Technologie

Google wirft die klassische Suche über Bord – das Ende der blauen Links

Google krempelt seine Suche radikal um – KI ersetzt Linklisten, Gespräche ersetzen Klicks. Ist das der Anfang vom Ende des freien Internets, wie wir es kennen?
03.06.2025 10:55
Lesezeit: 2 min
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Google wirft die klassische Suche über Bord – das Ende der blauen Links
„Das ist ein völlig neues Verständnis von Internetsuche“, erklärte Sundar Pichai, CEO von Google. (Foto: dpa | Andrej Sokolow) Foto: Andrej Sokolow

Googles Suche im Umbruch

Der US-Technologiekonzern Google hat kürzlich eine neue Funktion seiner Suchmaschine vorgestellt, die den Namen „A.I. Mode“ trägt. Nutzer können künftig Informationen in Dialogform suchen, Anschlussfragen stellen und ausführliche, KI-gestützte Antworten erhalten. „Das ist ein völlig neues Verständnis von Internetsuche“, erklärte Sundar Pichai, CEO von Google.

Die Vorstellung erfolgte kurz vor der hauseigenen Entwicklerkonferenz und reiht sich ein in eine ganze Reihe neuer KI-Funktionen: automatisierte E-Mail-Antworten, ein intelligenter Einkaufsassistent sowie Tools zur Erstellung personalisierter Informationszusammenfassungen. Wie die New York Times berichtet, handelt es sich bei der Einführung des A.I. Mode um den größten Umbruch in der Geschichte der Internetsuche seit über zwei Jahrzehnten. Seit der Jahrtausendwende war die klassische Google-Suche durch eine Liste von zehn blauen Links geprägt, die auf Basis von Schlüsselwörtern generiert wurden.

ChatGPT zwingt Google zur Neuausrichtung

Der rasante Aufstieg von ChatGPT, entwickelt vom Konkurrenten OpenAI, hat bei Google die Grundsatzfrage aufgeworfen, ob das bisherige Modell überhaupt noch zeitgemäß ist. Der neue A.I. Mode wirkt wie ein direkter Versuch, zur dialogorientierten Antwortgenerierung aufzuschließen – ein Bereich, in dem ChatGPT Maßstäbe gesetzt hat.

Dennoch ging Google den Schritt erst zögerlich. Der Konzern begründete dies mit Sicherheitsbedenken – insbesondere hinsichtlich der Gefahr von Fehlinformationen oder sogenannten Halluzinationen durch KI-Systeme. Ein besonders peinliches Beispiel machte Schlagzeilen, als Googles KI Nutzern vorschlug, Steine zu essen. Aktuell ist der A.I. Mode nur in den USA verfügbar und startet zunächst ohne Werbeanzeigen.

Verunsicherung bei Website-Betreibern

Die Reaktionen aus der Wirtschaft ließen nicht lange auf sich warten: Viele Unternehmen fürchten, dass KI-gestützte Dialogsysteme künftig den direkten Nutzerzugriff auf ihre Webseiten überflüssig machen könnten. Google-Chef Pichai widerspricht: In der Testphase habe die neue Funktion „A.I. Overviews“ sogar dazu geführt, dass sich Nutzer intensiver mit Inhalten beschäftigen, anstatt sich mit der ersten Antwort zufriedenzugeben.

Dennoch wächst der Druck auch regulatorisch. US-Behörden drängen Google dazu, Wettbewerbern Zugang zu seinen Suchdaten zu gewähren. Zudem hat der Konzern zuletzt mehrere Verfahren wegen marktbeherrschender Stellung in den Bereichen Werbung und Apps verloren.

Gemini 2.5 Pro: Googles Antwort auf den KI-Wettlauf

Parallel zum A.I. Mode stellte Google auch die neueste Version seines KI-Modells Gemini vor: „Gemini 2.5 Pro“. Die überarbeitete Variante soll komplexere Denkaufgaben bewältigen und präzisere Antworten liefern. Das Modell wird in mehrere Google-Dienste integriert – etwa in Gmail, wo es beim Verfassen von E-Mails hilft, indem es frühere Nachrichten analysiert.

Auch in der Funktion „Inbox Cleanup“ kommt Gemini zum Einsatz – die Anwendung organisiert automatisch das Postfach der Nutzer. Darüber hinaus wird Gemini in den Browser Google Chrome integriert. Nutzer sollen dort direkt mit dem KI-Assistenten interagieren können, der Inhalte auf Webseiten analysiert und auf dieser Grundlage passende Antworten liefert. Mit diesen Neuerungen reagiert Google auf den wachsenden Wettbewerbsdruck im KI-Sektor – und stellt sich zugleich strategisch neu auf, um seine dominierende Position im Bereich der Internetsuche zu verteidigen. Ob das gelingt, hängt nicht nur von der Technologie, sondern auch von Regulierung, Vertrauen und Nutzerverhalten ab.

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