Immobilien

SOS Energetische Sanierung: Bei Wohnimmobilien geht zu viel Energie verloren

Es gibt einen massiven Sanierungsbedarf im deutschen Wohnmarkt: Der „Sanierungsstau“ wird durch die stark gestiegenen Baukosten und dem Fachkräftemangel weiter verschärft - deshalb zögern viele Eigentümer bei der Sanierung, oder sind nur dazu bereit, wenn die Kosten durch Förderungen zumindest teilweise gedeckt werden. Wo in Deutschland gibt es überraschenderweise die energieeffizientesten Immobilien?
12.03.2025 10:56
Aktualisiert: 12.03.2025 11:02
Lesezeit: 3 min
SOS Energetische Sanierung: Bei Wohnimmobilien geht zu viel Energie verloren
Ein Handwerker bringt Dämmmaterial an einen Neubau an. (Foto: dpa)

Der Bedarf an energetischer Sanierung auf dem deutschen Wohnimmobilienmarkt spitzt sich zu: Der Anteil der renovierungsbedürftigen Immobilien ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen – besonders bei Häusern gibt es einen massiven Sanierungsbedarf. Wohnungen schneiden bei der Energieeffizienz generell besser aus, weil sie von anderen Einheiten umgeben sind.

Einer aktuellen immowelt-Analyse zufolge haben mehr als ein Drittel (fast 37 Prozent) aller zum Kauf angebotenen Wohnimmobilien auf dem Portal eine schlechte Energieeffizienz – mit Energieeffizienzklassen niedriger als E. Vor vier Jahren waren es nur 28 Prozent.

Hintergrund – Durchschnittskosten für Energiesanierungen: 37.000 Euro

Im Durchschnitt haben Immobilienbesitzer in Deutschland im Jahr 2024 rund 37.000 Euro für Energiesanierungen ausgegeben. Mehr als jeder Zweite hat Förderungen in Anspruch genommen, so eine separate Studie des Immobilien-Portals vor Kurzem. Die häufigsten Sanierungs-Maßnahmen waren Dämmung und Fenster- oder Heizungstausch.

Nach dem Europaparlament müssen viele Gebäude in der EU umweltfreundlicher werden und der Energieverbrauch soll mittelfristig deutlich sinken. Der deutsche Gebäudesektor spielt weiterhin eine maßgebliche Rolle im Energieverbrauch: Mit rund 30 Prozent ist es immer noch der Sektor, der für 30 Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich ist.

Laut immowelt Geschäftsführer Piet Derriks ist der „Sanierungsstau“ in Deutschland enorm und wird durch die stark gestiegenen Baukosten und dem Fachkräftemangel weiter verschärft. Hinzu käme, dass sich energetische Maßnahmen ab einem bestimmten Effizienzlevel finanziell kaum noch lohnten. „Wer den Energieverbrauch noch weiter senken will, muss häufig überproportional hohe Ausgaben in Kauf nehmen, was viele Eigentümer abschreckt“, kommentierte Derriks.

Häuser und Wohnungen im Vergleich

Häuser: Generell schlechte energetische Zustände

Besonders bedenklich steht es um den energetischen Zustand vieler Häuser. Analysiert wurden in der immowelt-Studie freistehende Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften und Reihenendhäuser. Häuser mit der schlechtesten Energieeffizienzklasse H machten hier im vergangenen Jahr mit 24,4 Prozent den größten Anteil am Kaufangebot aus. Insgesamt hatte mehr als die Hälfte (51,9 Prozent) der inserierten Häuser auf immowelt hatten eine Energieeffizienzklasse niedriger als E. Weniger als ein Viertel (22,5 Prozent) der Häuser erfüllten die Ansprüche der Klassen A+ bis C.

Wohnungen: Fast 40 Prozent mit Klasse C oder besser

Demgegenüber hatte nur jedes siebtes Wohnungskaufangebot (14 Prozent) eine Energieeffizienzklasse schlechter als E und mindestens 39,6 Prozent waren über der Energieeffizienzklasse C. Wohnungen sind energieeffizienter als freistehende Häuser aufgrund der Nähe anderer Appartements in einem Wohngebäude.

Deutschland-Vergleich: Große Unterschiede

In Vergleich der einzelnen kreisfreien Städte und Landkreise gab es erhebliche Unterschiede bei den Energiebilanzen: Vor allem in strukturschwachen ländlichen Regionen gibt es viele Immobilien, die dringend energetisch saniert werden müssten. In den wirtschaftlich stärkeren Regionen Süddeutschlands machen Wohnungen und Häuser mit einer Energieeffizienzklasse schlechter als E dagegen oft nur einen geringen Anteil am Gesamtangebot aus.

In mehreren ostdeutschen Städten, in denen viele Immobilien seit der Wiedervereinigung umfassend saniert wurden, gibt es wenige energieineffiziente Immobilien.

Den geringsten Anteil von Wohnimmobilien mit schlechter Energiebilanz gibt es in Schwerin auf, wo in den vergangenen beiden Jahren nur 5,1 Prozent der angebotenen Objekte eine Energieeffizienzklasse niedriger als E hatten. Den größten Anteil an Wohnimmobilien mit schlechter Energieeffizienz hingegen gibt es im niedersächsischen Landkreis Holzminden (mit 79,5 Prozent) und auch sowie im rheinland-pfälzischen Pirmasens (71,8 Prozent).

Viele Käufer wollen eine gute Energiebilanz

Für Käufer hat die Energieeffizienz einer Immobilie aktuell einen ähnlichen Stellenwert wie die Lage der Immobilie, sagte Derriks kürzlich: „Käufer möchten hohe Folgekosten durch Sanierungen vermeiden, weshalb unsanierte Immobilien zukünftig schwerer zu verkaufen sein werden.“ Auch würde eine schlechten Energiebilanz als Argument für einen Verkaufspreisnachlass in Verhandlungen benutzt – laut Kaufinteressenten müssen Sanierungs- und Modernisierungskosten in den finalen Kaufpreis eingeplant werden.

Datenbasis der immowelt-Analyse waren Kaufangebote, die auf dem Portal in Deutschland inseriert wurden und eine Angabe zur Energieeffizienzklasse enthielten. Dabei wurden ausschließlich Wohnimmobilien im Bestand berücksichtigt (Objekte mit Baujahr innerhalb der letzten zwei Jahre wurden ausgeschlossen). Für die deutschlandweite Berechnung der Anteile der Energieeffizienzklassen am Angebot wurden Kaufimmobilien betrachtet, die im Jahr 2024 angeboten wurden. Für die Auswertung der einzelnen kreisfreien Städte und Landkreise wurden Kaufangebote in den Jahren 2023 und 2024 betrachtet.

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Vera von Lieres

Vera von Lieres gehört seit September 2022 zum DWN-Team und schreibt als Redakteurin über die Themen Immobilien und Wirtschaft. Sie hat langjährige Erfahrung im Finanzjournalismus, unter anderem bei Reuters und führenden Finanzmedien in Südafrika. Außerdem war sie als Kommunikations- und Marketing-Spezialistin bei internationalen Firmen der Investment-Branche tätig.

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