Arabische Scheichs verfügen aus Öl- und Erdgas-Verkäufen über Milliarden-Summen. Derzeit verfügen die arabischen Länder am Golf dank der Geschäfte mit Öl und Gas über Milliarden von Petro-Dollar. Doch die Scheichs denken bereits um, da in einigen Jahrzehnten mutmaßlich die Ära der fossilen Brennstoffe zum Ende kommen könnte.
Arabiens Petro-Milliarden wollen angelegt sein. Deshalb gehen sie überall in der Welt, auch in Europa, auf Einkaufstour. Bevorzugte Branchen sind Finanzen, Immobilien, Automobilindustrie, Tourismus oder Airlines. Die Scheichs investieren ihr Kapital in Form von Beteiligungen an internationalen Konzernen und Banken, um es dort über Kurssteigerungen und Dividendenzahlungen weiter zu vermehren.
Etihad Airways, die nationale Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate, hält bei Air Berlin seit Ende Dezember 2011 Anteile von 29,2 Prozent und hat darüber hinaus die Fluglinie mit 800 Millionen Euro gestützt. In diesem Jahr unterstützten die Arabischen Emirate das angeschlagene Unternehmen 2014 mit einer Finanzspritze von 300 Millionen Euro in Form von Wandelanleihen.
Seit Ende vergangener Woche beteiligt sich Etihad mit 49 Prozent auch an der Alitalia und rettet die italienische Airline somit vor dem „Aus“. Sicherlich hätte Etihad Alitalia gern vollständig übernommen, jedoch müssen nach europäischem Recht EU-Fluggesellschaften nationale Anteilseigner die Mehrheit behalten. Doch bei 49 Prozent kann man gut und gern von einer neuen arabischen Fluggesellschaft in Europa sprechen.
Für Etihad ist die Einigung auf die Beteiligung ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem eigenen Airline-Bündnis, sozusagen nach dem Vorbild der Lufthansa.
Auch in deutschen Unternehmen stecken Petro-Millionen aus Arabien. Katar hält 15,6 Prozent der Stammaktien beim Autobauer VW. Dazu hält Katar zehn Prozent der Aktien beim Bauriesen Hochtief, dessen Hauptaktionär mittlerweile mit 50,35 Prozent das spanische Unternehmen ACS ist.
Bei Eon wurde 2008 beim milliardenschweren Windenergie-Projekt "London Array" der arabische Großinvestor Masdar – eine Initiative des Emirats Abu Dhabi zur Entwicklung erneuerbarer Energien – aus den Emiraten Abu Dhabi an Bord geholt. Masdar übernahm 20 Prozent an dem Großprojekt – Eon gab im Gegenzug einen Teil seiner Projektanteile ab und hält nur noch 30 Prozent.
Der Golfstaat Kuwait besitzt 6,8 Prozent direkte Anteile am Autobauer Daimler. Auch im Bankgeschäft sind die reichen Araber aktiv.
Bei der Deutschen Bank stieg im Juni Scheich Hamad bin Dschassim bin Dschaber al-Thani aus dem Golf-Emirat Katar über seine private Investmentgesellschaft Paramount Holding Services mit 1,75 Milliarden Euro bei der Deutschen Bank ein. Der Scheich wurde mit rund 6 Prozent Anteil damit auf einen Schlag zum größten Einzel-Aktionär. Möglich ist, dass er noch zukauft. Allerdings wolle der Scheich nicht zu nah an die Zehn-Prozent-Schwelle kommen, da dies eine „weitere Meldeschwelle“ sei, wie das Handelsblatt berichtete.
Mit dem Einstieg des Scheichs aus Katar gelang der Deutschen Bank eine satte Kapitalerhöhung. Sie beinhalte eine Emission unter Ausschluss des Bezugsrechts in Höhe von 1,75 Milliarden Euro, die bereits bei einem Ankerinvestor (nämlich des besagten Scheichs) platziert worden ist, sowie eine Bezugsrechtsemission, die von einem Bankenkonsortium vollumfänglich gewährleistet werden wird. Demnach wird die Bezugsrechtsemission ein Volumen von voraussichtlich 6,3 Milliarden Euro haben, meldete die Tagesschau.
Die Finanzspritze des Scheichs soll der Deutschen Bank unter anderem dabei helfen, in den USA zu expandieren. Auf dem größten Kapitalmarkt der Welt geben bislang Branchengrößen wie JP Morgan oder Goldman Sachs den Ton an.
Katar jedoch steht neben Saudi-Arabien im Verdacht, wahabitischen Islam in Frankreich, Italien, Irland und Spanien zu finanzieren – in (Deutsche-)Bank-Kreisen stört das offenbar niemanden. Der Wahabismus ist eine radikale islamische Sekte, die im 19. Jahrhundert entstanden ist.
Auf ungefähr 200 Milliarden Dollar wird das Vermögen der Katarer geschätzt. Allein über 17 Milliarden Dollar verfügt Scheich Hamad bin Dschassim bin Dschaber al-Thani. Auch an den Banken Merck Fink, Credit Suisse und Barclays ist Katar beteiligt.
Der arabische Staat Oman hält an der bulgarischen Corpbank 30 Prozent und ist damit ein potentieller Key-Player in der bulgarischen Bankenlandschaft. Nach dem jüngsten bulgarischen Banken-Debakel, als es zu einem Bank-Run kam und die Zentralbank vorübergehend die Kontrolle über das Institut kam (mehr hier) will der Sherholder Oman nun offenbar mittels eines Staatsfonds – zusammen mit anderen Aktionären – die Corpbank stabilisieren.
Da die EU-Kommission es Bulgarien erlaubte seinem Bankensystem mit einer Finanzspritze von 3,3 Milliarden Lew (etwa 1,7 Milliarden Euro) unter die Arme zu greifen und das Land seine Banken mit einer milliardenschweren Liquiditätsspritze stützen darf (mehr hier) stellt sich die Frage, inwieweit auch die Corpbank unter der Regie des Staats Oman hiervon profitiert.
Darüber hinaus ist zu vermuten, dass die arabischen Sherholder sich bei Bankbeteiligungen nicht allein mit Dividenden- und Kursgewinnen begnügen. Womöglich treiben sie durch ihren Einfluss die Banken auch ins Casino der Risiken. Sie wollen vor ihre Petro-Milliarden gewinnbringend anlegen - und dafür hohe Renditen sehen.