Politik

Finanzaufsicht sieht sich für Pleite von Großbanken gewappnet

Lesezeit: 1 min
22.05.2018 16:16
Die Bafin ist überzeugt, auch Großbanken ohne Steuergelder abwickeln zu können.
Finanzaufsicht sieht sich für Pleite von Großbanken gewappnet

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die deutsche Finanzaufsicht BaFin geht davon aus, dass sich mit den seit der Finanzkrise neu geschaffenen Regeln im Krisenfall auch internationale Großbanken abwickeln lassen, ohne dafür auf Steuergeld zurückzugreifen. "Wir sind vorbereitet für den Fall der Fälle", sagte am Dienstag der für die Abwicklung von nicht mehr sanierungsfähigen Banken zuständige BaFin-Exekutivdirektor Thorsten Pötzsch in Frankfurt. Die Regeln seien strenger als vor der Krise, die geschaffenen Instrumente und Institutionen scharf und handlungsfähig. Er habe deshalb "keine schlaflosen Nächte".

Ob riesige und hochkomplexe Geldhäuser wie die Deutsche Bank oder die in der Finanzkrise teilverstaatliche Commerzbank problemlos abgewickelt werden können, ließ Pötzsch offen: "Zu Einzelinstituten äußere ich mich grundsätzlich nicht." Kritiker des neu geschaffenen europäischen Aufsichts- und Abwicklungsregimes, bei dem sich nationale Behörden wie die BaFin die Arbeit mit europäischen Institutionen teilen, glauben laut Reuters allerdings nicht, dass derart große Banken zu retten sind oder geordnet abgewickelt werden können, ohne erneut Milliarden an Steuergeld hineinzupumpen, wie dies in der Krise geschah. Insbesondere herrscht Unklarheit über die Derivate und die OTC-Geschäfte, über die keine Aufsichtsbehörde den Überblick hat.

Da es unter dem neuen Abwicklungsregime nicht nur Gewinner, sondern auch Verlierer gebe – etwa die Eigentümer betroffener Geldhäuser oder deren Gläubiger – , erwartet er im Krisenfall eine Klageflut gegen die entsprechenden staatlichen Erlasse: "Dass das System getestet werden wird, das liegt auf der Hand." Die Wahrscheinlichkeit für solche Klagen taxierte der Jurist, der seit Januar bei der BaFin ist, auf "100 Prozent".

Ein europäische Fonds zur Rettung maroder Banken, der aktuell rund 17 Milliarden Euro schwer ist, soll bis auf 55 Milliarden Euro aufgefüllt werden. Nach Ansicht von Pötzsch reicht das auch aus, weil alle Akteure, also zum Beispiel Bankvorstände, Investoren, Aufseher und die Politik, aus der Vergangenheit gelernt hätten und es in einem Krisenfall mehr potenzielle Quellen für Liquidität gebe als lediglich das Geld des Steuerzahlers. Zudem hätten in der jüngsten Krise noch keine geeigneten Instrumente für die Abwicklung von großen Geldhäusern zur Verfügung gestanden. Zum Vergleich: in der Finanzkrise hatte alleine Deutschland Garantien von 400 Milliarden Euro gewährt, um Banken zu stützen.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Investitionsschreck Deutschland: Internationale Investoren meiden deutsche Projekte
07.05.2024

Ausländische Unternehmen haben im vergangenen Jahr immer weniger in Deutschland investiert. Die Anzahl der Projekte ausländischer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freie Lehrstellen erreichen kritisches Niveau: Was Unternehmen jetzt tun müssen
07.05.2024

Der Lehrstellenmangel verschärft sich: Demografischer Wandel und veränderte Berufspräferenzen der Generation Z führen zu einem...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Nachlassende Nachfrage: Deutsche Industrie verzeichnet erneut weniger Aufträge
07.05.2024

Trotz einer vielversprechenden Entwicklung im März kämpfen Deutschlands Exporteure nach wie vor mit erheblichen Schwierigkeiten.

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: US-Arbeitsmarktdaten lassen erneut Zinssenkungsfantasie aufkommen
07.05.2024

Die internationalen Finanz- und Rohstoffmärkte verbleiben im Spannungsfeld wechselnder Indikatoren hinsichtlich des zukünftigen Zinspfads...

DWN
Politik
Politik Israels Armee nähert sich dem Grenzübergang von Rafah
07.05.2024

Israels Regierung bleibt bei der geplanten umfangreichen Offensive gegen Rafah bestehen, während die Hamas einer Waffenruhe zustimmt -...

DWN
Immobilien
Immobilien Gesundheitsimmobilien: Investmentmarkt stolpert – wie sieht die Pipeline weiter aus?
07.05.2024

Nach robustem Transaktionsvolumen in den vergangenen Jahren herrschte auf dem Investmentmarkt für Pflegeheime, Seniorenimmobilien und...

DWN
Politik
Politik Erbschaftssteuer: Droht durch Klage Bayerns ein Wettbewerb der Länder beim Steuersatz?
07.05.2024

In Karlsruhe wird es diesen Sommer mal wieder um den Dauerbrenner Erbschaftssteuer gehen. Schon zweimal hat das Verfassungsgericht von der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Menge sichergestellten Kokains im Hamburger Hafen verdreifacht
06.05.2024

Im Hamburger Hafen werden alle nur erdenklichen Waren umgeschlagen - auch Drogen. Immer mehr Kokain findet durch das Tor zur Welt seinen...