Der türkische Außenminister Ahmet Davutoğlu will gegen Syrien auf eigene Faust aktiv werden. Die türkische Armee soll jederzeit selbständige militärische Aktionen gegen alle Bedrohungen aus Syrien vornehmen. Der Schießbefehl wird mit dem Abschuss zweier Kampfjets im Sommer 2012 begründet.
Davutoğlus Hinweis fällt mit Berichten zusammen, wonach die Türkei ihre Boden- Luftraketen zur Flugabwehr in der südtürkischen Provinz Hatay bereits gen Syrien ausgerichtet haben soll. Im Zuge der Vorbereitungen für einen möglichen Einsatz gegen den Nachbarstaat, so die Zeitung Zaman, seien zahlreiche Rakten in den Bezirk Kirikhan gebracht worden. Konkret soll es sich um Stinger- und Hawk-Raketen handeln, die jetzt entsprechend positioniert worden seien.
Die Türkei und Syrien haben eine 900 Kilometer lange, gemeinsame Grenze. Auf türkischem Gebiet halten sich derzeit eine halbe Million syrischer Flüchtlinge auf. Kommt es tatsächlich zu einem US-Militärschlag, wird mit einem weiteren Flüchtlingsstrom gerechnet.
Die Türkei wird in jedem Fall einer internationalen Koalition gegen Syrien beitreten - auch dann, wenn dafür keine Mehrheit im UN-Sicherheitsrat zustände käme (mehr hier).
Noch vor einigen Jahren waren der türkische Premier Recep Tayyip Erdoğan und der syrische Präsident Baschar al Assad die besten Freunde. Erdoğan hielt lange an der Freundschaft fest. Erst als der Westen geschlossen zum Sturz Assads aufrief, kündigte Erdoğan Assad die Freundschaft auf.
Dazu stellte Erdoğan ein türkisches Großraum-Konzept vor: All jene, die die Vorherrschaft der Türkei in Frage stellen, so Erdoğan, würde man auf ihre Plätze verweisen. „Wir sind ein Staat, der rücksichtslos gegen jede Art von Terrororganisation kämpft. Wir schrecken nicht davor zurück Schurkenstaaten und jenen, die den Großmut der Türkei ausreizen, nachzustellen.“ Die Türkei sei jedoch keine Bedrohung für die Sicherheit irgendeiner Nation. „Das türkische Militär ist eine der weltweit stärksten Armeen“, so Erdoğan weiter. Die Türkei beabsichtige allerdings nicht, irgendjemanden anzugreifen. Es gehe vielmehr darum, den Frieden zu wahren und um die Abwehr von Bedrohungen gegen die eigene Sicherheit.
London und Washington treten beim geplanten Militärschlag gegen Syrien derzeit wieder auf die Bremse. Premier David Cameron erfährt Widerstand aus den eigenen Reihen und will nun doch den Bericht der UN-Inspekteure abwarten. Präsident Obama muss den Republikanern erklären, auf welcher Grundlage er Syrien bombardieren will (mehr hier).