Unternehmensporträt

Brauanlagen-Hersteller Kaspar Schulz: „Made in Germany ist Teil unserer Markenidentität“

Kaspar Schulz ist der älteste Braumaschinen-Hersteller der Welt. Seit 1677 produziert der Traditionsbetrieb in Bamberg. Johannes Schulz-Hess hat seinen Beruf als Architekt aufgegeben, um das Familienunternehmen in zehnter Generation zu übernehmen. Trotz sinkenden Bierkonsums und Sorge um Deutschland hält er am Standort fest.
14.11.2025 16:45
Lesezeit: 3 min
Brauanlagen-Hersteller Kaspar Schulz: „Made in Germany ist Teil unserer Markenidentität“
Bauanlagen von Kaspar Schulz: Der Brauereipionier setzt mit Innovation und Tradition neue Maßstäbe im Brauanlagenbau (Foto: Kaspar Schulz).

Brauanlagen-Hersteller Kaspar Schulz: Was „Made in Germany“ wirklich bedeutet

Die Herkunftsbezeichnung „Made in Germany“ hat im Laufe der Jahrhunderte eine wundersame Wandlung vollzogen. Entstanden ist der Begriff 1887. Das Deutsche Kaiserreich erlebt einen rasanten industriellen Aufschwung. Aus Sorge vor preisgünstigeren Produkten und Plagiaten aus Deutschland erlässt Großbritannien den „Merchandise Marks Act“: Importwaren müssen mit Herkunftsbezeichnungen versehen werden, im Fall von Deutschland mit „Made in Germany“. Was damals als Warnung vor minderer Qualität galt, entwickelte sich zum Gütesiegel für Präzision, Exzellenz und Zuverlässigkeit. Auch wenn „Made in Germany“ heute nicht mehr zwangsläufig bedeutet, dass ein Produkt ausschließlich in Deutschland hergestellt ist, genießt die Bezeichnung nach wie vor größtes Vertrauen und belegt auf dem „Made-In- Country-Index“ den ersten Platz.

Für die KASPAR SCHULZ Brauereimaschinenfabrik & Apparatebauanstalt GmbH ist „Made in Germany“ viel mehr als eine Herkunftsbezeichnung, es ist eine seit Jahrhunderten gelebte Tradition. Seit Christian Schulz im Jahr 1677 die Kupferschmiede seines Meisters übernommen hat, produziert der älteste Brauereimaschinenhersteller der Welt im oberfränkischen Bamberg. „Wo Schulz drauf steht, ist auch Schulz und 'Made in Bamberg' drin“, wirbt das Unternehmen auf seiner Website.

„Ein gutes Bier hat Charakter, Balance und Seele“

So rekordverdächtig wie die 348 Jahre alte Geschichte des Unternehmens ist auch die Familientradition. In zehnter Generation leitet Johannes Schulz-Hess die KASPAR SCHULZ Brauereimaschinenfabrik & Apparatebauanstalt. Was sein Vorfahre Christian Schulz einst als Kupferschmiede gegründet hat, führt er als global agierendes Unternehmen mit 160 Mitarbeitern. „Unsere Kunden sind Brauereien, Mälzereien und Whisky-Destillerien weltweit – von kleinen Spezialitätenbrauern über Hochschulen bis zu großen Konzernen“, erklärt Johannes Schulz-Hess. Die Anlagen sind in 81 Ländern von Chile über Südafrika bis Australien im Einsatz. „Ein gutes Bier hat Charakter, Balance und Seele“, sagt der Unternehmer. „Es ist ehrlich gebraut, mit Sorgfalt und Hingabe – genau das, was wir mit unseren Anlagen ermöglichen wollen.“

Als einziges Unternehmen weltweit bietet KASPAR SCHULZ seinen Kunden nachhaltige Wertschöpfungsprozesse vom Getreide bis zur höchsten Veredlungsstufe Whiskey aus einer Hand an. Sudgefäße aus Kupfer, Edelstahl oder hochglanzpoliertem Edelstahl können eine Biermenge von bis zu 300 Hektoliter produzieren. Künstliche Intelligenz sorgt im administrativen Bereich bereits jetzt für schnellere Prozesse - soll aber auch Anlagen ebenso wie die Themengebiete Service und Wartung optimieren. Durch die Produktion in Bamberg sowie den Zukauf von Komponenten aus deutscher Herstellung gelingt es, einen geringeren ökologischen Fußabdruck als die Konkurrenz zu hinterlassen. „Nachhaltigkeit bedeutet für uns jedoch nicht nur Ökologie, sondern auch ein faires, solides Wirtschaften“, so der Geschäftsführer Johannes Schulz-Hess.

Seit Corona produziert das Unternehmen auch für Pharma und Biotech

Der studierte Architekt Johannes Schulz-Hess ist 2008 in das Unternehmen eingetreten, nachdem klar war, dass der ältere Bruder verzichtet. „Es war kein rationaler Plan, sondern mehr ein innerer Ruf“, sagt Johannes Schulz-Hess. Druck habe er dabei nie verspürt. „Es war Leidenschaft, keine Last.“ Werte wie Verlässlichkeit, Handwerksehre und die Bereitschaft, Verantwortung zu tragen habe er von seinen Vorgängern übernommen und vermittle sie auch seinen Kindern. „Aber auch die Haltung, dass das Unternehmen immer nur einer Generation anvertraut wird, um über die Generationen hinweg handlungsfähig zu bleiben“. Johannes Schulz-Hess hat nach seiner Übernahme eine Markenfamilie mit drei Schwesterunternehmen entwickelt: „Es hat sich die Möglichkeit ergeben, fehlende Komponenten, Kompetenzen und Produkte mit in unser Sortiment aufzunehmen.“ Als Folge von Corona haben sich zwei Firmen in neue Segmente wie Pharma und Biotechnologie weiterentwickelt.

Ein Weg aus der Krise: Alkoholfreies Bier

Das Unternehmen begegnet so auch dem in den letzten Jahren gesunkenen Bierkonsum. Laut Statistischem Bundesamt sank der Absatz für das erste Halbjahr 2025 um 6,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 3,9 Milliarden Liter, erstmals auf unter 4 Milliarden Liter seit 30 Jahren. Johannes Schulz-Hess setzt auf Export, der die Hälfte des Umsatzes ausmacht, sowie Innovationen wie zum Beispiel Anlagen zur Entalkoholisierung. „Wir sind überzeugt, dass hochwertige, alkoholfreie Getränke weltweit weiter an Bedeutung gewinnen werden und sich daraus neue Geschäftsfelder eröffnen. Wichtig ist für uns aber auch die Diversifizierung, insbesondere in den Bereichen Malz und Whisky“, erklärt Schulz-Hess.

Zusätzlich zum sinkenden Bierkonsum sieht Johannes Schulz-Hess in politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Herausforderungen für die Zukunft. „Persönlich mache ich mir auch um den Wirtschaftsstandort Deutschland große Sorgen“, so Johannes Schulz-Hess. Eine Verlagerung der Produktion ins Ausland kommt dennoch nicht in Frage. „Bamberg gehört zu unserer Identität. Wir sind hier verwurzelt, und genau das ist Teil unserer Markenidentität.“

 

Cristina Prinz

                                                                    ***

Cristina Prinz ist freiberufliche Journalistin und Geschäftsführerin einer Agentur für Corporate Publishing. Sie schreibt Unternehmerportraits für die DWN. 

 

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