Wohnungsbau in der Dauerkrise – Hoffnung auf Trendwende?
2024 war für viele Bauunternehmen bereits das vierte Jahr in Folge mit rückläufigen Umsätzen. Besonders betroffen: der Wohnungsneubau. Hier sank der preisbereinigte Umsatz zuletzt um 7 Prozent. Hauptgründe sind die stark gestiegenen Baukosten, hohe Finanzierungshürden für private Investoren sowie fehlende staatliche Anreize.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer: Das Volumen neu vergebener Wohnungsbaukredite stieg 2024 um 23 Prozent und setzte sich auch Anfang 2025 aufwärts fort. Das könnte darauf hindeuten, dass die tiefste Phase der Wohnungsbaukrise durchschritten ist – von einer echten Erholung will in der Branche aber noch niemand sprechen.
Für das laufende Jahr rechnet der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie im Wohnungsbau weiterhin mit einem realen Umsatzrückgang von vier Prozent. Insgesamt wird ein Minus von einem Prozent für das gesamte Bauhauptgewerbe erwartet.
Haushaltschaos bremst Bauinvestitionen
Besonders kritisch sieht die Bauindustrie die aktuelle vorläufige Haushaltsführung des Bundes. Sollte der Bundeshaushalt für 2025 nicht vor der Sommerpause verabschiedet werden, droht nach Einschätzung des Branchenverbands ein komplettes Ausbleiben von Bundesinvestitionen für ein ganzes Jahr.
„Ohne verbindlichen Haushalt bleibt der Bund als Bauherr auf der Strecke – das ist Gift für die gesamte Branche“, warnte Verbandspräsident Peter Hübner. Die Stagnation im öffentlichen Bau mit null Prozent Wachstum könnte sich dadurch noch verschärfen.
Baustellen bleiben – Projekte fehlen
Nicht nur Wohnungsbauprojekte sind betroffen – auch im Infrastrukturbereich stockt es. Im Autobahnbau sei seit neun Monaten kein neues Projekt ausgeschrieben worden, kritisiert der Verband. Die Folge: Bestehende Baustellen dauern unnötig lange, neue Investitionen in Infrastruktur bleiben aus. Die Autobahn GmbH warnt, dass ohne zusätzliche Mittel bald keine neuen Bauprojekte mehr starten können.
Branche mit freien Kapazitäten – Politik am Zug
Trotz der schwierigen Lage zeigt sich die Bauindustrie handlungsbereit. Laut einer Branchenumfrage erwarten zwar 31 Prozent der Unternehmen im Jahr 2025 einen weiteren Umsatzrückgang, doch 60 Prozent planen, ihr Personal zu halten. Die Auslastung liegt derzeit bei lediglich 70 Prozent – viele Unternehmen könnten sofort mehr leisten, wenn neue Aufträge kämen.
Am Tag der Bauindustrie will die Branche ihre Forderungen direkt an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD) richten. Die zentrale Botschaft: Deutschland braucht mehr Investitionen – besonders im Wohnungsbau. Ohne staatliche Impulse drohen weiter steigende Mieten, ein wachsender Wohnraummangel und eine zunehmende soziale Schieflage.