Finanzen

Schuldenfalle: Zwei Millionen Türken müssen mit Vollstreckung rechnen

Lesezeit: 1 min
22.08.2012 02:55
Die Haushaltslage vieler türkischer Familien ist desolat. In den vergangenen neun Jahren sind ihre Verbindlichkeiten um das 18-fache angestiegen. Ihr Gehalt hat sich im gleichen Zeitraum allerdings nur verdoppelt. Darauf hat jetzt ein Abgeordneter der türkischen Opposition hingewiesen.
Schuldenfalle: Zwei Millionen Türken müssen mit Vollstreckung rechnen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Millionen türkischer Haushalte droht die Eintreibung ihrer Schulden, warnt Sinan Aygun, ein Abgeordneter der türkischen Opposition der Republican People's Party (CHP). Sinan Aygun, der auch etliche Jahre Leiter der Handelskammer in Ankara war, hat dazu nun eine entsprechende Untersuchung vorgelegt, wie die italienische Nachrichtenagentur ANSAmed berichtet.

„Die Entwicklungen der vergangenen zehn Jahre zeigen, dass die Schulden der türkischen Familien wie ein Schneeball anwachsen", so Sinan Aygun in einer Stellungnahme. Von einer niedrigeren Schuldenrate als sie etwa in einigen anderen europäischen Ländern herrsche, solle man sich jedoch nicht täuschen lassen. Die Türkei nähere sich hier Europa an.

So habe die Verschuldung der türkischen Familien mittlerweile 50 Prozent des den Familien zur Verfügung stehenden Einkommens überstiegen und 45 Prozent der finanziellen Vermögenswerte.

Das Problem liegt für den CHP-Abgeordneten auf der Hand: Türkische Bürgerinnen und Bürger würden ihren Konsum über Schulden finanzieren (die Zahl der ungedeckten Schecks wächst derzeit dramatisch - mehr bei den DTN hier). Anschließend versuchen sie diese Schulden mittels neuer Schulden zu tilgen. Gleichzeitig sinkt Ihr reales Einkommen jedoch. „Mehr als zwei Millionen laufen derzeit Gefahr, dass die Schuldeneintreiber aufgrund der Schulden, die die Familien bei den Banken haben, tätig werden", so Aygun weiter.

Wie das Türkische Statistik Insitut (TÜKİK) bereits Mitte Dezember vergangenen Jahres mitteilte, liege der durchschnittliche Pro-Kopf-Verdienst eines türkischen Haushalts bei 22.630 Lira, also etwa knapp 9.000 Euro pro Jahr. Immerhin: jeder dritte Türke gilt als "arm”. Den Erhebungen zufolge leben 16,9 Prozent der Bevölkerung an der Armutsgrenze, 18 Prozent hingegen ständig darunter. Außerdem, so ein weiteres Ergebnis der „Untersuchungen zum Einkommen und den Lebensbedingungen 2010”, verdienen die Reichsten im Land acht Mal so viel wie die Ärmsten. Ein Jahr zuvor lag der Unterschied sogar noch etwas höher bei 8,5 Prozent.

Hinzu kommt, dass die monatlichen Ausgaben in der Türkei 2011 auf durchschnittlich knapp 1.000 Euro gestiegen sind, während sie 2010 noch 850 Euro betrugen. Auch das geht aus aktuellen Zahlen des TÜKİK hervor.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Eine Welt ohne Europa?
04.05.2024

Der Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Nahen Osten gefährden die Zukunftsfähigkeit der EU. Nun steht sie an einem Scheideweg:...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...

DWN
Technologie
Technologie Deutsches Start-up startet erfolgreich Rakete
04.05.2024

Ein deutsches Start-up hat eine Rakete von zwölf Metern Länge entwickelt, die kürzlich in Australien getestet wurde. Seit Jahrzehnten...