Finanzen

Millionen Deutsche sind Aktionäre, ohne es zu wissen

Lesezeit: 2 min
24.06.2019 17:27
Trotz niedriger Zinsen investieren deutsche Anleger nur etwa zehn Prozent ihres Barvermögens in Aktien. Das ist aber nur die halbe Wahrheit.
Millionen Deutsche sind Aktionäre, ohne es zu wissen
Die Börse in Frankfurt. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Dem Portal tagesgeldvergleich.de zufolge verteilt sich das Geldvermögen in Deutschland in Milliarden Euro wie folgt:

Insgesamt beläuft sich also das private Geldvermögen der Deutschen auf etwa 6,33 Billionen Euro. Hinzurechnen sollte man aber auch noch den privaten Immobilienbesitz in Höhe von ca. 4,47 Billionen Euro und das sogenannte Sachwertevermögen (Autos, Motorräder, Sportgeräte, Kameras, Schmuck, Möbel oder Kunstgegenstände) von geschätzt etwa 4,5 Billionen Euro.

Die Deutschen vertrauen einen großen Teil ihres Barvermögens (rund 2,5 Billionen Euro) ihrem Sparbuch oder sonstigen Einlagen an. Dabei sollte es doch längst jedem klar geworden sein: Bei Zinsen von nahe null frisst die Inflation die Renditen komplett auf – mehr noch, sie greift sogar das ersparte Kapital an. Aktien oder Aktienfonds sollten daher für langfristig orientierte Investoren ein wesentlicher Bestandteil der Altersvorsorge sein.

Der internationale Vergleich zeigt, dass die Deutschen echte Aktienmuffel sind. Mehr als jeder zweite Amerikaner besitzt Aktien – direkt oder indirekt über Investmentfonds und Pensionskassen. Daran gemessen ist Deutschland ganz klar ein Entwicklungsland. Die Deutschen bevorzugen vermeintlich sicherere, dafür aber auch renditeschwächere Anlagen, wie das Sparbuch. Im Vergleich zu Amerikanern legen sie dabei von ihrem Nettoeinkommen fast dreimal so viel zur Seite.

Dabei legen aber die Deutschen mehr Geld in Aktien an als viele von ihnen selbst vermuten. Denn viele institutionelle Investoren wie die Anbieter von Lebensversicherungen, Pensionskassen oder betrieblichen Rentenversicherungen legen das Kapital ihrer Kunden in aktienbasierte Spezialfonds an.

Wenn man den Anteil der Spezialfonds also hinzurechnet, investieren die Deutschen etwas mehr als 20 Prozent ihres gesamten Vermögens in Aktien bzw. aktienbasierte Finanzprodukte. Was sich auf den ersten Blick als ausreichend erscheint, erweist sich angesichts der schwindenden Bedeutung der öffentlichen Rentenversicherung als viel zu wenig. Wer sich klar macht, dass jeder US-Amerikaner direkt oder indirekt mehr als 50 Prozent seines Besitzes in Aktien oder aktienähnliche Papiere investiert, wird das hierzulande herrschende Defizit erkennen.

Langfristig lässt sich mit Aktien - trotz mehrfach auftretender Kursschwankungen - ein höherer Ertrag als mit Spareinlagen erzielen. Nach einer Analyse des Investmenthaus Fidelity zahlt sich beispielsweise eine Investition in den deutschen Leitindex DAX, unabhängig vom Einstiegszeitpunkt, ab einer Anlagedauer von mindestens zehn Jahren so gut wie immer aus – zumindest galt diese Reechnung in den vergangenen Jahrzehnten.

Wie die jüngste Studie der Bundesbank verdeutlicht, haben sich die Deutschen in ihrem Anlageverhalten bisher kaum an die extrem veränderte Finanzwelt angepasst.

Die privaten Haushalte in Deutschland hätten „weiterhin eine Präferenz für liquide und als risikoarm empfundene Anlageformen“, schreiben die Ökonomen. Doch die Statistik macht klar: Wer hierzulande aufholen will, muss stärker auf Aktien- und Immobilienvermögen setzen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...