Wadephul in Japan: Warnung an Peking vor Grenzverschiebungen
Deutschland und Japan verstärken ihre Zusammenarbeit, während sich die Beziehungen zu den USA verändern und China zunehmend aggressiv auftritt. "Wenn wir zusammenarbeiten, dann können wir die massiven Herausforderungen angehen, mit denen unsere beiden Länder konfrontiert sind", erklärte Außenminister Johann Wadephul bei einem Treffen mit seinem japanischen Kollegen Takeshi Iwaya in Tokio. "Uns eint dabei die Erkenntnis: Freiheit, Sicherheit und Wohlstand in Europa und im Indopazifik sind eng miteinander verwoben", betonte der CDU-Politiker.
Besonders sichtbar werde dies bei Chinas Unterstützung für die russische Kriegsmaschinerie, so Wadephul. "Ohne sie wäre der Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht möglich." Peking sei Russlands wichtigster Lieferant für sogenannte Dual-Use-Güter, die sowohl zivil als auch militärisch eingesetzt werden können, und zugleich bedeutendster Abnehmer von Öl und Gas.
China drohe zudem offen damit, den Status quo im Süd- und Ostchinesischen Meer sowie in der Straße von Taiwan einseitig zu verändern und Grenzen zu verschieben, kritisierte Wadephul. "Jede Eskalation hätte in diesem sensiblen Knotenpunkt des internationalen Handels schwerwiegende Folgen für die globale Sicherheit und Weltwirtschaft." Eine Parallele zwischen Deutschland und Japan zog der Minister auch bei der Steigerung der Verteidigungsausgaben. Deutschland habe sich beim Nato-Gipfel verpflichtet, künftig fünf Prozent der Wirtschaftsleistung für Investitionen in Sicherheit und Verteidigung einzusetzen. Japan habe bereits 2022 beschlossen, seine Verteidigungsausgaben zu verdoppeln und frühzeitig Weitsicht gezeigt. Noch in diesem Herbst wollen die beiden Außenminister gemeinsam mit den Verteidigungsministern ihrer Länder zu weiteren Beratungen zusammenkommen. Dabei soll es ebenfalls um Kooperation im Cyberbereich gehen.
Wadephul: Verbündete mit neuen Herausforderungen
Deutschland habe "klassische Verbündete, die uns nahestehen, die für uns wichtig sind, wie die Vereinigten Staaten von Amerika", sagte Wadephul. Er ergänzte: "Aber auch diese Freundschaften beinhalten heutzutage neue Herausforderungen." Die Kriege und Konflikte in der Ukraine, im Gazastreifen und die mögliche nukleare Bewaffnung des Iran "machen deutlich, dass eine engere Zusammenarbeit von Freunden und natürlichen Verbündeten immer wichtiger wird".
Deutschland und Japan stünden als dritt- und viertgrößte Volkswirtschaften vor ähnlichen Herausforderungen, erklärte Wadephul in Japan, der Japan als "Premiumpartner" in Asien bezeichnete. Die jüngsten chinesischen Exportkontrollen etwa für seltene Erden zur Chipproduktion träfen deutsche wie japanische Unternehmen gleichermaßen. Japan sei beim Thema Wirtschaftssicherheit ein internationaler Vorreiter. Für Deutschland gehe es jetzt konkret darum, Lieferketten zu diversifizieren und Abhängigkeiten schnell zu verringern.
Iwaya betont Kooperation mit Deutschland
Iwaya sagte, die internationale Ordnung stehe unter Druck. Die Rolle der Zusammenarbeit und Kooperation mit Japan und Deutschland als G7-Mitglieder wirtschaftsstarker Demokratien, die in Asien und Europa "als Antriebskraft agieren", werde immer bedeutender. Wadephul wollte in Tokio auch Ministerpräsident Shigeru Ishiba sowie mehrere für Wirtschaft zuständige Minister treffen und zudem eine Rede bei einer Friedensstiftung halten. Wadephul in Japan hat auch eine persönliche Dimension. Neben langjährigen politischen Kontakten spielt seine Familie eine Rolle: Seine Töchter besuchten ein Gymnasium in Kiel, an dem sie Japanisch lernten und im Rahmen eines Schüleraustausches eine Japan-Reise unternahmen. Dieses persönliche Erlebnis habe seine besondere Nähe zu Japan verstärkt.
Im Kontext aktueller Entwicklungen ist die Wadephul-Reise nach Japan auch für Unternehmer besonders relevant: Die jüngste Geschäftsklimaumfrage „German Business in Japan 2025“ zeigt, dass 82 Prozent der deutschen Unternehmen im Jahr 2024 Gewinne in Japan erzielten – und 23 Prozent sogar mit Vorsteuermargen von über 10 Prozent. Gleichzeitig planen 31 Prozent dieser Unternehmen im Jahr 2025 höhere Investitionen in Japan, 52 Prozent wollen zusätzliche Mitarbeitende einstellen – beides Steigerungen, die Unternehmern als handfeste Indikatoren für Wachstumspotenzial dienen.
Wadephuls Reise und sein Engagement stärken das Vertrauen in den Standort Japan, indem sie politische Stabilität und wirtschaftliche Sicherheit unterstreichen – zentrale Faktoren für eine gelungene Japan‑Reise. Zudem eröffnen Initiativen wie der neue Letter of Intent zur Wissenschafts- und Raumfahrtkooperation konkrete Perspektiven für technologiebasierte Geschäftsmodelle – etwa in Quantentechnologien, KI‑Robotik und Fusionsenergie.