Die Angst kehrt an die Märkte zurück. Während EZB-Chef Mario Draghi in Frankfurt die Entscheidung der EZB zur Zinssenkung des Leitzinses (hier) begründete, explodierten die Zinssätze für spanische und italienische Staatsanleihen erneut: Die 10-jährigen Italo-Bonds durchbrachen die 6 Prozent-Schwelle, spanische Papiere mit derselben Laufzeit erreichten 6,8 Prozent und nähern sich damit schon wieder gefährlich der als nicht mehr nachhaltig eingestuften 7 Prozent Marke (schon am Morgen war es nach oben gegangen - hier).
Mario Draghi hatte dagegen bei der EZB-Pressekonferenz versucht, dem Tag auch etwas Gutes abzugewinnen: Die Rückkehr der Iren an die Kapitalmärkte seien ein großer Erfolg, Grund zu applaudieren und könnten einen Hoffnungsschimmer darstellen, dass die Lage sich nicht noch mehr „anspanne“ (die Märkte sehen das indes ganz anders - hier).
Draghi, der müde und etwas fahrig wirkte, machte den Eindruck, dass auch die EZB mit der Entwicklung überfordert ist. Zwar wiederholte er mit einer gewissen Mechanik jene Phrasen, die er seit seinem Amtsantritt aus diplomatischem Comment verkünden muss. Sein Eingeständnis jedoch, dass die vor einem Monat noch als Möglichkeit eingestufte Verschlechterung der Lage nun zur Gewissheit geworden sei, zeugt nicht gerade von vitaler Zuversicht. Vor allem zeigt sich Draghi überrascht, dass nun ganz Europa von einer Rezession bedroht ist – und niemand, wohl auch die EZB nicht, weiß, wie es im Euro-Raum weitegehen soll.