Finanzen

EZB will Schrottpapiere aus Griechenland und Zypern kaufen

Im Kampf gegen die Kreditklemme will Mario Draghi auch Ramschpapiere aus Griechenland und Zypern aufkaufen lassen. Betroffen sind demnach gebündelte Kredite, deren Gläubiger bei Kreditausfall als letzte haften. De facto werden mit dem Kauf die Bilanzen der Banken gerettet. Das Risiko wird auf die europäischen Steuerzahler verlagert.
02.10.2014 00:42
Lesezeit: 2 min

Um die Banken der Krisenländer fit für die Bankenunion zu machen, möchte die EZB den Banken toxische Kreditforderungen von den Banken abkaufen. Vordergründig wird argumentiert, damit die künftige Kreditversorgung für Unternehmen und Private zu verbessern, um so die Konjunktur anzuschieben.

Der Haken dabei: die Unternehmen in den Krisenländern können nicht dazu angehalten werden Kredite aufzunehmen, wenn sie sich nicht weiter verschulden wollen oder wegen mangelnder Konjunkturaussichten wenig Investitionslust zeigen.

De facto werden mit dem Kauf von ABS-Papieren die Bilanzen der Banken gerettet.

Die EZB hat einen neuen „Instrumentenkoffer“ angekündigt. Dazu gehören Aufkäufe von Pfandbriefen und gebündelten Kreditverbriefungen (ABS), auch „QE-light“ genannt, sowie die neuerliche Versorgung der Banken mit frischem Geld (T-LTRO). Selbst ein breit angelegter Ankauf von Staatsanleihen, analog zu US-amerikanischer und britischer Geldpolitik, Quantitative Easing (QE, Quantitative Lockerung oder auch monetäre Lockerung) ist nicht mehr auszuschließen.

Unlängst hatte die EZB angekündigt, ihre Bilanzsumme neuerlich auf 3000 Milliarden Euro aufzupumpen. Derzeit liegt sie bei knapp 2000 Milliarden Euro. Dies hat damit zu tun, dass nach der ersten Liquiditätsspritze in den Jahren 2011 und 2012 in Höhe von etwa 1000 Milliarden Euro die Banken mit der Rückzahlung begonnen haben, obwohl die Kreditinstitute in den Krisenländern noch immer am Tropf der EZB hängen.

Für all die neu angekündigten Maßnahmen der EZB stehen somit wiederum 1000 Milliarden Euro bereit zum Einsatz.

Am Donnerstag tagt der EZB-Rat, bei dem die nächsten Schritte beraten werden. Dazu hören offenbar auch Ankäufe von Kreditforderungen der Banken aus Griechenland und Zypern, die mit „Junk“-Ratings bewertet sind, wie die Financial Times berichtet.

Dies würde, so die FT, zwar Konflikte zwischen Bundesbankpräsident Weidmann und Draghi herausfordern. Jedoch wurde Weidmann in letzter Zeit stets von der Mehrheit im EZB-Direktorium überstimmt.

Draghi wird am Donnerstag in einer Pressekonferenz außerdem Details zu seinen Plänen erläutern, wie er mit seinen Wertpapier-Ankäufen in Umfang von mehreren Hundert Milliarden Euro von den Banken die wirtschaftliche Stagnation in der Eurozone aufhalten will.

Bisher hatte Draghi stets betont, dass er lediglich gebündelte Kredite, die zur sogenannten Seniortranche gehören, kaufen würde. Diese gelten als sicher. Demzufolge könnte die EZB nach Angaben der FT ABS-Papier aus allen 18 Mitgliedsländer im Euroraum kaufen.

Das EZB-Direktorium schlägt offenbar außerdem vor, dass die bestehenden Anforderungen an die Qualität der Papiere gelockert werden, was den Ankauf von Segmenten aus forderungsbesicherten Wertpapieren (ABS) aus Griechenland und Zypern betrifft, so die Financial Times.

Hierzu sollen laut Vorschlag des EZB-Direktoriums die Regeln der EZB geändert werden, berichtet die FT unter Berufung auf mit der Materie befassten vertrauten Personen.

Die EZB wollte sich zu dem FT-Bericht nicht äußern.

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