Finanzen

Codewort HARP: US-Banken verdienen prächtig an Hausbesitzern in Not

Die US-Regierung gewährt in Bedrängnis geratenen Hypotheken-Schuldnern über das HARP-Programm günstige Kredite. Weil diese aber über die ursprünglich kreditgebende Bank abgewickelt werden müssen, nehmen die US-Institute satte Gebühren von den Schuldnern - und machen so aus der Krise eine neue Erlösquelle.
14.08.2012 00:39
Lesezeit: 1 min

Die großen Anbieter von Immobilien-Hypotheken in den USA machen erhebliche Profite mit einem Regierungsprogramm, das eigentlich Hausbesitzer entlasten sollte. Wells Fargo, JP Morgan und die Bank of America verdienen über Bearbeitungsgebühren an relativ risikolosen Krediten kräftig mit. Außerdem treibt mangelnder Wettbewerb die Zinsen für die Sonderkredite in die Höhe.

Viele Häuser in den USA haben aufgrund der Immobilienblase massiv an Wert verloren. Damit hat sich die Laufzeit der Hypotheken verlängert. Außerdem sind die üblichen Zinssätze für Kredite aktuell so niedrig wie nie. Die Hausbesitzer stecken aber meist noch in alten Verträgen, die viel höhere Zinsen vorsehen. Um diese negative Entwicklung auszugleichen, ermöglicht die US-Regierung Hausbesitzern, die ihre Raten stets pünktlich bezahlt haben, einen Sonderkredit zu niedrigeren Zinsen. Ohne das sogenannte HARP-Progamm würden sie über ein Drittel mehr bezahlen.

Doch die Hausbesitzer müssen Kredite im HARP-Programm über ihren ursprünglichen Kreditgeber abwickeln. Diese Bindung verhindert jeden Wettbewerb und führt dazu, dass die Zinsen, welche die drei wichtigsten Banken in diesem Bereich verlangen, überhöht sind.

„Obwohl es ermutigend ist, dass Hausbesitzer denen das Wasser bis zum Hals steht, den Vorteil aktuell niedriger Zinsen bekommen, werden nach wie vor massive Gewinne auf ihre Kosten gemacht. Auch wenn das Fehlen von Wettbewerb ein Hauptauslöser dafür ist, sind es vor allem die Geschäftspraktiken der systemrelevanten Banken, die die zusätzliche Wut der Öffentlichkeit schüren“, schreibt David Schawel, ein US-Kreditfachmann im Finanzblog Zerohedge.

Wells Fargo, JP Morgan und die Bank of America bieten im HARP-Programm Kredite zu etwa vier Prozent Zinsen mit einer Laufzeit von 30 Jahren an. Sie können sich dabei darauf verlassen, dass sie es mit zuverlässigen Gläubiger zu tun haben, weil dies Voraussetzung für HARP ist. Die drei Banken geben die Hypotheken wiederum an die großen Institute Fannie Mae und Freddie Mac weiter. Weil das Ausfallrisiko der HARP-Kredite gering ist, müssen sie lediglich 3,5 Prozent Zinsen an die nächstgrößeren Institute bezahlen. So machen die Kreditanbieter sichere Gewinne von bis zu 0,8 Prozent.

Eine Neuauflage des HARP-Programms soll für mehr Wettbewerb sorgen und unterbinden, dass die Kreditinstitute auf Kosten der Steuerzahler Gewinne mit den privilegierten Krediten machen können.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Steuerentlastung 2025: Was geplant ist und wie Firmen sich vorbereiten können
11.04.2025

Mit der Bundestagswahl im Februar 2025 richteten sich viele Hoffnungen auf die neue Regierung unter Führung von Friedrich Merz (CDU/CSU)....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zölle haben sich trotz Rückzug versechsfacht: Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman warnt
11.04.2025

Die vermeintliche Entspannung auf dem globalen Handelsparkett nach der Ankündigung von Donald Trump, seine Zollerhöhungen temporär...

DWN
Politik
Politik Treffen mit Putin? US-Sondergesandter erneut in Russland
11.04.2025

Der US-Sondergesandte Steve Witkoff ist nach Russland gereist und in St. Petersburg gelandet. Nach Angaben des Kremls wird Putin im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Widerstand gegen Trumps Handelspolitik wächst: US-Wirtschaftseliten warnen vor „nuklearem Wirtschaftskrieg“
11.04.2025

Die Geduld der amerikanischen Wirtschaftsführer ist am Ende: Immer mehr Topmanager und Großinvestoren kritisieren die erratische...

DWN
Politik
Politik Neue Waffen aus Deutschland für die Ukraine: Pistorius bestätigt neue Waffenlieferungen
11.04.2025

Die Aufrüstung geht weiter: Deutschland will der Ukraine unter anderem mehr als 1.100 Radarsysteme zur Bodenüberwachung, weitere...

DWN
Politik
Politik Wehrpflicht kommt zurück nach Deutschland: Verteidigungsminister Pistorius sieht Einführung noch 2025
11.04.2025

Nach Bildung der neuen Regierung: Der geschäftsführende Verteidigungsminister Boris Pistorius will die Einführung des neuen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China geht auf Konfrontation: Die USA haben für chinesische Exporte an Bedeutung verloren
11.04.2025

Die Bedeutung des US-Marktes für China habe in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen und mache heute nur noch 14 Prozent der...

DWN
Politik
Politik Migration nach Koalitionsvertrag: Kurswechsel von Union und SPD in der Migrationspolitik bleibt ungewiss
11.04.2025

Merz hat spürbare Änderungen bei der Regelung von Einwanderung und Asyl angekündigt. Ob es dazu kommt, wird sich jedoch frühestens in...