Finanzen

Pimco-Chef: Finanzmärkte stehen vor einer „Supernova“-Explosion

Lesezeit: 2 min
01.02.2013 01:03
Die Kreditblase wird wie eine Supernova explodieren, meint Pimco-Chef Bill Gross. Die Endphase des Finanzsystems sei unter anderem daran zu erkennen, dass mehr Geld in den globalen Schuldendienst gesteckt werde als in echte Investments. Anleger sollten sich schleunigst nach „realen Werten“ umsehen.
Pimco-Chef: Finanzmärkte stehen vor einer „Supernova“-Explosion

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aktuell:

Niederlande machen Druck: Es muss ein Recht auf EU-Austritt geben

Bill Gross, Gründer und Managing Director bei dem größten Vermögensverwalter der Welt, sieht das Finanzsystem an seinem Ende angekommen. Gross verwaltet für Pimco 1,9 Billionen an Vermögenswerten. Seine Warnung kommt zu einem Zeitpunkt, da bei mehreren europäischen Banken die ersten Derivaten-Bomben hochgehen (hier).

Gross hat das Bild von der Supernova mit Bedacht gewählt. Dass er die Lage auf der offiziellen Website von Pimco erklärt, sollte Anleger besonders nachdenklich stimmen.

Eine Supernova in der Definition der Wikipedia:

Eine Supernova (Plural Supernovae) ist das schnell eintretende, helle Aufleuchten eines Sterns am Ende seiner Lebenszeit durch eine Explosion, bei der der Stern selbst vernichtet wird. Die Leuchtkraft des Sterns nimmt dabei millionen- bis milliardenfach zu, er wird für kurze Zeit so hell wie eine ganze Galaxie.

Ähnlich wie bei der Supernova ist das Problem der schuldenfinanzierten Finanzmärkte die Tatsache, dass „jeder zusätzliche Dollar, der in den Markt gepumpt wird, weniger Hitze erzeugt“. Gross erläutert, dass die Theorie von Hyman Minsky zutreffe, dass nämlich das ganze Finanzsystem durch die Kreditfinanzierung nichts anderes ist als ein großes Schneeball-System. Mit der Möglichkeit der Zentralbanken, das Geld unbegrenzt zu vermehren, sei eine Situation eingetreten, in der „Investments“ nur noch getätigt werden, um Schulden zu bezahlen. Das viele Geld, das die Zentralbanken verteilen, trage immer weniger zum realen Wachstum der Wirtschaft bei (siehe Grafik am Ende des Artikels).

Gross schriebt: „Der Countdown beginnt, wenn Assets, in die man eigentlich investieren möchte, zu viel Risiko für eine zu geringe Rendite bedeuten.“

Seine Ratschläge für Anleger sind dementsprechend pragmatisch. Oberstes Gebot sei die Absicherung gegen Inflation. Interessanterweise empfiehlt Gross, in Staatsanleihen zu investieren, die reale Zinsen abwerfen: Mexiko, Brasilien und Italien sind seine Vorschläge. Dies könnte erklären, warum in den vergangenen Wochen die Bonds der europäischen Südstaaten wieder als attraktiv empfunden werden. Ganz logisch erscheint dieser Rat nicht, denn dass die Finanz-Supernova ausgerechnet Italien verschonen soll, ist doch erklärungsbedürftig.

Schon logischer ist der Vorschlag, in Märkte zu investieren, wo die Verschuldung geringer ist und die Kreditblase weniger aufgepumpt erscheint: Australien, Brasilien, Mexiko und Kanada. Bei Kanada könnte man allerdings auch ein Fragezeichen anfügen, hat doch der Zentralbank-Chef und Ex-Goldman Mark Carney für eine stille Geldvermehrung gesorgt. Aber vielleicht denkt Gross, dass es mit Kanada aufwärts gehen wird, weil Carney demnächst seine Expertise der Bank of England zur Verfügung stellen wird.

Aktien seien dort denkbar, wo die Unternehmen einen soliden Cash-Flow aufweisen.

Außerdem empfiehlt Gross den Kauf von Gold und Rohstoffen. Man solle in „alles investieren, das nicht so schnell reproduziert werden kann wie Kredite“.

Gross weist seine Investoren darauf hin, sie mögen auf ihre Eigentumsrechte achten: Die Staaten werden im Crash-Fall alles konfiszieren, was ihrer Politik dienen kann.

Zuletzt ermahnt der Pimco-Chef die Anleger, ihre Strategie grundsätzlich zu überdenken: „Akzeptieren Sie geringere Renditen in ihren zukünftigen Portfolios.“

Diese Mahnung zu befolgen, dürfte den meisten Anlegern besonders schwer fallen: Denn sie brauchen ja das Geld, um ihre Schulden zu bedienen. Diese werden aber durch Zins- und Zinseszins nicht kleiner, sondern größer.

Gross glaubt, dass uns die Zeit davon läuft. Er erwartet, dass wir bald den Wandel der Supernova sehen werden, wenn sie in sich zusammenfällt. Davor gibt es noch ein grelles Licht. Das könnte der gegenwärtige irrationale Boom an den internationalen Börsen sein.

Danach kommt nichts mehr.

Weitere Themen

Marc Faber: Geldschwemme treibt Aktienmärkte in den Crash

Rasmussen: Sparkurs in Europa gefährdet Schlagkraft der Nato

Schweizer Steuern: EU-Forderungen gefährden den Mittelstand


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft LNG: EU-Sanktionen bedrohen Russlands Energiegeschäfte
07.05.2024

Russland steht vor möglichen schmerzhaften EU-Sanktionen im Zusammenhang mit seinen Geschäften im Bereich Flüssigerdgas (LNG). Die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freie Lehrstellen erreichen kritisches Niveau: Was Unternehmen jetzt tun müssen
07.05.2024

Der Lehrstellenmangel verschärft sich: Demografischer Wandel und veränderte Berufspräferenzen der Generation Z führen zu einem...

DWN
Politik
Politik Erbschaftssteuer: Droht durch Klage Bayerns ein Wettbewerb der Länder beim Steuersatz?
07.05.2024

In Karlsruhe wird es diesen Sommer mal wieder um den Dauerbrenner Erbschaftssteuer gehen. Schon zweimal hat das Verfassungsgericht von der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Investitionsschreck Deutschland: Internationale Investoren meiden deutsche Projekte
07.05.2024

Ausländische Unternehmen haben im vergangenen Jahr immer weniger in Deutschland investiert. Die Anzahl der Projekte ausländischer...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Nachlassende Nachfrage: Deutsche Industrie verzeichnet erneut weniger Aufträge
07.05.2024

Trotz einer vielversprechenden Entwicklung im März kämpfen Deutschlands Exporteure nach wie vor mit erheblichen Schwierigkeiten.

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: US-Arbeitsmarktdaten lassen erneut Zinssenkungsfantasie aufkommen
07.05.2024

Die internationalen Finanz- und Rohstoffmärkte verbleiben im Spannungsfeld wechselnder Indikatoren hinsichtlich des zukünftigen Zinspfads...

DWN
Politik
Politik Israels Armee nähert sich dem Grenzübergang von Rafah
07.05.2024

Israels Regierung bleibt bei der geplanten umfangreichen Offensive gegen Rafah bestehen, während die Hamas einer Waffenruhe zustimmt -...

DWN
Immobilien
Immobilien Gesundheitsimmobilien: Investmentmarkt stolpert – wie sieht die Pipeline weiter aus?
07.05.2024

Nach robustem Transaktionsvolumen in den vergangenen Jahren herrschte auf dem Investmentmarkt für Pflegeheime, Seniorenimmobilien und...