Politik

Gericht spricht Angeklagten im Fall Niklas frei

Lesezeit: 1 min
03.05.2017 13:46
Der 17-jährige Niklas wurde in Bonn zu Tode geprügelt. Ein angeklagter Jugendlicher wurde freigesprochen.

Im Fall des zu Tode geprügelten Schülers Niklas hat das Landgericht Bonn den Angeklagten freigesprochen. Dagegen verurteilte das Gericht den 21-Jährigen am Mittwoch im Zusammenhang mit einer ganz anderen Schlägerei zu einer Jugendstrafe von acht Monaten. Dabei ging es um eine in dem Prozess mitangeklagte Tat und nicht um die Prügelattacke auf den 17 Jahre alten Niklas. Der Fall des Schülers bleibt damit vorerst ungeklärt.

Sowohl Staatsanwaltschaft als auch Verteidigung hatten in ihren Plädoyers im Kernvorwurf einen Freispruch gefordert. Es sei nicht zweifelsfrei sicher, dass der Angeklagte Walid S. das Opfer in der Tatnacht geschlagen und getreten habe, hatte Staatsanwalt Florian Geßler seine Kehrtwende begründet. Es komme auch ein anderer Mann als Täter in Betracht. Ursprünglich hatte er dem 21-Jährigen Körperverletzung mit Todesfolge vorgeworfen. Der Beschuldigte bestritt die Tat aber von Anfang an.

Der 17 Jahre alte Niklas, der zuletzt in Bad Breisig in Rheinland-Pfalz wohnte, war im Mai 2016 im Bonner Stadtteil Bad Godesberg auf offener Straße mit einem Schlag gegen die Schläfe niedergestreckt worden. Anschließend wurde ihm gegen den Kopf getreten. Er starb wenige Tage später im Krankenhaus.

Kurz vor dem Urteil im Prozess um den Tod des verprügelten Schülers Niklas hatte sich dessen Mutter von der Täterschaft des Angeklagten überzeugt gezeigt. «Sie ist aufgrund ihrer Erfahrung des Prozesses überzeugt, dass derjenige, der hier auf der Anklagebank sitzt, derjenige ist, der für den Tod ihres Sohnes verantwortlich zeichnet», sagte ihr Anwalt Thomas Düber in seinem Plädoyer am Mittwochvormittag am Bonner Landgericht. Niklas' Mutter trat in dem Prozess als Nebenklägerin auf.

Die Nebenklage kritisierte scharf das Verhalten vieler Zeugen in dem Prozess. Man könne davon ausgehen, dass einige genau wüssten, wer der Täter sei, vor Gericht aber geschwiegen hätten. «Das ist für jeden aufrecht Denkenden ein Schlag in das Gesicht», sagte Düber. Das Verfahren habe die «Grenzen des Ertragbaren» für die Hinterbliebenen aufgezeigt. Seine Mandantin sei «durch die Hölle gegangen.»

Düber zeigte sich enttäuscht, dass der Rechtsstaat nicht durchgesetzt werden konnte: Man habe zur Kenntnis nehmen müssen, «dass der Tod eines 17-Jährigen nicht ausreicht, um die Wahrheit zu sagen.» Der Rechtsstaat habe vor falsch verstandener Loyalität und falschem Ehrgefühl kapitulieren müssen. Der Anwalt ist der Auffassung, dass das Schweigen der Zeugen dazu geführt hätten, dass ein Freispruch gefordert werden musste. Der Anwalt will trotzdem keinen eigenen Antrag stellen und sagte: «Wir werden dennoch keinen anderen Antrag stellen, da es durchaus möglich ist, dass Zweifel bestehen, die eine Verurteilung verhindern.»

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft EU-Austritt Deutschlands: Ist „Dexit“ der Weg in die Katastrophe?
23.05.2024

Seit dem Brexit-Referendum wird in Deutschland immer wieder über einen möglichen EU-Austritt, den „Dexit“, diskutiert. Eine aktuelle...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Grenzziehung: Russlands Planspiele sorgen für Besorgnis bei Nachbarn
22.05.2024

Ein russisches Gesetzesprojekt zur Neubestimmung der Ostsee-Grenzen sorgt für Aufregung bei Nachbarländern. Litauen spricht von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Handelskonflikt mit USA und EU heizt sich auf: China erwägt höhere Import-Zölle auf Verbrenner
22.05.2024

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China eskaliert weiter und erfasst nun auch europäische Autobauer, die gar keine E-Autos...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturaussichten hellen sich langsam auf
22.05.2024

Die deutsche Wirtschaft scheint das Gröbste überstanden zu haben. Nach einem leichten Wachstum zu Jahresbeginn dürfte die Konjunktur...

DWN
Politik
Politik Lehrerverband will Islamunterricht: Lösung für bessere Integration oder Anbiederung?
22.05.2024

Gut 1,6 Millionen Schüler moslemischen Glaubens besuchen mittlerweile Deutschlands Schulen. Für sie wünscht sich der Präsident des...

DWN
Immobilien
Immobilien Bessere Laune im Bausektor, aber Auftragsmangel immer noch zentrales Problem
22.05.2024

Auf dem ZIA-Finance Day letzte Woche ging es - unter anderen Schlüsselthemen - um die sich stabilisierende makroökonomische Lage in...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Börsen im Rally-Modus – Aktienmärkte erreichen Allzeithochs, Metalle glänzen
22.05.2024

Die vergangene Woche konnte sich sehen lassen: Die internationalen Finanz- und Rohstoffmärkte warteten mit beeindruckenden Preisbewegungen...

DWN
Politik
Politik Erleichterungen für Hausarztpraxen im Fokus
22.05.2024

Das Bundeskabinett befasst sich mit einer stärkeren Absicherung der Gesundheitsversorgung für Patientinnen und Patienten - besonders in...