Finanzen

500 Millionen Dollar Wette gewonnen, weil Griechenland noch den Euro hat

Lesezeit: 2 min
19.12.2012 10:28
Kurz bevor Griechenland den Schulden-Rückkauf startete, kaufte ein US-Investor Loeb griechische Staatsanleihen im Wert von einer Milliarde Euro. Er setzte darauf, dass die EU alles versuchen werde, um Griechenland weiter im Euro zu halten. Und Loeb geht sogar davon aus, dass der Wert der Staatsanleihen noch um weitere 40 Prozent steigen wird.
500 Millionen Dollar Wette gewonnen, weil Griechenland noch den Euro hat

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aktuell:

Zugtickets nach Brüssel: Pendler zahlen doppelt, EU-Parlament nur die Hälfte

Das Spiel mit den Staatsanleihen ist bei den Hedge-Fonds sehr beliebt. So kauften beispielsweise etliche Fonds griechische Anleihen, als diese nur mehr einen geringen Wert hatten und profitierten von dem Schuldenrückkauf der griechischen Regierung im Zuge des überarbeiteten Rettungspaketes (hier). Einer der weltweitbekanntesten US-Investoren, Dan Loeb, trieb dieses Spiel auf die Spitze. Er setzte wenige Monate vor der Ankündigung des Schuldenrückkaufs darauf, dass die EU-Mitgliedsländer und die EU-Institutionen alles daran setzen würden, einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone zu verhindern.

Seine Firma Third Point kaufte griechische Staatsanleihen im Wert von einer Milliarde Dollar, bestätigten ungenannte Quellen aus dem Fonds-Kreis der FT. Als Dan Loebs Fonds die Anleihen erwarb hatten diese jeweils nur einen Wert von 17 Cent – eine entsprechend große Position hielt Third Point nach der Investition von einer Milliarde Dollar. Third Point ist der größte Hedge-Fonds-Inhaber griechischer Anleihen. Für den Rückkauf der Schulden war die griechische Regierung wenige Monate später bereit, einen Durchschnittspreis von etwa 34 Cent zu zahlen (mehr hier). Damit hatte der Hedge-Fonds allein Dank der immensen Menge der gehaltenen griechischen Anleihen und der Steigerung des Werts dieser 500 Millionen Dollar Gewinn gemacht.

Doch der Gewinn von 500 Millionen Dollar bedeutet nicht, dass Third Point bereits alle gehaltenen griechischen Anleihen tatsächlich wieder an die Regierung verkaufen wird. Einen beträchtlichen Anleihenstock will Dan Loeb halten, da er davon ausgeht, dass der Wert der griechischen Anleihen im kommenden Jahr noch weiter steigen wird. Analysten bei Third Point gehen sogar von einer Steigerung um 40 Prozent aus. Immerhin – nach dem Schuldenrückkauf hat die Ratingagentur Standard & Poor’s am Dienstag die Kreditwürdigkeit für das Land wieder heraufgesetzt.

Jedoch haben nicht alle Hedge-Fonds und Investoren große Gewinne mit Wetten in der Eurozone einfahren können. John Paulson, der damals die Immobilienblase in den USA kommen sah, hatte beispielsweise auf eine Erholung der US-Wirtschaft und eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation in Deutschland gesetzt. Seit 2010 hat Paulsons Fonds 60 Prozent seines Wertes verloren. Der mexikanische Milliardär Carlos Slim, Bloomberg zufolge der reichste Mann der Welt, hat sich mit Anteilen an Telekom Austria verspekuliert (hier). Und etliche Hedge-Fonds, die gegen Frankreich wetteten und auf einen Anstieg der Zinskosten für das Land spekulierten, lagen ebenfalls daneben. Nach Ankündigung der EZB, unbegrenzt Anleihen kaufen zu wollen, blieb die Rendite für französische Staatsanleihen trotz der schwachen Wirtschaft sehr niedrig – nun wetten sie auf sinkende Kurse französischer Unternehmensanleihen (mehr hier).

Weitere Themen

Kampf um Syrien: Russland schickt Kriegsschiffe ins Mittelmeer

Weltuntergang am Freitag: Auserwähltes Dorf in Frankreich lehnt Gäste ab

Schnellzug nach Brüssel: Pendler zahlen doppelt, EU-Politiker die Hälfte


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...