Deutschland

Trotz Atomausstieg: Bundesregierung will AKWs im Ausland fördern

„Atomkraft – Nein Danke“ in Deutschland ist für die Bundesregierung in Ordnung. Mit Bürgschaften und Förderung von AKW-Neubauten im Ausland will das Wirtschaftsministerium dennoch die Atomenergie weiter unterstützen. Deutschen Firmen soll so geholfen werden, weiter Komponenten für Kernkraftwerke zu liefern.
11.08.2012 16:08
Lesezeit: 1 min

Die Wege der Bundesregierung sind unergründlich – nicht wirklich. Nach der Katastrophe von Fukushima (die noch nicht vorüber ist – hier) machte die Bundesregierung zumindest erst einmal eine Kehrtwende und entschied sich für den Atomausstieg Deutschlands, den sie zuvor zu verhindern wusste. Doch ein Atomausstieg Deutschlands ist für die Bundesregierung kein Grund, die Atomlobby beim Bau neuer Atomkraftwerke im Ausland nicht tat- und finanzkräftig zu unterstützen. Irgendwie muss man ja die Unternehmen für den Atomausstieg in Deutschland entschädigen.

Auf eine Anfrage der entwicklungspolitischen Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion, Ute Koczy, hin signalisierte das Bundeswirtschaftsministerium die grundsätzliche Bereitschaft, für AKW-Neubauten Zulieferungen oder Leistungen deutscher Firmen per Exportbürgschaft abzusichern. Der Atomausstieg in Deutschland habe für die souveräne Entscheidung anderer Staaten, Nukleartechnologie zu nutzen, keinen Einfluss, teilte das Ministerium mit. Außerdem sei das Ministerium bereit, Anträge auf Exportkreditgarantien für Leistungen und Lieferungen beim Bau von AKWs in Indien, Rumänien, Tschechien, Großbritannien und Finnland zu prüfen.

Die Bundesregierung agiere „heuchlerisch und inkonsequent", sagte Ute Koczy der AFP. Wenn der Atomausstieg in Deutschland mit parlamentarischer Mehrheit und gesamtgesellschaftlichem Konsens beschlossen worden sei, „wie kann es dann angehen, dass die Bundesrepublik die Nutzung und den Ausbau von Atomtechnologie in anderen Ländern weiter fördert?"

Das Bundeswirtschaftsministerium wies jedoch darauf hin, dass sie die Regierung „der besonderen Sensibilität von Nuklearprojekten bewusst“ sei. Die Exportkreditgarantien für Lieferungen und Leistungen für AKW im Ausland würden „besonders streng" geprüft. Zentrale Bedeutung habe dabei die Sicherheit für die Menschen im Umfeld des betreffenden Kernkraftwerks. Die Regierung setze sich zudem für hohe internationale nukleare Sicherheitsstandards ein.

Etliche der geplanten AKWs sind indes unter Experten und Umweltgruppen äußerst umstritten. So sollen etwa sieben Reaktoren im indischen Jaitapur in einem Tsunami- und Erdbebengebiet gebaut werden. Der Baugrund für den geplanten Akw-Neubau im rumänischen Cernavoda befinde sich in einer der seismisch aktivsten Regionen Europas, warnen Umweltgruppen seit Jahren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Technologie
Technologie BradyPrinter i7500: Revolution im Hochpräzisionsdruck

Sie haben genug vom altmodischen Druck großer Etikettenmengen? Keine Kalibrierung, keine Formatierung, kein umständliches Hantieren mit...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Fast 14 Millionen profitieren von der Pendlerpauschale - kommt die Erhöhung?
29.03.2025

Die in den aktuellen Koalitionsverhandlungen kontrovers diskutierte Pendlerpauschale – auch als Entfernungspauschale bekannt – wird...

DWN
Politik
Politik Demokraten in der Zerreißprobe: Wie besiegt man Trump?
29.03.2025

Eine Partei im Zwiespalt: Die Demokraten suchen nach einer Strategie. Während einige sich offen gegen Trump stellen, wollen andere...

DWN
Politik
Politik YouGov-Umfrage: AfD fährt höchsten Wert aller Zeiten ein
29.03.2025

Laut zwei aktuellen Wahlumfragen kann die AfD ihren Abstand zur CDU/CSU weiter verringern. Die Partei fährt bei einer YouGov-Umfrage ihren...

DWN
Finanzen
Finanzen Großer Goldfund in Finnland: Neue Goldmine in Lappland geplant
29.03.2025

Inmitten der weiten Landschaft Lapplands könnte schon bald eine neue Goldmine entstehen. Der kanadische Bergbaukonzern Rupert Resources...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zeiss: Vom Mikroskop-Pionier zum Hightech-Konzern
28.03.2025

Zeiss prägt die Optikindustrie seit fast zwei Jahrhunderten. Vom ersten Mikroskop bis zur Halbleitertechnik von heute spiegelt die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirtschaft in schwerer Depression: Arbeitgeber rechnen mit Union und SPD ab!
28.03.2025

Deutschlands Wirtschaft reißt die Geduld mit den Parteichefs der möglichen Schuldenkoalition (so wird die designierte Bundesregierung aus...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Finanzbombe: Riskanter Masterplan oder globales Chaos?
28.03.2025

Stephen Miran, ehemaliger Berater von Donald Trump, hat einen radikalen Finanzplan vorgelegt, der das Potenzial hat, das globale...

DWN
Politik
Politik Öffentlicher Dienst: Schlichtung mit Kompromissvorschlag - Gestaffelt mehr Lohn und Urlaub
28.03.2025

Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst haben die Schlichter einen Kompromiss vorgeschlagen. Demnach soll es...