Politik

Iran droht dem Irak: Wir werden die Heiligen Stätten des Islam schützen

Lesezeit: 1 min
18.06.2014 18:48
Der Iran verspricht seinen Glaubensbrüdern im Irak, die heiligen Stätten gegen die sunnitischen Rebellen zu schützen. Saudi Arabien verurteilt die Einmischung Teherans. Der Irak-Konflikt entwickelt zu einem einem Flächenbrand in der Region.
Iran droht dem Irak: Wir werden die Heiligen Stätten des Islam schützen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Irak-Konflikt droht sich zu einer Konfrontation zwischen den regionalen Großmächten Iran und Saudi-Arabien auszuweiten. Irans Präsident Hassan Ruhani kündigte am Mittwoch an, sein Land werde nicht zögern, die heiligen Stätten der Schiiten im Nachbarland zu schützen. Es hätten sich zahlreiche Freiwillige gemeldet, um „die Terroristen in ihre Schranken zu weisen“. Der saudiarabische Außenminister Saud al-Faisal warnte kurz darauf vor einer Einmischung von außen, ohne ausdrücklich Bezug auf den Iran zu nehmen. Im Irak selbst setzte die radikale Sunniten-Gruppe ISIL ihren Vormarsch fort und brachte die wichtigste Ölraffinerie des Landes größtenteils unter ihre Kontrolle.

Der Iran ist die regionale Schutzmacht der Schiiten, die die Bevölkerungsmehrheit im Irak stellen, Saudi-Arabien die der Sunniten. Eigentlich schienen beide Staaten zuletzt daran interessiert, nach Wegen zu einer Überwindung ihrer langjährigen Rivalität zu suchen.

Allerdings droht die Blitzoffensive der Gruppe Islamischer Staat im Irak und in Großsyrien (ISIL) den Irak entlang seiner religiösen Grenzen zu spalten. Da sie größere Gebiete in Syrien kontrolliert, könnte ein sunnitischer Gottesstaat quer über die Grenze hinweg entstehen. Am Mittwoch lieferten sich ISIL-Kämpfer Gefechte mit der irakischen Armee nahe Samarra nördlich von Bagdad, wo ein wichtiger schiitischer Schrein steht. Zudem hat die Gruppe angekündigt, Nadschaf und Kerbala erobern zu wollen, zentrale Stätten des schiitischen Islams seit dem Mittelalter.

Ruhani nannte im iranischen Fernsehen namentlich die Schreine in Kerbala, Nadschaf, Kadhimija und Samarra, die sein Land vor „Mördern und Terroristen“ schützen werde. Am Samstag hatte er noch erklärt, seine Regierung habe keine Truppen in den Irak geschickt und werde dies wohl auch nie tun. Westliche Diplomaten gehen indes davon aus, dass der Iran Militärberater entsandt hat. Der saudische Prinz Faisal erklärte in Dscheddah, die legitimen Forderungen des irakischen Volkes und der Wunsch nach nationaler Einheit müssten erfüllt werden, ohne dass die politische Agenda von außen bestimmt werde. Der Konflikt trage immer mehr die Züge eines Bürgerkriegs, sagte der Minister bei einem Treffen arabischer und muslimischer Regierungsvertreter.

Die Rivalität zwischen dem Iran und Saudi-Arabien könnte sich auch auf die Rolle der USA in dem Konflikt auswirken. Die Regierungen in Riad arbeitet traditionell mit den Amerikanern zusammen, die Erzfeinde des iranischen Gottesstaates. Allerdings hat der Iran in den vergangenen Tagen die Bereitschaft signalisiert, gemeinsam mit den USA gegen die Isis vorzugehen. Der republikanische Präsident des Repräsentantenhauses John Boehner stellte sich am Mittwoch klar gegen jede Kooperation mit dem Iran. Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid, sprach sich vor einem Treffen mit Präsident Barack Obama seinerseits gegen eine Entsendung von US-Truppen aus.


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft EU-Austritt Deutschlands: Ist „Dexit“ der Weg in die Katastrophe?
23.05.2024

Seit dem Brexit-Referendum wird in Deutschland immer wieder über einen möglichen EU-Austritt, den „Dexit“, diskutiert. Eine aktuelle...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Grenzziehung: Russlands Planspiele sorgen für Besorgnis bei Nachbarn
22.05.2024

Ein russisches Gesetzesprojekt zur Neubestimmung der Ostsee-Grenzen sorgt für Aufregung bei Nachbarländern. Litauen spricht von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Handelskonflikt mit USA und EU heizt sich auf: China erwägt höhere Import-Zölle auf Verbrenner
22.05.2024

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China eskaliert weiter und erfasst nun auch europäische Autobauer, die gar keine E-Autos...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturaussichten hellen sich langsam auf
22.05.2024

Die deutsche Wirtschaft scheint das Gröbste überstanden zu haben. Nach einem leichten Wachstum zu Jahresbeginn dürfte die Konjunktur...

DWN
Politik
Politik Lehrerverband will Islamunterricht: Lösung für bessere Integration oder Anbiederung?
22.05.2024

Gut 1,6 Millionen Schüler moslemischen Glaubens besuchen mittlerweile Deutschlands Schulen. Für sie wünscht sich der Präsident des...

DWN
Immobilien
Immobilien Bessere Laune im Bausektor, aber Auftragsmangel immer noch zentrales Problem
22.05.2024

Auf dem ZIA-Finance Day letzte Woche ging es - unter anderen Schlüsselthemen - um die sich stabilisierende makroökonomische Lage in...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Börsen im Rally-Modus – Aktienmärkte erreichen Allzeithochs, Metalle glänzen
22.05.2024

Die vergangene Woche konnte sich sehen lassen: Die internationalen Finanz- und Rohstoffmärkte warteten mit beeindruckenden Preisbewegungen...

DWN
Politik
Politik Erleichterungen für Hausarztpraxen im Fokus
22.05.2024

Das Bundeskabinett befasst sich mit einer stärkeren Absicherung der Gesundheitsversorgung für Patientinnen und Patienten - besonders in...