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Millionen in den Sand gesetzt: Die Griechen staunen über „Angela Merkels Sporthalle“

Auf einer griechischen Mini-Insel nahe Rhodos, auf der 2.500 Einwohner leben, wurde mit EU-Geldern eine Sporthalle mit allerfeinstem Marmor errichtet. Doch das von den europäischen Steuerzahlern mit drei Millionen Euro finanzierte Objekt wird niemals seine Bestimmung erfüllen: In der Halle gibt es keinerlei Sportgerät.
18.06.2014 00:04
Lesezeit: 2 min

Symi, eine kleine griechische Insel, gelegen in der Inselgruppe Dodekanes nahe Rhodos, mit knapp 58 Quadratkilometern und rund 2.500 Einwohnern, verfügt neuerdings über eine riesige, völlig überdimensionierte Sporthalle.

Offenbar hat der dortige Bürgermeister das Bauvorhaben an Land gezogen und es mit Hilfe von EU-Mitteln zu seinem Prestige-Objekt gemacht. Ob darin jemals Sport stattfinden wird, ist jedoch völlig unklar. Denn in der Halle können maximal Ballspiele ausgetragen werden. Sportgeräte und sonstige Ausstattung: Fehlanzeige. Unvorstellbar, dass sich Sportler aus Griechenland nach Symi begeben, um dort nationale Wettkämpfe auszutragen. Von internationalen Wettkämpfen ganz zu schweigen.

Wozu der also ganze Bau? Wozu die drei Millionen Euro Baukosten, wenn sich dort lediglich in drei Wintermonaten ein paar Schüler zum Volleyball treffen? Dazu müssten die Kids allerdings erst selbst einmal das Netz montieren und aufspannen. Und Sportlehrer auf Symi sind ebenso wenig präsent wie Trainer.

Der große rote Klotz, der wie ein Fremdkörper in der ansonsten traditionell geprägten Landschaft mit typisch griechischen Einfamilien-Häuschen steht, hat die europäischen Steuerzahler knapp drei Millionen gekostet.

Der stolze Preis hat seinen Grund. Der Zugang zur Halle wie auch der Eingangsbereich ist mit dem allerfeinsten Marmor ausgelegt.

Auf der Insel kursiert das Gerücht, Angela Merkel persönlich habe den Bau finanziert. Was selbstverständlich der reinste Unsinn ist, denn von den knapp drei Millionen Euro Baukosten wurden etwa 20 Prozent von den deutschen Steuerzahlern aufgebracht – dies entspricht dem Anteil Deutschlands am EU-Haushalt.

Laut einem weiteren Inselgerücht soll der Bürgermeister, der das Projekt in Gang gebracht hat, eine „Kommission“ von 30.000 Euro eingestrichen haben – ob das Geld in die Kasse der Kommune oder in die Privatschatulle gewandert ist, lässt sich nicht verifizieren.

Ursprünglich sollte die „Sporthalle“ am 8. Mai dieses Jahres eröffnet werden. Der 8. Mai markiert das Ende des Zweiten Weltkriegs. Daraus wurde jedoch nichts, denn die Halle war noch nicht fertig gestellt. Zudem stellte sich beim letzten Regenguss heraus, dass das Dach undicht ist, weshalb die Dachhaut demontiert und neu aufgebracht werden musste. Die Rechnungen für diese Reparaturkosten werden sicherlich in Brüssel vorgelegt.

Ebenso kursierte das Gerücht, dass am Bau keine heimischen Bauarbeiter beschäftigt wurden, lediglich Bauleute aus Albanien wären dort beschäftigt worden. Jedoch stellte sich bei näherer Recherche heraus, dass zwar ursprünglich neben Bauarbeitern aus Albanien auch Handwerker aus Symi angestellt worden sind, die die Rackerei bei einem 10-Stunden Arbeitstag mit einer 20-minütigen Pause ohne Verpflegung jedoch nicht gewillt waren, mitzumachen. Daraufhin wurden ausschließlich Bauleute aus Albanien angeworben.

Diese Bauarbeiter erhielten einen Stundenlohn von fünf Euro bei den genannten Arbeitsbedingungen.

Zwar gibt es Auflagen der EU, nach denen bei solcherart geförderten Bauvorhaben Arbeiter beschäftigt und Mindestlohnstands eingehalten werden müssen, offenbar lassen sich jedoch Lohnlisten oder Arbeitsverträge auch manipulieren. Den Mehrwert strichen vermutlich die Bauunternehmen ein.

Fazit dieses Beispiels der EU-Förderpolitik, das sicherlich auch anderswo in der Europäischen Union ähnlich anzutreffen ist: Über das Umverteilungs-System der EU werden europaweit Millionen an Steuergeldern verschwendet. Ebenfalls beschämend: Die Ausbeutung von albanischen Arbeitern, die auf den Stundenlohn von 5 Euro angewiesen sind, um ihre Familien zu ernähren.

In offiziellen Verlautbarungen nennt es sich Strukturpolitik. Dafür stehen insgesamt 322 Milliarden Euro, beinahe ein Drittel des EU-Haushalts, bis 2020 zur Verfügung. Dies bei einem Gesamthaushalt von 960 Milliarden Euro, eingezahlt von 28 Mitgliedern der EU.

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