Finanzen

Hoffen auf den Steuerzahler: US-Banken kaufen massiv Schrottpapiere

Sichere Anlagen sind wegen der verschärften Kapitalquoten und der Krise Mangelware geworden. Investmentbanken helfen ihren Kunden nun dabei, Schrottpapiere zu sicheren Assets zu machen. Was nach einem kühnen Trick klingt, stellt ein massives Risiko dar und könnte zu einem erneuten Finanzcrash führen.
12.09.2012 02:07
Lesezeit: 1 min

Investmentbanken in den USA bieten ihren Kunden an, hochriskante Papiere in unbedenkliche Sicherheiten umzuwandeln. Unter anderem nehmen JP Morgan und die Bank of America schlecht bewertete Wertpapiere von anderen Banken und Finanzinstituten an. Im Tausch für ihre Schrottpapiere bekommen die Kunden Staatsanleihen oder vergleichbar sichere Papiere von den Investmentbanken. Dies berichtet der Nachrichtendienst Bloomberg.

„Die Händler schauen auf ihre eigenen Interessen und sie werden sich nicht unbedingt um die systemischen Risiken kümmern, die damit verbunden sind“, sagte Darrell Duffie, Professor für Finanzen an der Stanford Universität Bloomberg.

Der Markt für diese Derivatgeschäfte wird wachsen, weil im kommenden Jahr die Kapitalanforderungen für Banken angehoben werden. Dafür benötigen sie sichere Assets. Daher ist die Nachfrage nach Staatsanleihen so hoch, dass kaum noch welche verfügbar sind. Über das Angebot der „Sicherheiten-Umwandlung“ der Investmentbanken werden auch Banken an sichere Anleihen gelangen, die sonst keinen Zugang dazu hätten.

Das Geschäft ist lukrativ und auch andere Investmentbanken wie die Deutsche Bank und Goldman Sachs sind dabei, Abteilungen zu verstärken, die Schrottpapiere in Sicherheiten verwandeln können. Bloomberg bezieht sich dabei auf Branchenquellen, die ungenannt bleiben wollen, weil den Großbanken offenbar durchaus bewusst ist, wie problematisch ihr Geschäftsmodell auf Basis der Schrottpapiere ist.

Durch diese Praxis der Assetumwandlung wird das Risiko nicht reduziert – was das eigentliche Ziel der höheren Kapitalanforderungen wäre – es wird lediglich verschoben. Der Mangel an sicheren Anlagen stellt inzwischen auch ein eigenes Problem dar, da es aufgrund der hohen Nachfrage zu sprunghaften Preisveränderung kommen kann.

Allerdings gehen die Banken bei diesen Aktionen von ihrem Geschäftsmodell des umfassenden "Bailouts" aus: Zum einen hoffen die Banken auf weitere Gelddruckmaßnahmen der Fed (QE3). Sollte es dennoch zu einem Crash kommen, können die Banken darauf vertrauen, dass die Risiken wegen der "systemischen" Bedeutung der Banken beim Steuerzahler landen.

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