Österreich hatte im Januar das Triple A der US-Ratingagentur Standard & Poor’s verloren. Nun hat sich die Agentur die Lage erneut angesehen – und kommt zu keinem erfreulichen Urteil: „Die Kreditrisiken der österreichischen Banken sind größer als in den meisten anderen europäischen Ländern“, sagte die S&P-Analystin Anna Lozmann bei einer Pressekonferenz. Der Grund: Österreichs Banken haben ihren Kunden im großen Stil Fremdwährungskredite angedreht. Vor allem die berüchtigten Franken-Kredite können dazu führen, dass bei großen Wechselkursschwankungen die Kreditnehmer unter Druck geraten. Dann könnten die Banken sehr schnell mit einem Anstieg von faulen Krediten zu kämpfen haben. Noch ist der Schweizer Franken dank der PEG-Aktion der Schweizer Nationalbank an den Euro gekoppelt. Doch offenbar erwartet S&P, dass dies nicht ewig so bleiben könnte.
28 Prozent aller Kredite, die die österreichischen Banken an private Haushalte vergeben haben, sind Fremdwährungskredite, davon 93 Prozent in Schweizer Franken. Die meisten Kredite haben lange Laufzeiten.
Für S&P stellt diese Tatsache ein erhebliches Risiko für Österreichs Banken dar. Die Institute sind außerdem massiv in Osteuropa tätig, wo sich gerade im Bereich der Fremdwährungskredite bei den nationalen Währungen besonderen Unsicherheiten ergeben können.
Die österreichische Finanzmarktaufsicht hat die Vergabe von Frankenkrediten 2008 gestoppt. Seither versuchen die Banken, die Kredite in Euro-Darlehen zu wandeln. Offenbar sind die Kunden hier jedoch noch nicht überzeugt – was möglicherweise auch damit zusammenhängen könnte, dass viele Kunden fürchten, von den Banken ein weiteres Mal über den Tisch gezogen zu werden, etwa durch neue, zusätzliche Gebühren bei der Umwandlung.
Hinzu kommt, dass Österreichs Banken immer noch nicht ausreichend rekapitalisiert sind. Zwar habe sich die Eigenkapitalquote nach Einschätzung von Standard & Poor’s etwas verbessert, von den internationalen Vorgaben sind die österreichischen Banken jedoch noch weit entfernt.