Politik

Zweierlei Maß: Schäuble lehnt Schuldenerleichterung für Irland ab

Lesezeit: 1 min
24.08.2012 12:44
Irland sollte wie Spanien eventuell die Schulden für die nationalen Banken erlassen bekommen. Doch Wolfang Schäuble lehnt dies nun ab. Dies würde das Vertrauen der Märkte zerstören. Es sehe dann so aus, als sei das 1. Rettungspaket nicht genug gewesen. Was bei Spanien möglich ist, ist scheinbar in Irland nicht möglich.
Zweierlei Maß: Schäuble lehnt Schuldenerleichterung für Irland ab

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aktuell: Portugal: Fehlkalkulation bringt Defizit-Ziel in Gefahr

Die EU-Regierungschefs sparen nicht an Lob für die Reformbemühungen Irlands, doch es scheint Grenzen zu geben. Zumindest wenn es um kleine Zugeständnisse für das Erreichte geht. Im Zuge der Genehmigung des Banken-Bailouts in Spanien hatten die Regierungschefs nach dem EU-Gipfel Irland eine Erleichterung bezüglich der Schulden in Aussicht gestellt. Auch im Falle Irlands ging ein Großteil des Rettungspaketes an die Banken. Doch nicht wie bei Spanien, wo nach dem Start des ESM die Finanzierung für die Banken über den ESM läuft und so nicht das Defizit des Staates erhöht, sind die Gelder zur Refinanzierung der irischen Banken zum Defizit des Staates aufgerechnet worden. Dies machte größere Sparanstrengungen zur Reduzierung des Defizits notwendig. Würden die Zahlungen für die irischen Banken wie zukünftig im Fall der spanischen Banken gehandhabt werden, würde sich das Defizit Irland wieder reduzieren und die Sparanstrengung könnten gelockert werden.

Doch Finanzminister Wolfgang Schäuble sieht plötzlich keine Möglichkeit, für eine solche Überlegung. Deutschland werde jeden irischen Vorschlag zur Schuldenerleichterung ablehnen, von dem ein negatives Signal für die Märkte ausgehen könnte, sagte Wolfgang Schäuble in einem Interview mit der Irish Times. „Wir dürfen nichts unternehmen, was zu neuer Unsicherheit an den Finanzmärkten führen und das Vertrauen wieder zerstören würde, welches Irland gerade wieder zurückgewinnt“, ergänzte er. Irlands „massive“ Reformfortschritte sollten durch nichts, was die „Rückgewinnung des Vertrauens“ stoppen könnte, beeinträchtigt werden.

„Natürlich wollen wir einander zu helfen, aber ich bin noch nicht davon überzeugt (…), ob nicht einige der Maßnahmen, die erwähnt wurden, den gegenteiligen Effekt haben würden", so Schäuble. „Wir müssen die Schlagzeile ‚Hilfsprogramm für Irland aufgestockt' vermeiden“. Denn dann würden Investoren in Kalifornien oder Shanghai vielleicht nicht verstehen, dass diese Aufstockung eine Belohnung für Irland ist, sondern eher zu dem Schluss kommen, dass das 1. Rettungspaket vor zwei Jahren für Irland nicht genug war, so Schäuble. „Und das ist sicherlich nicht das, was wir wollen."

Bei dieser Entscheidung gehe es ihm, Wolfgang Schäuble, aber nicht um die kommenden Bundestagswahlen. „Wir wollen nicht, dass es Irland schlechter geht, sondern, dass es das Vertrauen zurückgewinnt.“ Das sei das Maß aller Entscheidungen.

Weitere Themen:

Berlin dämpft Hoffnungen von Samaras

USA: Republikaner wollen Rückkehr zum Goldstandard

Bund der Steuerzahler: „Verschuldungspolitik geht munter weiter“


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik SPD-Kanzlerkandidat steht fest: Pistorius zieht zurück und ebnet Weg für Scholz
21.11.2024

Nach intensiven Diskussionen innerhalb der SPD hat Verteidigungsminister Boris Pistorius Olaf Scholz den Weg für die erneute...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch kurz vor 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag hat die wichtigste Kryptowährung direkt nachgelegt. Seit dem Sieg von Donald...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...

DWN
Politik
Politik Weltstrafgericht erlässt auch Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant - wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen
21.11.2024

Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den früheren...

DWN
Politik
Politik US-Staatsapparat: Tech-Milliardär Elon Musk setzt auf Technologie statt Personal - Unterstützung bekommt er von Trump
21.11.2024

Elon Musk soll dem künftigen US-Präsidenten Trump dabei helfen, Behördenausgaben zu kürzen und Bürokratie abzubauen. Er gibt einen...