Politik

Türkei ignoriert Sanktionen: Weiter Gold und Gas für den Iran

Die Vorbereitungen der USA, den Goldhandel mit Iran zu verbieten, lassen den türkischen Wirtschaftsminister Çağlayan völlig unbeeindruckt. Das Edelmetall ist in letzter Zeit zum Zahlungsmittel für Erdgas avanciert, das die Türkei von der islamischen Republik bezieht. Was die USA und Europa an Sanktionen beschließen, habe für ihn keinerlei Verbindlichkeit.
29.11.2012 22:17
Lesezeit: 2 min

Jeder neue Schritt der USA, den Goldhandel mit dem Iran zu beschneiden, würde die Türkei nicht weiter stören, zitiert die türkische Hürriyet den türkischen Wirtschaftsminister Zafer Çağlayan. Die Türkei sei schließlich auch nicht Mitglied der EU und müsse sich nur an multinationale Abkommen halten.

Wie in dieser Woche bekannt wurde, arbeite der US-Senat gerade an einem neuen Paket mit Sanktionen gegen den Iran, das schon im nächsten Monat in Kraft treten könnte. Unter den betroffenen Gütern soll diesmal auch das Edelmetall sein. Diese Sanktionen würden „das Spiel der Türkei Gold gegen Gas“ beenden, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters in diesem Zusammenhang ein ranghohes Senats-Mitglied.

Bereits Anfang nächsten Monats, so informiert das türkische Blatt weiter, werde die USA eine Ausnahmeregelung für sein Energie-Embargo gegen den Iran revidieren, in das auch die Türkei im Juni für sechs Monate aufgenommen wurde. „Die US-Sanktionen stehen für die USA“, so Çağlayan während eines Treffens der Konföderation Türkischer Industrieller und Geschäftsleute (TUSKON) in Istanbul. „Wir haben multilaterale, internationale Abkommen.“ Diese Übereinkünfte seien für die Türkei verbindlich. Und die „Aussagen der EU sind nicht bindend, da wir kein Mitglied sind“, fügte Wirtschaftsminister Çağlayan hinzu.

In den ersten neun Monaten dieses Jahres beliefen sich die Gold-Exporte der Türkei in den Iran auf gut 6.4 Milliarden Dollar. Exporte im Wert von drei Milliarden Dollar sollen im August indirekt über die Vereinigten Arabischen Emirate geflossen sein. Im vergangenen Jahr waren es demgegenüber nur 54 Millionen US-Dollar. „Die türkischen Gold-Exporte in den Iran [direkt und über die VAE] sind in diesem Jahr deutlich gestiegen und trugen rund sieben Milliarden Dollar zur Verbesserung des Leistungsbilanzdefizits bei“, so Chefökonom Özgür Altuğ, von BGC Partners. Seiner Ansicht nach sieht es danach aus, als ob die US-Regierung nun scharf auf die Reduzierung der türkischen Gold-Exporte in den Iran sei. Noch sei unklar, welche Sanktionen genau anstünden, doch dieser Ansatz zeige, dass die Türkei gezwungen sein könnte, seine Gold-Exporte zu reduzieren.

Aufgebracht wurde die Diskussionen über türkische Gold-Exporte in den Iran, nachdem der stellvertretende Regierungschef, Ali Babacan, am 22. November auf Nachfragen von Abgeordneten des Haushaltsausschusses im Parlament eingestanden hatte, dass der sprunghafte Anstieg der Gold-Exporte in 2012 auf die Finanzierung der Erdgaslieferungen an den Iran zurückzuführen sei. „Im Wesentlichen dienen unsere Goldexporte der Bezahlung unserer Erdgaslieferungen“, so der Politiker. Die Türkei, sagte Babacan, deponiere das Geld für das Gas, was sie aus dem Iran geliefert bekäme, auf dem Konto der iranischen Regierung in der Türkei. Wohin wiederum das Gold danach fließe, wisse er jedoch nicht.

Im Augenblick ist das staatliche Kreditinstitut Turkiye Halk Bankasi für Geldtransaktionen mit dem Iran für die Öl-und Gas-Lieferungen zuständig. Iran ist vom internationalen Finanzsystem abgeschnitten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutsche Wirtschaft holt auf: Thüringen und Sachsen mit Spitzenplätzen
20.05.2025

Einer neuen ifo-Studie zufolge hat Ostdeutschland wirtschaftlich gegenüber dem Westen deutlich aufgeholt. Der Thüringer Industrieanteil...

DWN
Politik
Politik Wenn Europa falsch reagiert, wird Trump zur echten Gefahr für die NATO
20.05.2025

Donald Trump ist zurück – und mit ihm die Zweifel an der Zukunft der NATO. Ex-Sicherheitsberater John Bolton warnt: Nicht Trump allein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Amazons Geheimwaffe aus Israel: Wie ein unbekanntes Start-up den KI-Krieg entscheidet
20.05.2025

Ein unbekanntes Start-up aus Israel liefert den Treibstoff für Amazons KI-Vormarsch. Mit Annapurna Labs sichert sich der Tech-Gigant die...

DWN
Finanzen
Finanzen 30.000 Dollar für Gold – und der Westen ist bankrott
20.05.2025

Gold steigt, wenn das Vertrauen fällt. Für Hedgefonds-Manager David Einhorn wäre ein Kurs von 30.000 Dollar kein Triumph – sondern ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Krise am Bau: Wohnungsmarkt steckt fest – Bauindustrie warnt vor Investitionsstau
20.05.2025

Die deutsche Bauwirtschaft steckt weiterhin tief in der Krise. Der Wohnungsbau schwächelt, Neubauten stagnieren – und aus Sicht der...

DWN
Politik
Politik BKA: Politisch motivierte Kriminalität steigt um 40 Prozent– Beratungsstellen schlagen Alarm
20.05.2025

Schon die erste Kriminalitätsstatistik, die Dobrindt vorstellt, zeigt, dass er ein schwieriges Amt übernommen hat. Bei Straftaten mit...

DWN
Finanzen
Finanzen BYD-Aktie auf Rekordjagd: Neue Technologie und Europa-Strategie beflügeln den Kurs
20.05.2025

Die BYD-Aktie bricht Rekorde, während Konkurrent Tesla schwächelt. Neue Technologien und Strategien sorgen für Aufsehen – doch wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland unter Druck: EU verschärft Sanktionen gegen Kreml
20.05.2025

Trotz der Bemühungen von US-Präsident Donald Trump ist ein Ende des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine weiterhin nicht in Sicht....