Damit soll vor allem die grüne Industrie in Schwung gebracht werden. Wegen Steuervorteilen ist es auch attraktiv für Investoren und Industrie aus Europa. Gefördert werden vor allem Firmen, die vor Ort produzieren.

Nach Worten von US-Vize-Finanzminister Wally Adeyemo ist das Ziel jedoch kein Subventionswettlauf und keine Abschottung des Marktes. „Unsere Absicht ist weder das eine noch das andere“, betonte er bei der Berliner Industrie-Konferenz. Die USA hätten Nachholbedarf bei Investitionen zum Klimaschutz, das gehe aber nur mit Hilfe von Partnern: „Wir wissen, dass der Wandel nur mit einer starken europäischen Industriebasis funktioniert, mit Deutschland vor allem.“ Er ermunterte Deutschland zu einem ähnlichen Programm.

Während Habeck, BDI und Gewerkschaft sich beim Ziel einer Unterstützung der energieintensiven Industrie mit subventionierten Strompreisen einig sind, gibt es unterschiedliche Auffassungen zur Finanzierung: Gewerkschaften und Habeck stellen dazu die Schuldenbremse im Bund infrage, BDI-Präsident Russwurm forderte hingegen ein Sparen an anderer Stelle ein. „Ich halte nichts davon, dies über Schulden zu finanzieren“, sagte er. Stattdessen müsse der Staat mutige Entscheidungen treffen und Prioritäten setzen: „Was wollen wir uns leisten, und was können wir uns leisten.“

Der Streit um den Strompreis dürfte auch am 6. November beim Treffen der Länder-Ministerpräsidenten mit Kanzler Scholz ein Thema sein. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Politik
Politik Die entstellte Seele Europas. Wie ein ganzer Kontinent seine Richtung verliert
14.12.2025

Ganze 210 Milliarden Euro stehen auf dem Spiel. Die EU sucht einen Weg, russische Vermögenswerte zu nutzen, Belgien fürchtet Vergeltung...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Eurowind-Rückzug erschüttert US-Markt: Warum Europa nun wichtiger ist
14.12.2025

Der überraschende Rückzug des dänischen Energieparkentwicklers Eurowind aus den Vereinigten Staaten trifft eine Energiebranche, die...

DWN
Panorama
Panorama Feiertage 2026: Alle Termine, Brückentage und Regeln – wie Sie am besten profitieren
13.12.2025

Die Feiertage 2026 liegen günstig und ermöglichen viele lange Wochenenden. Wer früh plant, kann deshalb Brückentage optimal nutzen....

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienrendite: Es lohnt sich wieder zu vermieten
13.12.2025

Eine Mietimmobilie als Kapitalanlage kann wieder eine interessante Investition sein. Doch nicht überall macht das Sinn. Wo sich das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Prominenter China-Experte zeichnet düsteres Bild für Europa: „Es wird ziemlich schlimm“
13.12.2025

Europa wähnt sich sicher, doch die nächste ökonomische Erschütterung rollt bereits heran. Der prominente China-Analyst Dan Wang...

DWN
Finanzen
Finanzen Falsche Gehaltsgruppe: Was kann ich tun, wenn meine Gehaltseinstufung nicht zum Tarifvertrag passt?
13.12.2025

Viele Beschäftigte merken erst spät, dass ihre Gehaltsgruppe im Tarifvertrag nicht zur Arbeit passt. Das kann monatlich bares Geld...

DWN
Technologie
Technologie Lidl krempelt den Einkauf um: Warum die Scan-and-Go-Technologie den Handel umdreht
13.12.2025

Litauens Handelsketten treiben den digitalen Umbruch voran. Das Selbstscansystem Scan & Go kommt nun in die Lidl Filialen. Bisher wurde...

DWN
Politik
Politik Billigfluglinien bereiten sich bereits auf Flüge in die Ukraine vor
13.12.2025

Wizz Air, Ryanair und EasyJet bringen sich in Stellung. Europas Billigfluglinien planen bereits ihre Rückkehr in die Ukraine und rechnen...