Politik

Niederlande: Deutlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit erwartet

Das geringe Wirtschaftswachstum und die Sparmaßnahmen der niederländischen Regierung wirken sich bereits auf den Arbeitsmarkt aus. In den kommenden Jahren wird die Zahl der Arbeitslosen in den Niederlanden deutlich steigen und die Zahl der neuen Stellen sinken.
15.06.2012 10:59
Lesezeit: 1 min

Noch ist die Arbeitslosigkeit in den Niederlanden im EU-Vergleich relativ niedrig, aber auch hier warnen Experten vor einer Steigerung in den kommenden Monaten und Jahren. So soll 2012 und 2013 die Zahl der Stellen auf dem niederländischen Arbeitsmarkt um 0,5 Prozent und 2,5 Prozent zurückgehen, währenddessen die Zahl der Erwerbstätigen zunehmen wird, so das Centraal Planbureau (CPB). Die aktuelle Wirtschaftskrise und die unsichere politische Situation angesichts neuer Wahlen im September bringen die Unternehmen dazu, weniger zu investieren und Neueinstellungen zu verringern. Diese Schlüsse legt eine aktuelle Studie der Germany Trade and Invest (GTAI) nahe.

Im April war dem niederländischen Statistikamt CBS zufolge die Zahl der Arbeitslosen um 0,3 Prozent zum Vormonat auf 6,2 Prozent der arbeitenden Bevölkerung gestiegen. 489.000 Menschen waren arbeitslos gemeldet, das entspricht einem Anstieg um 24.000 und ist der höchste Wert seit sechs Jahren. Im vierten Quartal 2011 entstanden beispielsweise nur 167.000 neue Stellen, über 14.000 weniger als noch im Vorjahresquartal. Während Eurostat zufolge die Anzahl der offenen Stellen in Deutschland bei 3 Prozent liegt, erreicht sie in den Niederlanden bei gerade einmal 1,5 Prozent. Zwar handelt es sich dabei immer noch um den EU-Durchschnitt, aber angesichts der wirtschaftlichen Situation kann sich das äußerst negativ auf den Arbeitsmarkt auswirken.

Die niederländische Wirtschaft befindet sich derzeit in einer Rezession. Die sinkende Nachfrage im Binnenmarkt und bei den Exporten sowie der harte Sparkurs der Regierung beschleunigen die Rezession. Darüber hinaus ist die Struktur des Arbeitsmarktes keine sehr stabile angesichts der zurückgeschraubten Investitionen der niederländischen Unternehmen und der sinkenden Anzahl neuer Arbeitsplätze.

Mit 50% der Gesamtbeschäftigung liegt die Teilzeitarbeit in den Niederlanden auf Rekordniveau und auch die Zahl der befristeten Arbeitsverträge ist hier gemessen am EU-Durchschnitt sehr hoch. Von den 650.000 Verträgen, die 2011 von Arbeitgebern angeboten wurden, waren 368.000 befristete Verträge mit einer Laufzeit von etwas über einem Jahr. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Zahl der befristeten Verträge zugenommen - besonders im Bausektor sank die Zahl der Anstellungen mit unbefristeter Laufzeit. Die privaten Zeitarbeitsfirmen konnten ihren Umsatz im vergangenen Jahr um 6 Prozent steigern. Die niederländischen Unternehmen wollen sich nicht unnötig binden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dunkelflaute Deutschland: Kein Wind, keine Sonne - kein Strom
18.01.2025

Dunkelflaute 2024: Am 6. November 2024 standen die Windräder still, nur wenige Sonnenstrahlen fanden ihren Weg durch den Nebel auf die...

DWN
Panorama
Panorama Tempolimit-Debatte: Emotionen sind nicht hilfreich - hier gibt's die Fakten!
18.01.2025

Deutschland ist das letzte große Autoland, in dem auf vielen Autobahnabschnitten noch freie Fahrt für freie Bürger gilt - ein besonderes...

DWN
Politik
Politik Bundestagswahl: Sahra Wagenknecht und das BSW fordern Kurswechsel in der deutschen Politik
18.01.2025

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) fordert einen radikalen Kurswechsel in der deutschen Politik. Mit scharfer Kritik an den...

DWN
Panorama
Panorama Fachkräftemangel in Kitas: Deutschland setzt auf Erzieher aus Spanien
18.01.2025

Angesichts des Fachkräftemangels in Kitas setzt Deutschland verstärkt auf Erzieher aus Spanien. Mit dem Programm "Willkommen im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bürokratieentlastungsgesetz IV: Bürokratieabbau oder Gefahr für Steuerhinterziehung?
18.01.2025

Das Bürokratieentlastungsgesetz IV soll Unternehmen jährlich um fast eine Milliarde Euro entlasten. Doch könnte es gleichzeitig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maul- und Klauenseuche Deutschland: Landwirtschaftliche Schäden und Eindämmungsmaßnahmen
18.01.2025

Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche Deutschland sorgt für große Besorgnis unter Landwirtinnen und Landwirten. Die wirtschaftlichen...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohneigentumsquote erreicht historischen Tiefstand: Was bedeutet das für die Bürger?
18.01.2025

Die Wohneigentumsquote in Deutschland ist 2022 auf nur noch 43,6 Prozent gesunken – ein kontinuierlicher Rückgang. Das Pestel-Institut...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerpolitik: Wie hohe Abgaben Unternehmen und Arbeitnehmer belasten
18.01.2025

Die Steuerpolitik Deutschlands steht in der Kritik: Höchste Unternehmenssteuern unter Industrieländern, steigende Belastungen für...