Finanzen

Experten-Interview: Zwischen Zöllen und Rezession – wie Unternehmen sich absichern können

Handelskonflikte, Rezessionsängste und steigende Zölle verunsichern viele Unternehmen. Im Exklusiv-Interview zeigt Allianz-Firmenvorstand Ulrich Stephan auf, welche Risiken besonders im Fokus stehen, welche Rolle Versicherungen dabei spielen und welche Strategien Betriebe in Krisenzeiten wirklich widerstandsfähig machen können.
20.08.2025 13:00
Aktualisiert: 20.08.2025 17:00
Lesezeit: 2 min
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Experten-Interview: Zwischen Zöllen und Rezession – wie Unternehmen sich absichern können
Allianz-Firmenvorstand Ulrich Stephan zeigt auf, wie Unternehmen resilienter werden können (Foto: Allianz).

Handelskonflikte als Kostentreiber: Kleine Betriebe unter Druck

Die deutsche Wirtschaft steht derzeit vor erheblichen Herausforderungen: Eine drohende Rezession, steigende Energiekosten und anhaltende Unsicherheiten in den Lieferketten setzen insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen unter Druck. Gleichzeitig verschärfen internationale Handelskonflikte die Situation. US-Präsident Donald Trump hat wiederholt mit neuen Zöllen gedroht, die europäische Exporte verteuern und globale Märkte belasten könnten. Im Gespräch mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten erklärt Ulrich Stephan, Vorstand für das Ressort Firmen und den Maklervertrieb der Allianz Versicherungs AG, wie Unternehmen mit Versicherungen und Strategien ihre Widerstandskraft stärken können.

Deutsche Wirtschaftsnachrichten (DWN): Der Handelskonflikt zwischen den USA und Europa – etwa durch neue oder angedrohte Zölle unter Donald Trump – sorgt immer wieder für Unsicherheit. Wie stark spüren Ihre Kunden, insbesondere kleine Betriebe, die Auswirkungen solcher politischen Entscheidungen?

Ulrich Stephan: Unsere Kunden, sowohl kleine als auch größere Betriebe, spüren die Auswirkungen der Handelskonflikte deutlich. Höhere Zölle führen zu steigenden Produktionskosten, die je nach Branche nur eingeschränkt oder gar nicht an die Endkunden weitergegeben werden können. Besonders kleinere Unternehmen mit einem fokussierten Geschäftsmodell stehen vor der Herausforderung, dass ihnen wenig Spielraum bleibt, etwa durch eine Verlagerung der Produktion auf andere Produkte, um die Kostensteigerungen auszugleichen.

DWN: Wie reagieren Ihre Unternehmenskunden auf die zunehmende wirtschaftliche Unsicherheit? Gibt es bestimmte Risiken, die verstärkt abgesichert werden sollen?

Stephan: Die Reaktionen der Unternehmenskunden variieren stark je nach Branche und internationaler Ausrichtung. Grundsätzlich ist jedoch eine deutlich erhöhte Risikosensibilität zu beobachten. Insbesondere werden Lieferkettenrisiken intensiver analysiert. Infolgedessen wird der Deckungsumfang der Betriebsunterbrechungsversicherung regelmäßig überprüft und an die aktuellen Herausforderungen angepasst.

Wie Versicherungen Rezessionsfolgen und Importkosten abfedern können

DWN: Inwiefern kann eine Versicherungslösung dabei helfen, die wirtschaftlichen Folgen von Rezession und steigenden Importkosten (z. B. durch Zölle) abzufedern?

Stephan: Für Kunden mit Standorten im Ausland bietet unsere Multinational-Lösung einen effizienten und schnellen Versicherungsprozess für alle Auslandsstandorte. Darüber hinaus unterstützen unsere Beratungsleistungen zu internationalen Risiken dabei, alternative Märkte zu erschließen und so die wirtschaftlichen Folgen von Rezessionen und steigenden Importkosten, etwa durch Zölle, besser abzufedern.

DWN: Gibt es spezielle Produkte oder Services, die Sie kleinen Unternehmen oder Handwerksbetrieben – wie dem sprichwörtlichen „Dorfbäcker“ – in wirtschaftlich schwierigen Zeiten empfehlen würden?

Stephan: Für kleine Unternehmen und Handwerksbetriebe ist eine Betriebsunterbrechungs- oder Ertragsausfallversicherung ein wesentlicher Absicherungsbaustein. Diese Versicherung deckt nicht nur Schäden ab, die zu einem eigenen Produktionsstillstand führen, sondern berücksichtigt auch Lieferschwierigkeiten durch externe Schadensereignisse. So wird die Existenzgrundlage auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten besser geschützt.

Resilienz in Krisen: Strategien für Betriebe jeder Größe

DWN: Was raten Sie Unternehmen ganz konkret, um sich in wirtschaftlich angespannten Zeiten resilienter aufzustellen – auch im Hinblick auf Versicherungs- und Vorsorgestrategien?

Stephan: Neben klassischen betrieblichen Risiken wie Brandschutz sollte verstärkt am Business Continuity Management (BCM) gearbeitet werden. Dabei ist es wichtig, Produktions- und Lieferkettenabhängigkeiten genau zu analysieren, um mögliche Schwachstellen zu identifizieren. Durch die Entwicklung von Alternativen und Diversifikationsstrategien lässt sich die Widerstandskraft gegenüber wirtschaftlichen Belastungen erhöhen. Zusätzlich sollten Versicherungs- und Vorsorgestrategien regelmäßig überprüft und an die aktuellen Risiken angepasst werden, um finanzielle Sicherheit im Krisenfall zu gewährleisten.

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