Politik

Neue Eskalation: Israel greift zahlreiche Stellungen in Syrien an

Lesezeit: 2 min
11.02.2018 00:44
Die Lage im Krieg um Syrien droht weiter zu eskalieren.
Neue Eskalation: Israel greift zahlreiche Stellungen in Syrien an

Mit einer Serie israelischer Luftangriffe hat sich der Konflikt in Syrien weiter verschärft. Israels Luftwaffe bombardierte am Samstag nach Armeeangaben ein Dutzend Stellungen der Regierungstruppen und des iranischen Militärs in dem Nachbarland.

Damit sieht sich die syrische Armee mit einer Eskalation an einer neuen Front konfrontiert: Vor einigen Tagen hatten die US-Armee und die türkischen Streitkräfte ihre militärischen Aktivitäten ausgeweitet.

Auslöser für die israelischen Angriffe war der Absturz eines israelischen F-16-Kampfjets. Dieser soll nach Aussagen eines israelischen Armeesprechers von den Syrern abgeschossen worden sein. Zu überprüfen sind diese Aussagen nicht, weil in Israel eine strenge Militär-Zensur herrscht, mir der die Berichterstattung der israelischen Medien stark eingeschränkt ist. Anlass zu Zweifeln über die israelischen Angaben gibt der geografische Kontext: Die Maschine soll über dem von Israel illegal besetzten Golan unter Beschuss geraten sein. Israel bezeichnet die Region als "Nordisrael" und behandelt den Golan wie israelisches Territorium. Es ist zweifelhaft, dass die syrische Luftabwehr über dem Golan aktiv ist, zumal Israel über ausgefeilte Luftabwehr-Systeme verfügt. Die F-16 soll schließlich in der Jesreel-Ebene im Norden Israels abgestürzt sein.

Israel hat in den vergangenen Monaten 100 Luftangriffe geflogen. Bisher haben sich Russen und Israelis abgesprochen, um eine direkte Konfrontation zu vermeiden.

Das russische Außenministerium forderte die Konfliktparteien zur "Zurückhaltung" auf: Es sei "absolut inakzeptabel", Leben und Sicherheit von in Syrien stationierten russischen Soldaten zu gefährden.

Die Lage war eskaliert, als nach israelischen Angaben eine iranische Drohne von Syrien aus in israelisches Gebiet flog. Ein Militärhubschrauber habe die Drohne zunächst abgefangen, erklärte die israelische Arme. Anschließend habe ein F-16-Kampfjet das "iranische Kontrollsystem" in Syrien bombardiert, von wo aus die Drohne gestartet worden sei. Der israelische Kampfjet sei dann unter "massiven Beschuss" der syrischen Flugabwehr geraten. Die beiden Piloten katapultierten sich der Armee zufolge aus der Maschine. Einer von ihnen erlitt demnach schwere Verletzungen.

Am Samstagmorgen flog die israelische Luftwaffe dann neue Angriffe. "Zwölf Ziele, darunter drei Luftabwehrsysteme und vier iranische Ziele, die Teil der iranischen Militäreinrichtungen in Syrien sind, wurden getroffen", erklärte die Armee.

Syriens Staatsmedien meldeten, die Armee habe israelische Luftangriffe im Zentrum des Landes und nahe Damaskus abgewehrt, berichtete die Nachrichtenagentur Sana.

Ob die Drohne wirklich aus dem Iran gekommen ist, kann unabhängig nicht überprüft werden.Der israelische Armeesprecher Jonathan Conricus warf Teheran wegen des mutmaßlichen Drohnenflugs jedenfalls "die eklatanteste und schwerwiegendste iranische Verletzung der israelischen Souveränität in den vergangenen Jahren" vor. Der Iran und Syrien spielten "mit dem Feuer".

Der iranische Außenministerium warf Israel dagegen "Lügen" vor, mit denen das Land seine "Verbrechen in der Region" verdecken wolle. Der Iran bestritt, eine Drohne nach Israel geschickt zu haben.

Israel ist gegen die von Russland, der Türkei und dem Iran überwachten Sicherheitszonen im Syrien. Die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sieht in Iran den Erzfeind. Tatsächlich hatten iranische Politiker in der Vergangenheit mit der Auslöschung Israels gedroht, unter anderem der umstrittene radikale Politiker Ahmadinedschad. Dieser wird jedoch verdächtigt, ein CIA-Asset zu sein. Iran und Israel haben eigentlich eine lange und produktive gemeinsame Geschichte.

Ob die jüngste Eskalation in Zusammenhang mit den amerikanischen und türkischen Offensiven steht ist unklar.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte am Abend nach Telefonaten mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und US-Außenminister Rex Tillerson an, sein Land werde sich gegen jede Bedrohung verteidigen. Israel wolle Frieden, werde sich aber gegen jeden Angriff verteidigen und gegen iranische Versuche vorgehen, sich dauerhaft in Syrien festzusetzen, sagte er.

Das US-Verteidigungsministerium unterstützte laut Reuters die israelischen Angriffe. Das Land habe jedes Recht, sich gegen Bedrohungen zu verteidigen. Von der internationalen Gemeinschaft verlangten die USA eine größere Geschlossenheit, um die iranischen Aktivitäten in der Region einzudämmen. Russland äußerte sich "ernsthaft besorgt" über die Entwicklung und rief alle Seiten zur Zurückhaltung auf. Die Souveränität und die territoriale Integrität aller Länder der Region müsse respektiert werden, forderte das Außenministerium in Moskau.

Die New York Times analysiert, dass eigentlich niemand der internationalen Kriegsparteien an einer Eskalation ein Interesse habe. Allerdings könnte eine direkte israelisch-iranische Konfrontation dazu führen, dass die Lage außer Kontrolle gerät.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft EU-Austritt Deutschlands: Ist „Dexit“ der Weg in die Katastrophe?
23.05.2024

Seit dem Brexit-Referendum wird in Deutschland immer wieder über einen möglichen EU-Austritt, den „Dexit“, diskutiert. Eine aktuelle...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Grenzziehung: Russlands Planspiele sorgen für Besorgnis bei Nachbarn
22.05.2024

Ein russisches Gesetzesprojekt zur Neubestimmung der Ostsee-Grenzen sorgt für Aufregung bei Nachbarländern. Litauen spricht von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Handelskonflikt mit USA und EU heizt sich auf: China erwägt höhere Import-Zölle auf Verbrenner
22.05.2024

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China eskaliert weiter und erfasst nun auch europäische Autobauer, die gar keine E-Autos...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturaussichten hellen sich langsam auf
22.05.2024

Die deutsche Wirtschaft scheint das Gröbste überstanden zu haben. Nach einem leichten Wachstum zu Jahresbeginn dürfte die Konjunktur...

DWN
Politik
Politik Lehrerverband will Islamunterricht: Lösung für bessere Integration oder Anbiederung?
22.05.2024

Gut 1,6 Millionen Schüler moslemischen Glaubens besuchen mittlerweile Deutschlands Schulen. Für sie wünscht sich der Präsident des...

DWN
Immobilien
Immobilien Bessere Laune im Bausektor, aber Auftragsmangel immer noch zentrales Problem
22.05.2024

Auf dem ZIA-Finance Day letzte Woche ging es - unter anderen Schlüsselthemen - um die sich stabilisierende makroökonomische Lage in...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Börsen im Rally-Modus – Aktienmärkte erreichen Allzeithochs, Metalle glänzen
22.05.2024

Die vergangene Woche konnte sich sehen lassen: Die internationalen Finanz- und Rohstoffmärkte warteten mit beeindruckenden Preisbewegungen...

DWN
Politik
Politik Erleichterungen für Hausarztpraxen im Fokus
22.05.2024

Das Bundeskabinett befasst sich mit einer stärkeren Absicherung der Gesundheitsversorgung für Patientinnen und Patienten - besonders in...