Finanzen

Silberpreis aktuell leichter: Kurspotenzial weiter hoch – jetzt Rücksetzer nutzen und Silber kaufen?

Der Silberpreis hat am Mittwoch ein Rekordhoch erreicht. Doch der starke Anstieg des Silberpreises in den vergangenen Monaten stellt die globalen Rohstoffmärkte vor neue Herausforderungen, entsprechend nehmen Anleger am Donnerstag Gewinne mit und der Silberpreis schwächelt. Sollten Investoren die Chance zum Einstieg nutzen und jetzt Silber kaufen? Welche Kräfte treiben die Kursentwicklung an? Und wie nachhaltig ist der Höhenflug tatsächlich?
04.12.2025 12:12
Aktualisiert: 04.12.2025 12:22
Lesezeit: 5 min
Silberpreis aktuell leichter: Kurspotenzial weiter hoch – jetzt Rücksetzer nutzen und Silber kaufen?
Der Silberpreis zeigt sich am Donnerstag etwas schwächer: Ist das die Chance zum Einstieg? (Foto: dpa)

Silberpreis-Rekordhoch: Edelmetall gewinnt an Dynamik

Nach der Preiskorrektur im Oktober hat Silber erneut stark an Dynamik gewonnen und ein neues Silberpreis-Rekordhoch erreicht. Am Mittwoch kletterte der Wert des zweiwichtigsten Edelmetalls erstmals über die Marke von 58 Dollar je Feinunze. Seit Jahresbeginn hat sich der Silberpreis damit mehr als verdoppelt, während der Goldkurs trotz eines kräftigen Laufs lediglich um annähernd 60 Prozent zulegen konnte. Silber, das aufgrund seiner starken Kursschwankungen häufig als Teufelsmetall bezeichnet wird, zeigte 2025 eine außergewöhnliche Aufwärtsrally.

Sowohl Gold als auch Silber bewegen sich seit Wochen auf Rekordniveau, Rückenwind kommt unter anderem von der Geldpolitik: Die Erwartung ist zuletzt gestiegen, dass die US-Notenbank ihre Leitzinsen am 10. Dezember erneut senken dürfte. Davon profitiert auch der Silberpreis, der traditionell sensibel auf Zins- und Dollarbewegungen reagiert. Zusätzlich stützen geopolitische Risiken die Nachfrage nach Edelmetallen. Die Verhandlungen über den Krieg in der Ukraine bleiben holprig; Russland und die USA sind einem Kriegsende bei einem Treffen im Kreml anscheinend nicht näher gekommen, auch wenn der Dialog nach Moskauer Angaben fortgesetzt werden soll. Gold gilt in solchen Phasen als sicherer Hafen – und Silber wird im Fahrwasser mitgezogen.

Silberhandel: Knappes Angebot und steigender Druck auf die Lieferketten

Nach Einschätzung der Commerzbank spielte bis Herbst vor allem die relative Bewertung eine Rolle. Der deutliche Anstieg des Silberpreises im Zeitraum von Anfang Juni bis Ende September sei auf eine deutliche Unterbewertung von Silber im Vergleich zum Gold zurückzuführen, schreiben die Experten. Diese Unterbewertung gebe es inzwischen nicht mehr. "Der Preisanstieg seit Oktober ist auf eine lokale Verknappung des Silberangebots zurückzuführen, zunächst in London und aktuell in Shanghai", so die Bank. Für den Silberpreis ist damit klar, dass die Bewegung inzwischen von der Angebotsseite getrieben wird.

Weltweit seien die Lagerbestände auf bedrohlich niedrige Ausmaße gefallen, die ETF-Nachfrage bleibe hoch und die Hochzeitssaison in Indien stehe kurz vor ihrem Höhepunkt. Obwohl mit allen Mitteln versucht werde, den Silberpreis möglichst nicht über die Marke von 60 Dollar steigen zu lassen, kommt der Silberpreis einfach nicht zurück. Jeder kleine Rücksetzer wird umgehend für Käufe genutzt und zieht neue Spekulanten an. "Fast-Money-Händler lieben Märkte, in denen Rückgänge gering bleiben, weil die physische Seite bei jedem Rückgang weiter strafft", sagt Ahmad Assiri, Silber-Stratege der Pepperstone Group Ltd.

Experten, die von CNBC befragt wurden, führen die Silberpreis-Kursentwicklung auf eine seltene Kombination aus knappem Angebot, hoher industrieller Nachfrage und umfangreichen Käufen aus Indien zurück. Besonders der Angebotsrückgang hat den Preisanstieg zusätzlich verstärkt und andere Edelmetalle sowie seltene Metalle ebenfalls nach oben gezogen. Laut dem World Silver Survey 2025 des Silver Institute ist die weltweite Minenproduktion im vergangenen Jahrzehnt deutlich zurückgegangen, vor allem in Zentralamerika und in Südamerika. Die geringere Produktion hat zu einem spürbaren Ungleichgewicht auf dem Markt geführt und den Preisauftrieb weiter begünstigt. Um den akuten Bedarf zu decken, mussten einige Marktteilnehmer Silber zwischenzeitlich per Luftfracht transportieren, statt per Schiff. Darauf weist Paul Syms hin, Leiter für EMEA ETF Produkte im Bereich Anleihen und Rohstoffe bei Invesco.

Rohstoff der Industrie: Nachfrage nach physischem Silber steigt

Neben dieser kurzfristigen Knappheit wächst der strukturelle Bedarf. Silber gilt nicht nur als Krisenmetall, sondern als essenzieller Rohstoff der Industrie. Treiber sind 1. Energiewende und erneuerbare Technologien, weil Photovoltaik Silber für die Leitfähigkeit in Solarpanels benötigt und der weltweite Zubau von Solarkapazitäten Jahr für Jahr steigt; 2. Elektromobilität und Hightech-Industrie, etwa Elektroautos, Batterien, Halbleiter und Medizintechnik; 3. Unterinvestitionen in Minenprojekte, weil neue Silberminen selten sind und viele Projekte mit hohen Kosten oder geologischen Herausforderungen kämpfen.

Silberpreis aktuell leichter: Chance zum Einstieg?

Am Donnerstag sind am Rohstoffmarkt Gewinnmitnahmen zu beobachten. Im frühen Handel verlor der Silberpreis zeitweise deutlich mehr als zwei Prozent. Im Handelsverlauf reduzierte das Edelmetall die Verluste, am späten Donnerstagnachmittag zeigt sich der Silberpreis aktuell etwas leichter bei rund 57,45 US-Dollar – gegenüber dem Vortag ein Verlust von annähernd 1,8 Prozent. Trotz der Verluste tendiert Silber weiter auf rekordverdächtigem Niveau: Niemals in der Vergangenheit erreichte der Silberpreis ein solch hohes Preisniveau und niemals zuvor hat das Edelmetall eine vergleichbare Aufwärtsrallye hingelegt.

Syms betont außerdem, dass das Teufelsmetall trotz der starken Rally weiterhin Aufwärtspotenzial besitzt. Syms sieht langfristige Faktoren, die das Preisniveau auf hohem Stand halten könnten. Diese veränderte Dynamik schaffe die Grundlage für anhaltend steigende Kurse, wie er gegenüber CNBC erklärte. Aus seiner Sicht könnte Silber daher auch künftig von strukturellen Trends profitieren, die Angebot und Nachfrage dauerhaft prägen.

Marktteilnehmer befürchten zudem, dass größere Silberbestände der ETF-Anbieter bereits verkauft wurden und daher eigentlich schon jetzt so gut wie kein Silber mehr vorhanden ist. Letztlich sei es nur eine Frage der Zeit, bis nicht mehr ausreichend physisches Silber verfügbar ist. Dann könnte es zu einer regelrechten Preisexplosion kommen, die den Anstieg der zurückliegenden Wochen harmlos aussehen lassen wird.

Jetzt Silber kaufen?

Viele Experten sehen im aktuellen Marktumfeld die Zutaten für einen Rohstoff-Superzyklus: globaler Infrastrukturbedarf von den USA bis Europa und China, technologische Revolution, politische Unsicherheiten sowie Druck auf Lieferketten. Viele Anleger fragen sich deshalb nun, ob sie kleine Rücksetzer zum Einstieg nutzen und Silber kaufen sollen.

Klar ist: In dieser Gemengelage könnte der Silberpreis besonders profitieren, möglicherweise stärker als Gold. Für Anleger bedeutet der aktuelle Silberpreis Chancen auf eine dynamischere Entwicklung als beim Goldpreis, zugleich aber höhere Volatilität und empfindliche Reaktionen auf Zinsentscheidungen und Konjunkturdaten. Und ein – aktuell sehr unwahrscheinlicher Durchbruch bei den Friedensverhandlungen um den Ukraine-Krieg – könnte die Situation schlagartig ändern. Wenn Sie Silber kaufen wollen, bleiben Sie also vorsichtig und beachten Sie Folgendes:

  • Silber kann als Beimischung spannend sein, ist aber deutlich schwankungsanfälliger als Gold. Wer Silber kaufen möchte, sollte sich mental und finanziell auf kräftige Bewegungen einstellen: schnelle Rallyes, aber auch scharfe Rücksetzer sind typisch. Deshalb ist ein klarer Plan wichtiger als der perfekte Einstiegszeitpunkt – etwa Käufe in mehreren Tranchen statt „alles auf einmal“.
  • Physisches Silber (Silbermünzen, Silberbarren) bietet Unabhängigkeit vom Finanzsystem, bringt aber Kosten mit sich: Aufgeld beim Kauf, Mehrwertsteuer, Lagerung und Versicherung. Münzen sind meist handelbarer, kleine Barren flexibler, große Einheiten oft günstiger pro Gramm – dafür schwerer zu verkaufen. Wichtig ist, nur bei seriösen Händlern zu kaufen, Preise und Spreads zu vergleichen und auf Echtheitsnachweise zu achten.
  • Papier- bzw. Börsenprodukte wie ETCs/ETFs sind komfortabler und liquide, haben aber andere Risiken: Emittentenrisiko, Struktur (physisch besichert oder synthetisch), Lagerort des Metalls, jährliche Gebühren. Wer diese Produkte nutzt, sollte das Basisinformationsblatt lesen und prüfen, wie die Besicherung konkret funktioniert.

Wichtig: Makroökonomisch reagiert Silber sensibel auf US-Zinsen, Dollarstärke und Konjunkturdaten. In Phasen steigender Realzinsen kann der Preis unter Druck geraten. Gleichzeitig hat Silber einen starken industriellen Einsatz , was langfristig stützen kann – aber auch bedeutet, dass eine schwächelnde Industrie temporär belasten kann.

Unter dem Strich eignet sich Silber eher als chancenorientierte Ergänzung als als alleiniger Sicherheitsanker. Strategisch setzen viele Investoren daher auf eine gesunde Mischung aus physischem Silber und Gold sowie Silber-ETFs und Minenaktien. Eine solche umfangreiche Investition sollte aber nur Teil eines gut diversifizierten Wertpapierdepots sein – setzen Sie nicht alles auf ein Pferd bzw. alles auf Silber. Und investieren Sie immer nur Geld, dessen Schwankungen Sie aushalten können und auf das Sie im Notfall verzichten können. Überlegen Sie sich vorab, wann Sie Gewinne mitnehmen oder Verluste begrenzen wollen. Ein ruhiger und regelbasierter Ansatz schlägt bei Silber fast immer das Bauchgefühl im Hype.

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

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Markus Gentner

Zum Autor:

Markus Gentner ist seit 1. Januar 2024 Chefredakteur bei den Deutschen Wirtschaftsnachrichten. Zuvor war er zwölf Jahre lang für Deutschlands größtes Börsenportal finanzen.net tätig, unter anderem als Redaktionsleiter des Ratgeber-Bereichs sowie als Online-Redakteur in der News-Redaktion. Er arbeitete außerdem für das Deutsche Anlegerfernsehen (DAF), für die Tageszeitung Rheinpfalz und für die Burda-Tochter Stegenwaller, bei der er auch volontierte. Markus Gentner ist studierter Journalist und besitzt einen Master-Abschluss in Germanistik.

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