Politik

Schwere Verluste für Irans Regime – Angriffswelle auf Israel

Israel setzt im eskalierenden Konflikt mit dem Iran gezielte Luftschläge – unter anderem auf strategische Atomanlagen. Auch Irans Vergeltung bleibt nicht aus. Die Lage spitzt sich zu. Doch wie weit geht Israels Strategie – und was bedeutet das für die globalen Heizölpreise?
16.06.2025 09:24
Aktualisiert: 16.06.2025 09:24
Lesezeit: 3 min

Atomprogramm, Raketen, Regime – was Israel wirklich will

Während des eskalierenden Iran-Kriegs hat Israel erneut gezielt das Machtzentrum der Islamischen Republik angegriffen. Zeitgleich schlug Irans Raketenbeschuss in mehreren Teilen Israels ein. Der Rettungsdienst Magen David Adom meldete trotz funktionierender Verteidigungssysteme mehrere Treffer im Zentrum des Landes. Wie die "Times of Israel" berichtete, kamen dabei drei Menschen ums Leben, zahlreiche weitere wurden verletzt.

Bereits zuvor hatten iranische Angriffe über ein Dutzend Todesopfer und Hunderte Verletzte in Israel zur Folge. Nach offiziellen iranischen Angaben starben seit Beginn der israelischen Militäroperation mindestens 224 Menschen. Rund 1300 Verletzte meldete ein Vertreter des iranischen Gesundheitsministeriums auf X.

Führungsfigur der Revolutionsgarden ausgeschaltet

Laut Angaben der israelischen Armee durften die Bewohner Israels inzwischen wieder Schutzräume verlassen. Rettungsteams seien landesweit im Einsatz. Zeitgleich bombardierte die israelische Luftwaffe erneut Abschussrampen für Boden-Boden-Raketen im Landesinneren Irans, offenbar um neue Angriffe zu verhindern. Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim meldete den Tod des Geheimdienstchefs der Revolutionsgarden sowie seines Stellvertreters. Mohammed Kasem und Hassan Mohaghegh seien bei Angriffen in Teheran getötet worden. Auch zuvor waren bereits hochrangige Militärs und Atomforscher durch gezielte israelische Operationen ums Leben gekommen.

Teheran wurde laut Medienberichten stark getroffen: Das Ölministerium, die Polizeibehörde sowie staatliche Institutionen standen unter Beschuss. Zudem trafen Angriffe das Verteidigungsministerium, eine Atomforschungseinrichtung sowie ein Öllager. Auch Wohnviertel in der Hauptstadt seien Ziel israelischer Raketen gewesen, berichtete man im Zusammenhang mit dem Israel-Krieg.

Plant Israel einen Regimewechsel in Teheran?

Ob Israel den Sturz der iranischen Regierung anstrebe, wollte Premierminister Benjamin Netanjahu im Gespräch mit dem US-Sender Fox News nicht direkt bestätigen. Er sagte: "Es könnte sicherlich das Ergebnis sein. Das iranische Regime ist sehr schwach." Die Mehrheit der Iraner wolle das derzeitige System nicht mehr. Einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters, wonach US-Präsident Donald Trump kürzlich gegen Pläne zur Tötung von Irans Oberhaupt Ajatollah Ali Chamenei interveniert habe, kommentierte Netanjahu nicht weiter. Viele Berichte über angebliche Gespräche seien laut ihm schlicht falsch.

Tasnim, das als Sprachrohr der Revolutionsgarden gilt, veröffentlichte Bilder zerstörter Häuser. Teherans Ausfallstraßen waren verstopft – viele Einwohner flohen aus Angst vor weiteren Angriffen. Auch die Heizölpreise dürften angesichts der Eskalation im Iran-Krieg weiter steigen, da Lieferwege gefährdet sind.

Ziel: Atomwaffen verhindern

Laut Israel dienten die Angriffe dem Ziel, den Iran vom Bau einer Atombombe abzuhalten. Teheran hingegen betont den zivilen Charakter seines Atomprogramms. Dennoch wurde die Uran-Anreicherungsanlage Natans offenbar stark beschädigt. Ein israelischer Beamter sagte dem "Wall Street Journal", es gebe Hinweise auf eine Implosion im unterirdischen Bereich – weitere Analysen stünden jedoch aus. Laut israelischen Quellen und der UN-Atomenergiebehörde trafen Angriffe zudem Produktionsketten für Atomwaffen. In Isfahan seien vier relevante Gebäude zerstört worden, zwei davon mit entscheidender Bedeutung für das iranische Atomprogramm. Doch laut der Expertin Sima Shine, einst im Mossad tätig, seien keine dauerhaften Schäden entstanden.

Die größte Herausforderung bleibe die gut gesicherte Atomanlage in Fordo. Diese liegt tief in einem Bergmassiv, was sie nahezu unverwundbar macht. Eine Zerstörung sei nur mit sogenannten Bunkerbrechern möglich – über die Israel laut übereinstimmenden Berichten jedoch nicht verfüge. Die USA hingegen besitzen solche Waffen und passende Trägersysteme. Ob Israel es schaffen wird, Irans Atomprogramm entscheidend zu schwächen oder zurückzuwerfen, hängt vom weiteren Verlauf des Konflikts ab. Ein Misserfolg könnte Teheran dazu motivieren, die Entwicklung einer Atombombe zu beschleunigen – trotz aller gegenteiligen Behauptungen.

Angriffe auch auf Raketenstandorte

Ein weiteres Ziel der israelischen Offensive war Irans Raketenprogramm. Premier Netanjahu kündigte gezielte Luftangriffe auf zahlreiche Ziele im Westen des Irans an, wo Raketen gelagert sein sollen. Die israelische Luftwaffe zerstörte laut eigenen Angaben mehrere dieser Stellungen. Der Iran besitzt nach israelischen Informationen rund 2.000 Boden-Boden-Raketen. Allerdings verfüge Israel mittlerweile über Lufthoheit vom Westen Irans bis Teheran. Das könnte künftige Angriffe auf Israel erschweren. Für Energieexperten steht fest: Der Konflikt kann die Heizölpreise weiter beeinflussen, da er auch die Energieversorgung destabilisiert.

Unterdessen zeigte sich US-Präsident Trump offen für einen Vermittlungsversuch durch Russlands Präsident Putin. "Ich wäre offen dafür", sagte Trump im Gespräch mit ABC. Putin habe ihn telefonisch kontaktiert. Der Kreml berichtete, Putin habe sich als Vermittler zwischen Israel und Iran angeboten – trotz seiner engen Verbindungen zu Teheran. Russland bezieht weiterhin iranische Drohnen für den Krieg in der Ukraine, was die geopolitische Lage zusätzlich verschärft und die Heizölpreise erneut beeinflussen könnte.

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