Politik

Russland erwägt Blockade des IWF-Kredits für die Ukraine

Russland will offenbar den in Kiew dringend benötigen Kredit blockieren: Premier "Jaz" Jazenjuk hatte angekündigt, mit dem Geld die Schulden bei den Banken bezahlen zu wollen. Doch Russland wartet seit Monaten auf die Bezahlung von offenen Gasrechnungen. Russland will dem US-dominierten IWF nicht den Vortritt lassen und hofft außerdem, damit das ukrainische Bankensystem weiter zu destabilisieren.
26.08.2014 00:38
Lesezeit: 1 min

Russland hat die Verschlechterung des ukrainischen Keditratings zum Anlass genommen, um die ausstehende Tranche des IWF in Frage zu stellen. Der IWF, der von den Amerikanern dominiert wird, in dem Russland jedoch auch Mitglied ist, könne keinen Kredit an ein Land mit derart schlechten Noten vergeben.

Der Vorstoß, der in russischen Medien lanciert wird, bringt auch den Unmut der Russen zum Ausdruck, die seit Monaten auf die Bezahlung ihrer Gasrechnungen warten. Zwar hatte der deutsche EU-Kommissar in Aussicht gestellt, dass der europäische Steuerzahler für die Bezahlung dieser Rechnungen herangezogen werden könnte. Doch bisher gibt es keine Einigung zwischen Kiew und Moskau.

Die Russen sind offenbar auch durch die Ankündigung des ukrainischen Premier "Jaz" Jazenjuk aufgeschreckt, der das IWF-Geld in das Bankensystem pumpen will. Der IWF ist ein bevorzugter Gläubiger, die Russen hätten also das Nachsehen.

Moskau spekuliert auch damit, die ukrainischen Banken unter Druck zu setzen. Mit einem solchen Schachzug würden die Russen auch den Westen treffen: Zahlreiche europäische Banken sind in maroden ukrainischen Banken investiert.

Russland zeichnet insgesamt ein düsteres Bild von der Zukunft der Ukraine. Das Bürgerkriegs-Land hat massive Energieversorgungs-Engpässe. Erdgas und Kohle reichen nur noch für einen Monat und der Wintereinbruch steht vor der Tür. Auch Jazeniuk hatte eingeräumt, dass die Ukraine ohne russisches Erdgas am Ende wäre.

Die Erdgas-Importe aus Russland sind deutlich zurückgegangen und es findet sich keine Alternative, meldet die russische Zeitung Moskowski Komsomolez. Doch auch der Export von ukrainischen Gütern nach Russland ist um 24 Prozent zurückgegangen. Das BIP werde dieses Jahr um 6,5 Prozent schrumpfen. Im kommenden Jahr wird es kein Wirtschaftswachstum geben. Kiew schuldet Moskau noch fünf Milliarden US-Dollar für bereits geliefertes Erdgas.

Der versprochene IWF-Kredit in Höhe von 1,4 Milliarden US-Dollar wird aufgrund des Bürgerkriegs in der Ukraine bewusst zurückhalten.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko Finanzhilfen in Höhe von 500 Millionen Euro versprochen (mehr hier). Doch die sind nicht für den Kauf von Erdgas oder Kohle, sondern für den Aufbau von Donezk gedacht.

Währenddessen sucht der ukrainische Präsident Petro Poroschenko nach einem Ausweg aus der Krise. Am Montagabend hat er das Parlament auflösen lassen. Am 26. Oktober sollen Neuwahlen stattfinden (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen BMW-Aktie: Grüner Move beim bayrischen Autobauer – neuer iX3 besteht zu einem Drittel aus Recycling
17.08.2025

Mit dem neuen iX3, dem ersten Elektroauto der neuen Klasse, verfolgt BMW erstmals einen ganzheitlichen Ansatz zur Reduzierung seines...

DWN
Politik
Politik Tarnung 4.0: Bundeswehr rüstet sich für urbane Einsätze
17.08.2025

Die Bundeswehr stellt ihre Kampfbekleidung auf Multitarn um. Ab 2026 soll der Multitarndruck das alte Flecktarnmuster ablösen. Die...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenturbulenzen? So machen Sie Ihr Wertpapierdepot krisenfest
17.08.2025

Börsenkurse schwanken, politische Unsicherheiten nehmen zu – und das Depot gerät ins Wanken. Wie schützen Sie Ihr Vermögen, ohne...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digitale Erschöpfung: Wie Technologien helfen können, die Überlastung durch Technologien zu lindern
17.08.2025

Müde, obwohl Sie ausgeschlafen sind? Reizbar, obwohl nichts passiert ist? Der Grund könnte digitale Erschöpfung sein – ein stiller...

DWN
Finanzen
Finanzen Gruppeneffekt an der Börse: Wenn Freunde das Portfolio steuern
17.08.2025

Unsere finanziellen Entscheidungen sind oft weniger durchdacht, als wir glauben. Menschen in unserem Umfeld können erheblichen Einfluss...

DWN
Panorama
Panorama Dienstleister für Visa und ETA: Zwischen Hilfe und Abzocke – was Sie wissen müssen
17.08.2025

Reisen wird komplizierter: In vielen Ländern reicht der Reisepass nicht mehr. Visa, ETA oder digitale Einreisekarten sind nötig....

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerhinterziehung: Zahl der Betriebsprüfungen geht seit Jahren zurück - das bringt Probleme mit sich
17.08.2025

Der Kampf gegen Steuerhinterziehung ist immer wieder ein erklärtes Ziel der Politik. Doch in der Realität gibt es immer weniger...

DWN
Technologie
Technologie Bionik, KI und Robotik: Der Innovationsschub, der alles verändert
16.08.2025

Von der Bionik bis zur KI-Konvergenz: Neue Technologien versprechen einen Innovationssprung – und könnten Wirtschaft, Gesellschaft und...