Wirtschaft

US-Inflation zieht stärker an – Zölle als möglicher Preistreiber

Steigende Inflation, anhaltend hohe Zinsen – und ein Präsident, der die Lage verschärfen könnte: Die USA geraten unter wirtschaftlichen Druck. Europa bleibt (noch) verschont.
16.07.2025 13:11
Lesezeit: 2 min

In den USA steigen die Verbraucherpreise erneut – und das stärker als erwartet. Ökonomen warnen: Donald Trumps Handelskrieg könnte die Inflation anheizen.

Die Handelskonflikte der USA unter Donald Trump und die damit verbundenen Einfuhrzölle könnten in den Vereinigten Staaten zu einer dauerhaft erhöhten Inflation führen. Darauf hatte auch Fed-Chef Jerome Powell mehrfach hingewiesen.

In den ersten Monaten nach Trumps jüngsten Maßnahmen blieb die Inflation allerdings moderat. Nun aber mehren sich die Anzeichen dafür, dass auch die zweite Hälfte von Powells Warnung eintrifft: ein nachhaltiger Preisanstieg.

Die US-Inflation lag im Juni bei 2,7 Prozent, nach 2,4 Prozent im Mai. Das ist nicht nur ein klarer Anstieg, sondern auch mehr als die vom Markt erwarteten 2,6 Prozent.

Die Kerninflation, bei der Energie und Lebensmittelpreise ausgeklammert werden, stieg auf 2,9 Prozent – im Vergleich zu 2,8 Prozent im Vormonat. Das liegt im Rahmen der Erwartungen.

Preisauftrieb Monat für Monat – auch ohne Energieeffekte.

Viele Ökonomen legen den Fokus jedoch auf die monatlichen Veränderungen. Sie gelten als besserer Indikator für die aktuelle Preisentwicklung.

Von Mai auf Juni stiegen die US-Verbraucherpreise um 0,3 Prozent – exakt im Rahmen der Prognosen. Die Kerninflation legte um 0,2 Prozent zu, was leicht unter der erwarteten Marke von 0,3 Prozent liegt.

„Die Zölle könnten sich mittelfristig als inflationstreibend erweisen. Die heutigen Zahlen geben erste Hinweise“, so Magnus Poulsen, Ökonom bei Maj Invest.

Zinsen bleiben hoch – Zinssenkung rückt in die Ferne

Damit entfernt sich die Inflation weiter von dem Zielwert von 2,0 Prozent, den die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) anstrebt.

Für die nächste Fed-Sitzung in rund zwei Wochen bedeutet das: Keine Lockerung in Sicht. „Die Inflation liegt weiterhin über dem Ziel. Die Fed dürfte deshalb den aktuellen Leitzins beibehalten“, so Poulsen.

Das wiederum bringt Donald Trump in die Bredouille. Der ehemalige Präsident drängt lautstark auf Zinssenkungen – und hat Fed-Chef Powell in der Vergangenheit sogar mit Entlassung bedroht.

Der Leitzins liegt aktuell bei 4,50 Prozent. Trump muss sich also gedulden – obwohl die Märkte bis zur Sitzung am 10. Dezember bereits mit einer Senkung um 0,50 Prozentpunkte rechneten.

Insgesamt werden für das laufende Jahr zwei Zinssenkungen erwartet. Seit Beendigung des Straffungskurses im Juli 2023 hat die Fed ihre Zinsen dreimal reduziert – zuletzt im September, November und Dezember. Der Korridor liegt aktuell bei 4,25 bis 4,50 Prozent.

Deutschland: Keine Entwarnung trotz europäischem Fortschritt

Während sich die Inflation in den USA erneut aufbäumt, zeigt sich Europa weiter stabil. Laut Eurostat lag die Teuerung im Euroraum im Juni bei 2,0 Prozent – exakt auf dem Zielwert der EZB.

In Dänemark wurde für den gleichen Zeitraum ein Wert von 1,9 Prozent gemeldet. Auch Deutschland liegt mit rund 2,2 Prozent auf einem vergleichsweise stabilen Niveau. Die Unterschiede sind bemerkenswert, da die EU bislang keine vergleichbaren Zollinstrumente einsetzt.

Trotzdem plant die Europäische Zentralbank vorerst keine weitere Zinssenkung. Der EZB-Leitzins steht derzeit bei 2,0 Prozent – ein Niveau, das als neutral gilt und keinen Wachstumsimpuls mehr liefert. Weitere Lockerungen könnten frühestens im Herbst erfolgen.

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