Politik

Türkei mit eigener Agenda: Schießbefehl gegen Syrien

Die Türkei will die unübersichtliche Lage um Syrien offenbar dazu nutzen, ihre eigene Vormachtstellung in der Region auszubauen. Premier Erdoğan dürfte versuchen, im Windschatten der Weltpolitik die Schwäche der Syrer zu nutzen.
29.08.2013 12:54
Lesezeit: 1 min

Der türkische Außenminister Ahmet Davutoğlu will gegen Syrien auf eigene Faust aktiv werden. Die türkische Armee soll jederzeit selbständige militärische Aktionen gegen alle Bedrohungen aus Syrien vornehmen. Der Schießbefehl wird mit dem Abschuss zweier Kampfjets im Sommer 2012 begründet.

Davutoğlus Hinweis fällt mit Berichten zusammen, wonach die Türkei ihre Boden- Luftraketen zur Flugabwehr in der südtürkischen Provinz Hatay bereits gen Syrien ausgerichtet haben soll. Im Zuge der Vorbereitungen für einen möglichen Einsatz gegen den Nachbarstaat, so die Zeitung Zaman, seien zahlreiche Rakten in den Bezirk Kirikhan gebracht worden. Konkret soll es sich um Stinger- und Hawk-Raketen handeln, die jetzt entsprechend positioniert worden seien.

Die Türkei und Syrien haben eine 900 Kilometer lange, gemeinsame Grenze. Auf türkischem Gebiet halten sich derzeit eine halbe Million syrischer Flüchtlinge auf. Kommt es tatsächlich zu einem US-Militärschlag, wird mit einem weiteren Flüchtlingsstrom gerechnet.

Die Türkei wird in jedem Fall einer internationalen Koalition gegen Syrien beitreten - auch dann, wenn dafür keine Mehrheit im UN-Sicherheitsrat zustände käme (mehr hier).

Noch vor einigen Jahren waren der türkische Premier Recep Tayyip Erdoğan und der syrische Präsident Baschar al Assad die besten Freunde. Erdoğan hielt lange an der Freundschaft fest. Erst als der Westen geschlossen zum Sturz Assads aufrief, kündigte Erdoğan Assad die Freundschaft auf.

Dazu stellte Erdoğan ein türkisches Großraum-Konzept vor: All jene, die die Vorherrschaft der Türkei in Frage stellen, so Erdoğan, würde man auf ihre Plätze verweisen. „Wir sind ein Staat, der rücksichtslos gegen jede Art von Terrororganisation kämpft. Wir schrecken nicht davor zurück Schurkenstaaten und jenen, die den Großmut der Türkei ausreizen, nachzustellen.“ Die Türkei sei jedoch keine Bedrohung für die Sicherheit irgendeiner Nation. „Das türkische Militär ist eine der weltweit stärksten Armeen“, so Erdoğan weiter. Die Türkei beabsichtige allerdings nicht, irgendjemanden anzugreifen. Es gehe vielmehr darum, den Frieden zu wahren und um die Abwehr von Bedrohungen gegen die eigene Sicherheit.

London und Washington treten beim geplanten Militärschlag gegen Syrien derzeit wieder auf die Bremse. Premier David Cameron erfährt Widerstand aus den eigenen Reihen und will nun doch den Bericht der UN-Inspekteure abwarten. Präsident Obama muss den Republikanern erklären, auf welcher Grundlage er Syrien bombardieren will (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Arbeitsmarkt: Top-Berufe, die es vor 20 Jahren noch nicht gab
31.03.2025

Eine Studie von LinkedIn zeigt, wie Künstliche Intelligenz (KI) neue Jobs und Fähigkeiten schafft, Karrieren und Arbeitswelt verändert:...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie: Kurs knickt nach Orcel-Aussage deutlich ein
31.03.2025

Die Commerzbank-Aktie muss nach einer starken Rallye einen Rückschlag hinnehmen. Unicredit-Chef Andrea Orcel hatte zuvor einen möglichen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU vor Herausforderungen: Handelskriege könnten die Wirtschaft belasten – der Ausweg heißt Binnenmarkt
31.03.2025

Die protektionistischen Maßnahmen der USA und mögliche Handelskonflikte belasten die EU-Wirtschaft. Experten wie Mario Draghi fordern...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Betonblock: Lego verklagt Hersteller von Anti-Terror-Betonklötzen
31.03.2025

Lego verklagt das niederländische Unternehmen Betonblock. Die Anti-Terror-Blöcke des Herstellers erinnerten zu sehr an die...

DWN
Technologie
Technologie Neue EU-Vorschriften: Plug-in-Hybriden drohen deutlich höhere CO2-Emissionen
31.03.2025

Mit der Einführung neuer, verschärfter Emissionsmessungen für Plug-in-Hybride (PHEVs) wird die Umweltbilanz dieser Fahrzeuge erheblich...

DWN
Politik
Politik Marine Le Pen wegen Veruntreuung zu Fußfesseln verurteilt - FN-Chef Bardella: "Hinrichtung der französischen Demokratie"
31.03.2025

Marine Le Pen wurde in Paris wegen der mutmaßlichen Scheinbeschäftigung von Mitarbeitern im Europaparlament schuldig gesprochen - das...

DWN
Technologie
Technologie Balkonkraftwerk mit Speicher: Für wen sich die Investition wirklich lohnt
31.03.2025

Balkonkraftwerk mit Speicher: eigenen Strom gewinnen, speichern und so Geld sparen. Doch so einfach ist es leider nicht, zumindest nicht...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Der Handelskrieg gefährdet die US-Ausnahmestellung
31.03.2025

Da Investitionen nach neuen Möglichkeiten abseits der zuletzt florierenden US-Finanzmärkte suchen, wird an der Wall Street diskutiert, ob...