Wirtschaft

Ukraine: Regierung in Kiew stoppt Gas-Versorgung im Donbass

Die Regierung in Kiew hat nach dem Fall der Stadt Debalzewo ohne Vorwarnung die Gas-Versorgung in die Ost-Ukraine eingestellt. Der russische Gazprom-Konzern hat darauf auf Anweisung des russischen Premiers Medwedew die Versorgung der Bevölkerung von Lugansk und Donezk mit Gas übernommen. Auf diese Weise könnte der Energiemarkt des Donbass an Russland fallen - womit die Teilung des Landes beschleunigt würde.
20.02.2015 11:57
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der staatliche ukrainische Energie-Riese Naftogaz hat offenbar der Teile der Ost-Ukraine von der Gasversorgung abgeschnitten. Das staatliche Unternehmen hat den Schritt unmittelbar nach der Niederlage der ukrainischen Truppen aus Debalzewo angekündigt, berichtet die Financial Times. Es sei eine "vorübergehende Massnahme", die auf die Beschädigung der Infrastruktur zurückzuführen sei.

Naftogaz-Chef Andrej Koboljew sagte am Mittwoch, dass die Rebellen eine Reihe von Pipelines beschossen hätten. Daher sei eine Versorgung nicht mehr möglich. Er verstehe nicht, wieso die Rebellen ihre eigene Infrastruktur zerstören. Er legte keinerlei Belege vor, ob die Schäden von der ukrainischen Armee, den rechtsextremen Milizen oder den Rebellen verursacht wurden. Beobachter gehen davon aus, dass die Rebellen am wenigsten Interesse an der Zerstörung ihrer eigenen Infrastruktur haben.

Laut Koboljew  soll zu Explosionen gekommen sein. Die Pipelines seien beschädigt worden. Die Rebellen hätten die anschließenden Reparatur-Arbeiten behindert. Koboljew zufolge wolle Gazprom die Lage in der Ost-Ukraine nutzen, um seinen Export-Rückgang in die Ukraine zu kompensieren. Zuvor hatte Kiew Einschnitte bei den Energie-Exporten aus Russland vorgenommen und diese durch Reverse-Lieferungen aus der EU ersetzt.

Im vergangenen Jahr hatte die Regierung in Kiew staatliche Finanz-Mittel in den Osten des Landes gestoppt. Die Gas-Versorgung ist  hingegen aufrechterhalten worden.

Der russische Gazprom-Konzern soll am Donnerstag damit begonnen haben, die Rebellen-Gebiete von Lugansk und Donezk über die Gas-Stationen Platowo und Prochorwa mit Gas zu beliefern. Russlands Premier Dmitri Medwedew hatte Gazprom dazu aufgefordert, die Rebellen-Gebiete zu versorgen. Die täglichen Lieferungen sollen einen Umfang von zwölf Millionen Kubikmetern haben.

Die Regierung in der Ukraine interpretiert das Eingreifen von Gazprom als weiteren Beleg für die aggressive Strategie Russlands in der Ukraine: „Es sieht so aus – so banal es auch klingt – wie ein Versuch, einen Teil des ukrainischen Gasmarkts zu erhalten“, so Koboljew über die Strategie Gazproms. Doch Russland könne für die Gaslieferungen an die Rebellen keine Rechnungen an Naftogaz stellen. Naftogaz werde nicht die russische Gasversorgung der Ost-Ukraine finanzieren. Zudem gebe es dafür auch keine rechtliche Grundlage.

Tatsächlich ist es denkbar, dass Russland versuchen könnte, die Lage zu nützen, um den Energiemarkt der Ukraine von dem des Donbass abzukoppeln. Die Ukraine konnte monatelang ihre Rechnungen an Gazprom nicht bezahlen. Seit dem ohne Konsultationen mit Russland eingeführten Freihandels-Abkommen der EU sind die europäischen Steuerzahler für die Zahlungen in der Pflicht. Das hat den Russen zwar vorübergehend die Bezahlung einer Rechnungen verschafft. Langfristig ist jedoch eine enge energiepolitische Anbindung des Donbass an Russland eine nachhaltigere Strategie für Moskau.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Fünf Prozent für Verteidigung: Welche Kosten kämen auf Deutschland zu?
16.05.2025

Die Debatte um höhere Verteidigungsausgaben nimmt Fahrt auf: Fünf Prozent des BIP stehen im Raum. Doch was würde das konkret für...

DWN
Politik
Politik Russland-Ukraine-Friedensverhandlungen: Was kann in Istanbul erreicht werden?
16.05.2025

Russland und Ukraine starten in Istanbul neue Friedensverhandlungen – doch wie realistisch sind Fortschritte? Welche Rolle spielen...

DWN
Politik
Politik Die Macht der Herausforderung: Putin hat gekniffen
16.05.2025

Man möchte den wenigstens etwas ernstzunehmenden Menschen sehen, der geglaubt hat, Wladimir Putin würde die Herausforderung des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen DAX-Konzerne verzeichnen deutlichen Rückgang bei Gewinnen
16.05.2025

Geringere Gewinne, schrumpfende Belegschaften und globale Unsicherheiten: Deutschlands DAX-Konzerne stehen unter Druck. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Thalia-Übernahme: Buchhändler kauft Spielwarenhändler Krömer und Toysino - Expansion in den Spielwarenmarkt
16.05.2025

Der Buchhändler Thalia greift im Spielwarenmarkt an und übernimmt zwei bekannte Marken mit Dutzenden Filialen. Was steckt hinter dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mittelstand erwartet weiter steigende Kosten - kommen die nächsten Preiserhöhungen?
16.05.2025

Wie eine aktuelle KfW-Erhebung zeigt: Auch 2025 rechnen kleine und mittlere Unternehmen in Summe mit Preissteigerungen in allen wichtigen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Mærsk-Chef warnt: China übernimmt – Europa schaut zu
16.05.2025

Trotz politischer Abkopplungsversuche wächst Europas Abhängigkeit von China weiter. Mærsk-Chef Vincent Clerc warnt: Peking erobert...

DWN
Politik
Politik Rüstungsskandal bei der Nato: Verdacht auf Bestechung und Geldwäsche – Behörden ermitteln gegen Nato-Mitarbeiter
15.05.2025

Über die Nato-Beschaffungsagentur NSPA werden Waffensysteme und Munition im Milliardenwert eingekauft. Nun gibt es den Verdacht, auf...