Finanzen

Vatikan-Bank schließt Tausende Konten

Die Vatikanbank leitet weitere Schritte im Kampf gegen Geldwäsche ein. Das Institut sperrt Tausende Konten und kündigt Hunderte Geschäftsbeziehungen auf. Zudem will die Bank aus dem Investment-Geschäft aussteigen.
08.07.2014 14:18
Lesezeit: 1 min

Die skandalgeschüttelte Vatikan-Bank treibt ihre Aufräumarbeiten kräftig voran. Das Institut sperrte mehr als 2000 Konten und kündigte weitere 3000, wie das Institut am Dienstag bekanntgab. Auf den meisten gekündigten Konten habe es seit Jahren keine Bewegung mehr gegeben. Weitere 359 Geschäftsbeziehungen sollen aufgegeben werden, da sie nicht mehr den Kriterien des Hauses entsprächen, hieß es weiter.

Aufgabe der Bank mit dem offiziellen Namen „Institut für religiöse Werke“ ist die Verwaltung von Geldern der Kirche, Wohltätigkeitsorganisationen, Ordensgemeinschaften und Angestellten des Vatikans. Die Bank, die 15.500 Kunden mit teils mehreren Konten hat, war unter anderem in den Verdacht der Geldwäsche geraten.

Unter der Führung von Bankchef Ernst von Freyberg, der im Februar 2013 noch vom früheren Papst Benedikt XVI. eingesetzt wurde, startete das Geldhaus eine Initiative für mehr Transparenz. Er ließ mehrere Ermittlungen einleiten, setzte strengere Regeln im Kampf gegen Geldwäsche sowie den Ausstieg aus mehreren zweifelhaften Investitionen durch.

Das kostete die Bank im vergangenen Jahr fast den kompletten Gewinn. Er fiel auf knapp drei Millionen Euro von 87 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Insgesamt flossen wegen der Schließung der Konten und der Reformen rund 400 Millionen Euro ab. Die Neustrukturierung trägt mittlerweile Früchte. Im ersten Halbjahr 2014 stieg der Gewinn wieder auf rund 57 Millionen Euro.

Insidern zufolge soll die Bank deutlich zusammengestutzt werden. Die Details zu der Reform sollen am Mittwoch bekanntgegeben werden, wie aus Kreisen des Vatikan verlautete. Die Investment-Aktivitäten würden im Zuge der Neustrukturierung abgegeben. Erwartet wird auch, dass das Vermögen des Heiligen Stuhls künftig von einer neu gegründeten Abteilung verwaltet wird.

Bankchef Freyberg wird von seinem Posten zurücktreten. Er arbeitete nur in Teilzeit für die Vatikanbank und das Institut sucht für die weitere Restrukturierung jemanden, der seine Kraft in Vollzeit zur Verfügung stellt (mehr hier). Zum neuen Chef soll der französische Geschäftsmann Jean-Baptiste de Franssu ernannt werden. Papst Franziskus hatte der Bank nach der Skandalserie eine neue Chance gegeben und sich gegen eine vollständige Abwicklung entschieden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Trump glaubt an Deal mit Moskau – und kritisiert Selenskyj
24.04.2025

Donald Trump sieht eine Einigung mit Russland zum Greifen nah – und gibt Präsident Selenskyj die Schuld an der Fortdauer des Krieges....

DWN
Technologie
Technologie Das neue Gold der Energiewende: Warum Batteriespeicher zur Überlebensfrage werden
24.04.2025

Während Europas grüne Agenda ins Wanken gerät und geopolitische Schocks die Energielandschaft umkrempeln, kündigt sich eine neue Ära...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Bahn: Warum die Generalsanierung Jahre dauern wird
24.04.2025

Unpünktlich, überlastet, marode: Die Bahn steckt fest. Die Bundesregierung will mit Milliarden gegensteuern – doch selbst optimistische...

DWN
Politik
Politik Peter Navarro: Der Mann hinter Trumps Zollhammer – Loyal bis zur Selbstaufgabe
24.04.2025

Er ging für Donald Trump ins Gefängnis. Jetzt zieht Peter Navarro hinter den Kulissen die Fäden im eskalierenden Handelskrieg zwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dominanz auf Rädern: Warum der Lkw das Rückgrat der europäischen Wirtschaft bleibt
23.04.2025

Während über grüne Logistik und die Renaissance der Schiene debattiert wird, bleibt der Lkw unangefochten das Rückgrat des...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zukunft unter Druck: Die Wasserstoff-Fabrik von Daimler und Volvo gerät ins Stocken
23.04.2025

Mitten in der Energiewende setzen die Lkw-Riesen Daimler und Volvo auf Wasserstoff – doch der Fortschritt ihres Gemeinschaftsunternehmens...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Apple und Meta im Visier – Brüssel greift hart durch
23.04.2025

Apple und Meta sollen zusammen 700 Millionen Euro zahlen – wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das neue EU-Digitalgesetz. Die Kommission...

DWN
Politik
Politik Machtkampf in Washington: Will Trump Fed-Chef Powell stürzen?
23.04.2025

Trump plant möglicherweise die Entlassung von Fed-Chef Jerome Powell – ein beispielloser Schritt, der die Unabhängigkeit der...