Finanzen

EU-Südstaaten fordern Zugriff auf Steuergelder zur Bankenrettung

Die Finanzminister der südlichen Euro-Staaten wollen den Zugriff auf den ESM zur Rettung von Banken. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble leistet noch hinhaltenden Widerstand. Es wird jedoch ein Kompromiss erwartet, mit dem die Steuergelder aus dem ESM zur Banken-Rettung eingesetzt werden.
11.03.2014 14:12
Lesezeit: 1 min

Die südlichen Mitgliedsländer der Euro-Zone, die weiter mit dem Misstrauen vieler Investoren kämpfen, wollen dem Euro-Rettungsmechanismus ESM eine größere Rolle zukommen lassen. In einem Reuters vorliegenden Diskussionspapier der Eurogruppe wird vorgeschlagen, dass angeschlagene Euro-Staaten die Bail-In-Regeln flexibler gestalten könnten, um größere Unruhe im Finanzsektor zu vermeiden. Zudem soll der ESM mit Garantien einspringen können und im Gegenzug die Mehrheit an der betroffenen Bank erhalten.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble warnt dagegen vor einer Aufweichung der geplanten Regeln zur Beteiligung von Gläubigern an den Kosten von Bankenrettungen. "Wir sind in der Frage der Bail-In-Regeln nicht zu Kompromissen bereit", betonte der CDU-Politiker am Dienstag vor Beratungen mit seinen EU-Kollegen in Brüssel. Die Bail-In-Regeln sehen vor, dass bei der Schieflage eines Geldhauses Eigentümer, Gläubiger und große Sparer zur Kasse gebeten werden, wenn das Institut selbst nicht in der Lage ist, die Finanzlöcher zu stopfen. Damit soll der Steuerzahler geschont werden, der in der Finanzkrise Milliarden zur Rettung von Krisenbanken aufbringen musste. Streit gibt es vor allem darüber, was in der Übergangszeit bis 2016 passieren soll, wenn sich in diesem Jahr beim Stresstest der Europäischen Zentralbank (EZB) große Kapitallücken offenbaren und der geplante Abwicklungsfonds noch nicht ausreichend gefüllt ist.

Schäuble kündigte dagegen aber Widerstand gegen die Süd-Initiative an. Es ergebe keinen Sinn, die Regeln zunächst zu lockern, wenn man den Steuerzahler schonen wolle. Die Bundesregierung sei in diesem Punkt auf der Seite des EU-Parlaments, das ebenfalls für strenge Bail-In-Regeln eintrete. Ob die EU-Finanzminister schon am Dienstag eine Einigung in den strittigen Punkten erreichen, ist offen. Die Verhandlungen könnten sich bis in die Nacht hinziehen. Die Zeit drängt, weil das EU-Parlament den Regeln noch zustimmen soll, bevor es Mitte April ein letztes Mal vor den Europawahlen tagt. Womöglich treffen sich die Finanzminister deshalb kommende Woche erneut.

Ein Scheitern der Verhandlungen ist aber nicht jedoch unwahrscheinlich. Bisher hat Schäuble den praktizierten Widerstand nie bis zum Ende ausgereizt. Vor allem weiß Schäuble vermutlich, dass das Bundesverfassungsgericht den ESM in einigen Monaten genehmigen dürfte. Nach Informationen der Deutschen Wirtschafts Nachrichten wird die harte Haltung gegen das OMT-Business (also den unbegrenzten Aufkauf von Staatsanleihen) im Tausch durch eine Genehmigung des ESM durch Karlsruhe ausbalanciert (mehr dazu hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Tenbagger-Aktien 2025: Wie Sie mit den richtigen Aktien zehnmal so reich werden – oder alles verlieren
18.08.2025

Sie träumen von der Verzehnfachung Ihres Investments? Dann sollten Sie wissen, was Tenbagger-Aktien sind, warum oft mehr Glückspiel als...

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie klettert: Geopolitik treibt den Kurs, doch charttechnische Risiken bleiben
18.08.2025

Die Rheinmetall-Aktie sorgt erneut für Schlagzeilen: Politische Spannungen und charttechnische Marken bewegen den Kurs. Während...

DWN
Politik
Politik Kapitalmacht und Demokratie: Wer bestimmt die Richtung?
18.08.2025

In Budapest, Washington und Moskau verschmelzen wirtschaftliche Macht und politischer Einfluss in rasantem Tempo, mit tiefgreifenden Folgen...

DWN
Technologie
Technologie Bayern startet 2026 Testbetrieb von Wasserstoffzügen – sinnvoll oder nur teuer?
18.08.2025

Ab 2026 sollen in Bayern weitere Wasserstoffzüge rollen. Während die Politik Chancen sieht, bleibt Skepsis bestehen. Testbetrieb und...

DWN
Finanzen
Finanzen Novo Nordisk-Aktie: FDA-Zulassung für Wegovy bringt Aufschwung - ist das die Trendwende?
18.08.2025

Die Novo Nordisk-Aktie erlebt nach einer FDA-Zulassung für Wegovy neuen Auftrieb. Anleger wittern Chancen, doch Unsicherheiten bleiben....

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell stabil: Leitindex bleibt in Reichweite des Rekordhochs
18.08.2025

Der DAX-Kurs zeigt sich zum Handelsstart am Montag stabil, das Rekordhoch bleibt weiterhin in Reichweite. Doch politische Unsicherheiten,...

DWN
Politik
Politik Selenskyj bei Trump: Weg zu einem Abkommen für die Ukraine?
18.08.2025

Selenskyj bei Trump: In Washington treffen sich politische Gegensätze. Während Putin Druck aufbaut, sucht der US-Präsident nach einem...

DWN
Politik
Politik Wadephul in Japan: Ausbau der Partnerschaft zwischen Berlin und Tokio
18.08.2025

Wadephul in Japan wirft ein Schlaglicht auf die wachsende Partnerschaft zwischen Berlin und Tokio. Unternehmer blicken gespannt auf neue...