Gold als Misstrauensindikator gegen Washington
Der Goldpreis schwankt – doch für viele Investoren bleibt das Edelmetall das letzte Vertrauenssignal inmitten wachsender wirtschaftlicher und politischer Instabilität. Hedgefonds-Manager David Einhorn setzt weiter auf Gold. Seine Warnung: Ein Anstieg auf 30.000 Dollar wäre kein Grund zur Freude – sondern ein Alarmsignal für den Zusammenbruch fiskalischer Vernunft in den USA.
Für Einhorn ist Gold längst mehr als ein klassisches Inflationsschutzinstrument. Vielmehr reflektiere der Preis das Vertrauen – oder besser: das Misstrauen – in die fiskalische und geldpolitische Stabilität der USA.
„Gold ist keine Inflationsgeschichte“, betont der Gründer von Greenlight Capital. „Es geht um das Vertrauen in die Politik.“
Seine Diagnose ist eindeutig: Der amerikanische Staatshaushalt läuft aus dem Ruder. Das Defizit beträgt derzeit 1,9 Billionen Dollar. Sparversprechen wie jene des informellen „Effizienzministeriums“ rund um Elon Musk (DOGE) blieben folgenlos. Auch die geplanten Zusatzeinnahmen durch Zölle verpufften wirkungslos.
„Die Wahrheit ist: Niemand kümmert sich um das Defizit. Es gibt einen parteiübergreifenden Konsens, nichts zu tun – bis es zu spät ist“, warnt Einhorn. Eine Goldrallye in Richtung 30.000 oder gar 50.000 Dollar wäre für ihn kein Erfolg, sondern ein Ausdruck tiefer Systemkrise.
Moody’s, Märkte und das Goldsignal
Dass Moody’s den USA kürzlich die Top-Bonität AAA aberkannte, passt ins Bild. Die Märkte reagierten empfindlich: ETFs auf große Indizes verloren rund ein Prozent. Die Sorge um die Schuldentragfähigkeit wächst – ebenso wie die Nachfrage nach „sicheren Häfen“.
Gleichzeitig fiel der Goldpreis zuletzt um 3,7 Prozent auf rund 3.200 Dollar – ein Rücksetzer nach der Rallye. Doch viele sehen darin lediglich eine Verschnaufpause. Sollte die US-Politik weiter auf Verschuldung und wirtschaftliche Repression setzen, dürften die Edelmetalle erneut profitieren.
Rekorde, Rezessionen, Realitätsverlust
Weitere Stimmen aus der Finanzwelt bestätigen die Unsicherheit: Steve Cohen erwartet keine dramatische Krise, wohl aber einen Abschwung – Märkte könnten um bis zu 15 Prozent fallen. Jamie Dimon warnt vor den Folgen der globalen Zollkonflikte. Ken Griffin rät zur Liquidität, statt sich den Launen der Politik auszusetzen.
Und Elliott Management? Der Fonds schreibt offen von „massiver Kapitalvernichtung“ durch die Trump’sche Handelspolitik – und einem „überbewerteten, fragilen Aktienmarkt“, der bei weiter steigender Unsicherheit implodieren könnte.
Gold bleibt der Krisenkompass
Ob Handelskrieg, Haushaltskrise oder geopolitische Rivalität – der Goldpreis wird zum Seismograf für die Systemspannungen des Westens. Je größer das Vertrauen in Washingtons Kursverlust, desto größer das Interesse an der ältesten Währung der Welt.
David Einhorn bringt es auf den Punkt: „Wenn Gold auf 30.000 Dollar steigt, haben wir ein ernsthaftes Problem.“