Politik

Polen: Neue Partei kritisiert Russland-Politik der Regierung

Lesezeit: 2 min
13.04.2015 00:28
In Polen wurde eine neue Partei gegründet, die sich gegen die Russland-Politik der Regierung in Warschau richtet. Sie nennt sich Zmiana und ihr Chef Mateusz Pistorski sieht in Moskau einen wichtigen Wirtschafts-Partner. Der Nationale Sicherheitsrat Polens bezeichnet Pistorski als russischen Agenten.
Polen: Neue Partei kritisiert Russland-Politik der Regierung

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Polen gehört zu den EU-Ländern, die die Russland-Sanktionen aus Überzeugung mittragen und sogar auf einer Verschärfung jener Sanktionen bestehen. Die polnische Ministerpräsidentin Ewa Kopacz gilt zudem als Unterstützerin einer polnisch-amerikanischen Allianz und einer erweiterten Militär-Präsenz der Amerikaner in ihrer Heimat, um sich gegen eine angebliche russische Gefahr zu wappnen.

Doch in Polen ist mittlerweile eine neue Oppositions-Partei entstanden, die den Kurs der Regierung in Warschau nicht teilt, berichtet die Financial Times. Die Zmiana-Partei richtet sich gegen die westlichen Russland-Sanktionen und strebt gute polnisch-russische Beziehungen an. Bei den anstehenden Parlamentswahlen im Oktober 2015 will Zmiana mehr als zehn Prozent aller Wählerstimmen einholen.

Zmiana-Chef Mateusz Piskorski bezeichnet die Rhetorik des Westens gegenüber Russland als eine „Sprache der Konfrontation und des Dritten Weltkriegs“. Piskorski zufolge habe Polens überzogene Reaktion auf die russischen Eingriffe in der Ukraine den dortigen Konflikt erst wirklich eskalieren lassen. „Es gab keine militärische Invasion, sondern eine Zersetzung des ukrainischen Staates, der heute ein gescheiterter Staat (…) Wir sind gegen alle diejenigen, die behaupten, dass Russland eine aggressive imperialistische Macht ist“, sagte Piskorski den Financial Times.

Andere europäische Länder seien „rationaler und pragmatischer, wenn es um Ostpolitik geht“. Für den Zmiana-Chef ist die Notlage der polnischen Bauern, die aufgrund der Russland-Sanktionen Einbußen verzeichnen, wichtiger als die Ereignisse in der Ukraine.

Der Nationale Sicherheitsrat in Warschau stuft Zmiana als eine „eindeutig pro-russische Partei“ ein. „Wir müssen genau darauf achten, wer solche Parteien finanziert und zu wessen Gunsten diese Parteien arbeiten“, sagt der polnische Außenminister Gregorz Schetyna. Piskorski wird in polnischen Regierungskreisen als ein „Agent des Kremls“ angesehen. Doch diesen Vorwurf lehnt der 37-jährige Politologe ab. „Russland ist unser Nachbar und Partner (…) Russland ist das letzte Land, das in Polen einmarschieren würde“, so Piskorski.

Er ist überzeugt davon, dass in Polen und innerhalb der EU ein Stimmungsumschwung bezüglich der Russland-Sanktionen kommen wird. So hätten mittlerweile einige polnische Parteien die Rhetorik von Zmiana übernommen. Die Menschen seien unzufrieden mit den Verwirrungen zwischen Moskau und Warschau.

Tatsächlich gibt es innerhalb der EU einen Stimmungsumschwung. Nach Spanien, Zypern und Griechenland hat sich nun auch Tschechien für ein Ende der fortlaufenden Konfrontation mit Russland ausgesprochen. Hinsichtlich der Sanktionen müsse man sich fragen, ob man den Preis dafür zahlen wolle, sagt der Berater des tschechischen Präsidenten. Man stünde am Scheideweg und, „wenn wir falsch abbiegen, könnte das in einem Kalten Krieg“ enden. Von einer Mehrheit für neue Russland-Sanktionen kann innerhalb der EU jedenfalls keine Rede mehr sein.

Regierungs-Chefin Ewa Kopacz sagte hingegen kürzlich, dass die aktuellen Militär-Manöver Russlands die Staats- und Regierungs-Chefs der EU dazu nötigen sollen, eine weichere Linie bezüglich der Russland-Sanktionen einzunehmen. Der Kreml wolle somit den Entscheidungsprozess innerhalb der EU beeinflussen, zitiert der EU Observer Kopacz.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Finanzen
Finanzen Platzt die ETF-Blase – was dafür, was dagegen spricht
04.05.2024

Kaum eine Investmentform konnte in den zurückliegenden Jahren die Gunst der Anleger derart erlangen wie dies bei Exchange Traded Funds,...

DWN
Immobilien
Immobilien Streikwelle auf Baustellen droht: Gewerkschaft kündigt Massenstreiks an
04.05.2024

Die Bauindustrie steht vor Massenstreiks: Gewerkschaft kündigt flächendeckende Arbeitsniederlegungen mit rund 930.000 Beschäftigten an.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Chinas Einfluss in Südostasien: Herausforderung für deutsche Firmen
04.05.2024

Deutsche Unternehmen suchen verstärkt nach Alternativen zum chinesischen Markt und richten ihr Augenmerk auf die aufstrebenden...

DWN
Technologie
Technologie CO2-Speicherung: Vom Nischenthema zum Wachstumsmarkt
04.05.2024

Anreize durch die Politik, eine neue Infrastruktur und sinkende Kosten: CO2-Speicherung entwickelt sich zusehends vom regionalen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...

DWN
Technologie
Technologie Deutsches Start-up startet erfolgreich Rakete
04.05.2024

Ein deutsches Start-up hat eine Rakete von zwölf Metern Länge entwickelt, die kürzlich in Australien getestet wurde. Seit Jahrzehnten...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands
03.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...