Noch ist die Arbeitslosigkeit in den Niederlanden im EU-Vergleich relativ niedrig, aber auch hier warnen Experten vor einer Steigerung in den kommenden Monaten und Jahren. So soll 2012 und 2013 die Zahl der Stellen auf dem niederländischen Arbeitsmarkt um 0,5 Prozent und 2,5 Prozent zurückgehen, währenddessen die Zahl der Erwerbstätigen zunehmen wird, so das Centraal Planbureau (CPB). Die aktuelle Wirtschaftskrise und die unsichere politische Situation angesichts neuer Wahlen im September bringen die Unternehmen dazu, weniger zu investieren und Neueinstellungen zu verringern. Diese Schlüsse legt eine aktuelle Studie der Germany Trade and Invest (GTAI) nahe.
Im April war dem niederländischen Statistikamt CBS zufolge die Zahl der Arbeitslosen um 0,3 Prozent zum Vormonat auf 6,2 Prozent der arbeitenden Bevölkerung gestiegen. 489.000 Menschen waren arbeitslos gemeldet, das entspricht einem Anstieg um 24.000 und ist der höchste Wert seit sechs Jahren. Im vierten Quartal 2011 entstanden beispielsweise nur 167.000 neue Stellen, über 14.000 weniger als noch im Vorjahresquartal. Während Eurostat zufolge die Anzahl der offenen Stellen in Deutschland bei 3 Prozent liegt, erreicht sie in den Niederlanden bei gerade einmal 1,5 Prozent. Zwar handelt es sich dabei immer noch um den EU-Durchschnitt, aber angesichts der wirtschaftlichen Situation kann sich das äußerst negativ auf den Arbeitsmarkt auswirken.
Die niederländische Wirtschaft befindet sich derzeit in einer Rezession. Die sinkende Nachfrage im Binnenmarkt und bei den Exporten sowie der harte Sparkurs der Regierung beschleunigen die Rezession. Darüber hinaus ist die Struktur des Arbeitsmarktes keine sehr stabile angesichts der zurückgeschraubten Investitionen der niederländischen Unternehmen und der sinkenden Anzahl neuer Arbeitsplätze.
Mit 50% der Gesamtbeschäftigung liegt die Teilzeitarbeit in den Niederlanden auf Rekordniveau und auch die Zahl der befristeten Arbeitsverträge ist hier gemessen am EU-Durchschnitt sehr hoch. Von den 650.000 Verträgen, die 2011 von Arbeitgebern angeboten wurden, waren 368.000 befristete Verträge mit einer Laufzeit von etwas über einem Jahr. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Zahl der befristeten Verträge zugenommen - besonders im Bausektor sank die Zahl der Anstellungen mit unbefristeter Laufzeit. Die privaten Zeitarbeitsfirmen konnten ihren Umsatz im vergangenen Jahr um 6 Prozent steigern. Die niederländischen Unternehmen wollen sich nicht unnötig binden.