Viele EU-Beamte fühlen sich in Brüssel offensichtlich nicht so richtig wohl. In einer Befragung klagt die große Mehrheit über unsaubere Straßen und zu wenig Sicherheit. Drei Viertel der Beamten geben an, dass die EU-Angestellten in einer „eigenen Welt“ leben.
In einer Studie der Brüsseler Stadtverwaltung seien zur Bestimmung ihrer Zufriedenheit 8.000 der etwa 100.000 in Brüssel lebenden EU-Beamten befragt worden, berichtet der EUobserver. Die Ergebnisse wurden am Montag präsentiert. Der „typische“ EU-Beamte ist demnach seit weniger als zehn Jahren in Brüssel, arbeitet für die Kommission und kommt aus Deutschland oder Frankreich. Nur sechs Prozent der Befragten gaben an, in Brüssel bleiben zu wollen, wenn ihr Arbeitsvertrag ausläuft.
Die Angaben der EU-Bediensteten beweisen auch, dass die Brüsseler Käseglocke kein Klischee, sondern gelebte Realität ist. Knapp 40 Prozent sagten, sie hätten weniger als drei belgische Freunde in ihrem persönlichen Umfeld, zwölf Prozent haben keinen einzigen. Die Hälfte der Administrativkräfte schickt ihre Kinder lieber auf internationale Schulen als auf belgische. 73 Prozent stimmt dann auch konsequenterweise der Aussage zu: „Die Internationale Gemeinschaft lebt in einer eigenen Welt mit wenig Kontakt zu anderen Brüsseler Bürgern“.
Auch belgisches Fernsehen oder der Gang zur Urne bei den Brüsseler Regionalwahlen, an denen sie eigentlich teilnehmen dürften, interessieren nur die Wenigsten. Die Verweigerung der Stimmabgabe begründet die Mehrheit mit purer „Gleichgültigkeit“. Das hindert sie aber nicht daran, sich über zahlreiche Missstände im Stadt-Management zu beschweren. Die größte Klage ist dabei, dass Brüssel „zu dreckig“ sei – für 80 Prozent der EU-Beamten ein echtes Problem. 78 Prozent kritisieren den schlechten Zustand der Straßen, die Hälfte die fehlende Sicherheit.
Drei Viertel der Befragten geben trotzdem an, „gerne” in Brüssel zu leben. Günstiger Wohnraum, eine gute Gesundheitsvorsorge und ein reichhaltiges kulturelles Angebot stehen dabei ganz oben auf der Liste der Vorteile. Die Frage, ob Brüssel die beste Wahl als Zentrum der EU-Institutionen ist, stößt hingegen auf geteilte Meinungen.