Finanzen

DAX vor 18.000 Punkten - ist es an der Zeit, aus dem Markt auszusteigen?

Lesezeit: 2 min
01.03.2024 14:10
Der deutsche Leitindex nähert sich der Marke von 18.000 Punkten. Der Bullenmarkt hat Dimensionen erreicht, die irrational wirken. Ist es jetzt zu spät für den Einstieg - und sollten Anleger eher daran denken, Gewinne mitzunehmen?
DAX vor 18.000 Punkten - ist es an der Zeit, aus dem Markt auszusteigen?
Der DAX jagt von einem Rekordhoch zum nächsten und nähert sich 18.000 Punkten - ist es jetzt zu spät für einen Einstieg? (Bild: iStock.com/gopixa)
Foto: gopixa

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Rekordjagd des DAX geht am Freitag weiter, er ereichte die siebte Bestmarke in Folge - auf Schlusskursbasis wurde es sogar der achte Rekordtag in Folge. Nach dem starken Februar verbuchte der Frankfurter Börsenindex ein Wochenplus von annähernd zwei Prozent. Im Laufe des Handelstages war der Index in der Spitze auf 17.816,52 Punkte gestiegen, die Marke von 18.000 Zählern rückt immer näher. Der MDAX der mittelgroßen Werte gewann am Freitag ebenfalls.

DAX ist "überkauft"

Laut Börsenexperte Thomas Altmann von QC Partners nimmt der Dax mit der aktuellen Indikation Kurs auf die längste Rekordserie seit dem Jahr 2015. Die gestrige Bestmarke sei zudem von extrem hohen Handelsumsätzen begleitet worden, wofür wohl auch Portfolio-Anpassungen zum Monatsende eine große Rolle gespielt hätten.

"Offensichtlich ist das Vertrauen in den Aufwärtstrend so groß, dass man an diesem partizipieren will", heißt es im Tagesausblick der Landesbank Helaba. "Zu sorglos sollte man allerdings nicht sein", geben deie Autoren zu bedenken. Denn es gebe ein Korrekturrisiko, das sich an charttechnischen Signalen ableiten lassen, wonach der DAX stark "überkauft" ist.

Auf beiden Seiten des Atlantiks reagieren die Anleger derzeit erleichtert auf die jüngsten Inflationssignale, die auf eine sich abschwächende Teuerung hinweisen und damit die Hoffnung auf Zinssenkungen beflügeln. Zu Wochenschluss kommen jetzt noch die Daten zur Februar-Inflation im Euroraum. "Offensichtlich kristallisiert sich der Juni heraus als das Datum, an dem die EZB ihren Zinssenkungszyklus beginnen wird", meint Commerzbank-Expertin Antje Praefcke.

"Viele Aktienmärkte haben neue Hochs erreicht. Warum auch nicht? Die Zinsen dürften nicht weiter steigen, und mit einer Rezession ist nicht zu rechnen, schon gar nicht in den USA", schreibt Chefanalyst Chris Iggo von Axa Investment Managers. Eine Antriebsfeder für die Gewinne der Unternehmen seien neue Technologien, vor allem Künstliche Intelligenz. Das könnte auch bei den Kursgewinnen von SAP und Siemens eine Rolle spielen.

Vorsicht: Der Markt ist überhitzt

Die Euphorie der Anleger kennt derzeit keine Grenzen. Es scheint, als ob der DAX in gewisser Hinsicht von dem (KI-)Hype um die "Big-Seven"-Aktien, insbesondere Nvidia, mitgerissen wird. Gemäß Berechnungen der Research-Firma "Risk Concern" beträgt die Langzeit-Korrelation zwischen dem deutschen Leitindex und den beiden wichtigsten amerikanischen Indizes, Sp500 und Nasdaq, 0,8 beziehungsweise 80 Prozent. Ende 2023, als es eine massive Jahresendrally gab, lag die Korrelation bei um die 0,9. Bei einem Wert von 1 würde ein perfekter linearer Zusammenhang vorliegen.

Natürlich spielen Zinssenkungsfantasien und die viele Jahre niedrige Bewertung des DAX auch eine wichtige Rolle. Fest steht nur eines: Die wirtschaftlichen Realitäten in Deutschland geben keine Rally her.

Viele Indikatoren sprechen für einen überhitzten Bullenmarkt. So ist beispielsweise das Volumen an Absicherungs-Geschäften (Put-Optionen) beim US-Leitindex SP500 auf historischen Tiefständen - so ist es vor jedem größeren Börseneinbruch gewesen. Der Volatilitäts-Index (VIX), oft als "Angst-Indikator" der Wall Street bezeichnet liegt bei 13,4 und damit weiter am unteren Ende der historischen Bandbreite. Und der von CNN ermittelte "Fear-and-Greed-Index" beträgt aktuell 79 und damit im obersten Quartil, womit den Anlegern "extreme Gier" bescheinigt wird.

An Gewinnmitnahmen stirbt man nicht

Es ist also Vorsicht geboten. Ein Einstieg in das Top eines Marktes birgt Risiken - auch wenn Finanzexperten generell davon abraten, mit den Aktien-Investitionen auf günstigere Einstiegskurse zu warten. Die Fallhöhe, im DAX sichtbar an den Tiefstkursen im Bärenmarkt 2023 von 12.000 Punkten, ist erheblich. Wer schon investiert ist: Einen Teil der Positionen zu verkaufen, ist durchaus eine Überlegung wert. Eine bekannte Börsenweisheit besagt, dass noch kein Anleger an Gewinnmitnahmen gestorben ist. Die steuerlichen Nachteile muss man aber einkalkulieren.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...

DWN
Technologie
Technologie Deutsches Start-up startet erfolgreich Rakete
04.05.2024

Ein deutsches Start-up hat eine Rakete von zwölf Metern Länge entwickelt, die kürzlich in Australien getestet wurde. Seit Jahrzehnten...