Unternehmen

Globalisierung begünstigt Korruption und Bestechung

Korruption in der Wirtschaft ist ein weltweit verbreitetes Problem. Bestechung wird häufig in Form von Gratis-Reisen, Konzertkarten oder Bordellbesuchen angeboten. Schmiergeld lehnen deutsche Manager dagegen ab.
17.06.2014 13:07
Lesezeit: 2 min

Die weltweite Korruption hat in den letzten fünf Jahren nochmals zugenommen. In vielen Ländern gehören Schmiergeldzahlungen nach wie vor zum Geschäftsleben, um an lukrative Aufträge zu gelangen. Deutsche Manager lehnen Schmiergelder dagegen überwiegend ab. Dafür hält ein Viertel von ihnen es nicht für anstößig, Dienstleistungen und Geschenke anzunehmen, wenn es den Unternehmenszielen dient.

„Korruption bleibt weltweit ein großes Problem: Global sind 39 Prozent der Manager der Meinung, dass Bestechung in ihrem Land an der Tagesordnung ist“, so die Autoren einer Studie zum Thema Korruption und Wirtschaftskriminalität.

Jedes vierte Unternehmen in Deutschland ist einer Studie zufolge in jüngster Zeit Opfer von Wirtschaftskriminalität geworden. 26 Prozent der Manager gaben in einer am Dienstag veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung EY (Ernst & Young) an, dass in ihrem Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren ein Betrugsfall aufgedeckt worden sei. Mehr waren es nur in Ägypten, Nigeria, Namibia und Kenia. Weltweit waren im Schnitt zwölf Prozent der Firmen betroffen.

Für die „Global Fraud Survey“ hat EY weltweit mehr als 2700 Manager in 59 Ländern befragt, davon 50 in Deutschland. Weltweit halten demnach vier von zehn Firmenchefs, Finanzvorständen oder Chef-Juristen Bestechung in ihrem Land für weit verbreitet, auch in Westeuropa sieht jeder fünfte Befragte Korruption und Betrug als gängig an. In Italien sind es - wie im WM-Land Brasilien - sogar 70 Prozent. In Deutschland halten nur sechs Prozent solche Praktiken für verbreitet.

96 Prozent der Manager in Deutschland gaben an, in ihrem Unternehmen gebe es Richtlinien gegen Korruption, weltweit sind es 82 Prozent. In fast jeder zweiten deutschen Firma wurden der Erhebung zufolge interne Strafen für Verstöße dagegen verhängt, weltweit bei gut einem Drittel.

„Nach unserer Erfahrung ist das Problem der Korruption aber auch in deutschen Unternehmen noch lange nicht vom Tisch“, warnte der für Wirtschaftskriminalität zuständige EY-Experte Stefan Heißner. Gefährdet seien vor allem Unternehmen, die im Ausland tätig seien. Dort stünden sie unter Druck: Ohne illegale Zahlungen kein Auftrag - doch dann seien die Umsatzziele in Gefahr. In Griechenland (58 Prozent) und in China (46 Prozent) halten viele Manager Schmiergelder „im Notfall“ für gerechtfertigt.

„In vielen Ländern ist die Zahlung von Schmiergeldern nach wie vor üblich. Die Manager international agierender Konzerne stehen in solchen Ländern vor erheblichen Herausforderungen: Wenn sie sich an die geltenden Regeln und Gesetze halten, entgeht ihnen Geschäft – mit der Folge, dass sie womöglich ihre Umsatzziele verfehlen“, sagte Heißner.

Die hohen Erwartungen von Investoren, Analysten und Aktienhaltern würde dazu führen, dass „gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten offenbar immer wieder die Regeln gebrochen“ werden, so die Studie.

In Deutschland wird der Studie zufolge von den Managern teilweise verlangt, Verträge vor- oder rückzudatieren oder zum Dank für einen Auftrag für einen wohltätigen Zweck zu spenden. Etwa 4 Prozent der deutschen Manager gaben darüber hinaus an, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten auch Geschäftszahlen zu schönen, um Investoren ruhig zu stellen. Jeder vierte deutsche Manager hält zudem es für gerechtfertigt das „Angebot von Unterhaltungsdienstleistungen“ anzunehmen, wenn so ein Auftrag für das Unternehmen gewonnen werden kann.

Selbst wenn es weh tue, einen Auftrag nicht zu erhalten, weil man nicht zu illegalen Zahlungen bereit sei: „Korruption ist kein Kavaliersdelikt sondern kann ein Unternehmen in seiner Existenz gefährden – da braucht es glasklare unternehmensinterne Vorgaben, deren Einhaltung tatsächlich ständig überprüft wird, um zu verhindern, dass Mitarbeiter der Versuchung erliegen, dem Erfolg mit Schmiergeldzahlungen nachzuhelfen“, so Heißner weiter.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...