Politik

Wirtschaftsspionage: NSA späht Anwaltskanzleien aus

Die NSA schreckt nicht davor zurück, landeseigene Kanzleien zu überwachen. Vor allem, wenn sie ausländische Kunden haben. So kommt die NSA an geheime Informationen über die Vorhaben der Unternehmen und anderer Staaten.
23.02.2014 00:35
Lesezeit: 1 min

Ein weiteres NSA-Dokument zeigt, dass die amerikanische Regierung entgegen ihrer Beteuerungen durchaus Spionage betreibt. In dem Dokument, das der New York Times vorliegt geht es um die Überwachung von amerikanischen Anwaltskanzleien. Und dass, obwohl es der NSA eigentlich nach amerikanischen Recht untersagt ist, die eigenen Bürger bzw. Unternehmen zu bespitzeln. Doch mithilfe des australischen Geheimdienstes lässt sich auch dies schnell umgehen. Schließlich gehört der australische Geheimdienst zum Spionageclub Five Eyes – genauso wie die USA, Großbritannien, Kanada und Neuseeland.

In dem Dokument vom Februar 2013 geht es um eine US-Kanzlei, die von der indonesischen Regierung angeheuert wurde, um sie in Handelsstreitigkeiten mit den USA zu beraten. Für die amerikanische Regierung waren das sicherlich keine uninteressanten, bedeutungslosen Informationen, die durch die Bespitzelung herauskamen. Die Ausspähung der Kanzlei lief jedoch nicht direkt über die NSA, sondern über das australische Pendant, den australischen Geheimdienst (Australian Signals Directorate).

Der australische Geheimdienst hatte NSA-Beamten aus einem gemeinsamen Büro in Canberra (Australien) darüber informiert, dass man die Gespräche zwischen der US-Kanzlei und indonesischen Beamten abhöre, und bot der NSA an, mit ihr die Informationen zu teilen. Nach kurzer Rücksprache mit dem Chefjustiziar der NSA, so das Dokument, erhielten die NSA-Beamten vor Ort in Australien und deren australische Partner klare Anweisungen zum Umgang und die Spionage konnte fortgeführt werden.

Im Dokument selbst befand sich kein Hinweis auf den Namen der Kanzlei. Aber die amerikanische Kanzlei Mayer Brown aus Chicago beriet zu der Zeit die indonesische Regierung in Handelsfragen. In einem Handelsstreit, bei dem die Anwaltskanzlei beratend zur Seite stand, ging es um den Import indonesischer „Nelkenzigaretten“. Die USA hatten die Einfuhr dieser Ware verwehrt. Der zweite Handelsstreit betraf die Einfuhr indonesischer Garnelen.

Es gibt keinen Grund daran zu zweifeln, dass die deutsche Industrie und der deutsche Mittelstand für die Amerikaner mindestens so interessant sind. Die Aufgabe der NSA besteht nicht darin, die privaten Daten der Bürger zu durchschnüffeln – hier mögen sich Kollateralschäden ergeben. Der geldwerte Vorteil der NSA-Spionage entsteht dadurch, dass die Amerikaner ihre Wirtschaftsinteressen mit allen Mitteln durchsetzen wollen.  Vor allem mit Blick auf das Freihandelsabkommen zwischen den USA und Deutschland ist davon auszugehen, dass die USA weiterhin versuchen werden, sich über ihren Geheimdienst Vorteile gegenüber deutschen Unternehmen zu verschaffen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik NATO: Geringeres Plus bei Verteidigungsausgaben
01.09.2025

Die Verteidigungsausgaben der NATO-Staaten steigen weiter, doch das Tempo verlangsamt sich. Während Europa und Kanada aufholen wollen,...

DWN
Finanzen
Finanzen Pharma-Aktien: Sollten Anleger in der schwachen Phase einsteigen?
01.09.2025

Pharma-Aktien haben 2025 ein schwaches Jahr hinter sich – trotz steigender Medikamentennachfrage und solider Quartalszahlen. Politische...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: KI-Blase, Goldpreis bei 4.000 Dollar und die Schwäche des Septembers
01.09.2025

September gilt historisch als der schwächste Monat für Aktien – doch Analysten sehen Chancen. Während OpenAI-Chef Sam Altman vor einer...

DWN
Finanzen
Finanzen Kapitalfonds erhöhen Druck im Machtkampf um die Bavarian Nordic-Aktie
01.09.2025

Der Machtkampf um die Bavarian Nordic-Aktie eskaliert: Vorstand und Fonds drängen auf Annahme des Übernahmeangebots, während...

DWN
Politik
Politik Flugzeug mit Ursula von der Leyen betroffen von GPS-Störung
01.09.2025

Ein ungewöhnlicher Zwischenfall sorgt für Aufsehen: Ein Flugzeug mit Ursula von der Leyen an Bord gerät ins Visier einer mutmaßlich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Berufungsgericht: Trump-Zölle sind illegal
01.09.2025

Das US-Berufungsgericht hat Trumps Strafzölle für ungesetzlich erklärt – doch vorerst bleiben sie in Kraft. Nun entscheidet der...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Innovation zur Verstaatlichung: Wo die Intel-Aktie gescheitert ist
01.09.2025

Intel galt einst als Inbegriff amerikanischer Technologieführung. Doch Milliardenverluste, strategische Fehltritte und politische...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mehrheit der Beschäftigten gegen längere Arbeitszeiten
01.09.2025

Viele Beschäftigte lehnen längere Arbeitszeiten klar ab – trotz politischer Forderungen und wirtschaftlicher Argumente. Eine aktuelle...