Gemischtes

Erster Vorstoß: Deutschland will Bezahlen mit Bargeld begrenzen

Im Zuge der Finanzkrise kommt nun auch in Deutschland die Bargeld-Grenze. Künftig sollen nur noch 2.000 Euro für Bargeschäfte erlaubt sein. Offiziell wird diese Maßnahme erstmals in NRW diskutiert. Der Finanzminister des Landes hat schon ziemlich genau Vorstellungen, wie die Maßnahme durchgesetzt werden kann.
05.07.2015 00:09
Lesezeit: 1 min

Der nordrhein-westfälische Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) fordert eine Obergrenze für das Bezahlen mit Bargeld. So sollen Schwarzgeldgeschäfte und Steuerhinterziehung unterbunden werden. Andere Länder hätten solche Höchstgrenzen bereits, sagte Walter-Borjans kürzlich in Düsseldorf.

Brojans hat offenbar sehr konkrete Vorstellungen, wie die WAZ berichtet:

Um Steuerhinterziehung an Ladenkassen einzudämmen, will der Bund im Herbst ein Konzept für einen „Fahrtenschreiber“ in den Geschäften vorlegen. Dann soll an jeder Kasse der Bargeldfluss registriert werden. Bisher gehen dem Fiskus jährlich zwischen fünf und zehn Milliarden Euro Steuern durch Betrügereien mit Ladenkassen verloren. „Die Einführung einer Kontroll-Software an den Kassen und Taxametern in Deutschland ist überfällig“, sagte der Minister.

Borjans sagte, es gehe ihm nicht um die Abschaffung von Bargeld, sondern um die „Auswüchse“: Wenn Beträge über 3.000 Euro hinaus bar bezahlt würden, werde er skeptisch, zitiert in die WAZ. Ganz logisch ist das nicht: Einkäufe in Supermärkten über 3.000 Euro oder Taxifahrten in dieser Größenordnung dürften selbst in NRW eher die Ausnahme sein. Wenn Borjans jedoch genau hier mit der Überwachung beginnen will, dürfte ihm nicht um die Verbrecher gehen, sondern um die einfachen Bürger. 

Er verwies auf Italien, wo es seit längerem eine Obergrenze für Bargeschäfte von 1.000 Euro gebe. In Frankreich wird dieses Limit gerade auf 1.000 Euro herabgesetzt. Wegen der anderen „Bezahlkultur“ in Deutschland müsste die Grenze höher liegen, etwa bei 2.000 oder 3.000 Euro. .

Der Münchener Ökonom Gerald Mann geht davon aus, dass eine schrittweise Abschaffung des Bargelds bereits beschlossene Sache ist. Er glaubt, dass die Schulden-Staaten in dieser Maßnahme die Möglichkeit sehen, die Sparer zum Konsum zu zwingen. Die Bargeld-Abschaffung liegt im Trend der Überwachung und Bespitzelung. Die Möglichkeiten, sich zu schützen, sind ziemlich begrenzt.

Eine komplette Abschaffung des Bargelds ist allerdings schwer durchzusetzen und daher unrealistisch, wie auch Bank-Experten meinen. Jede Begrenzung ist allerdings eine ernsthafte Einschränkung der bürgerlichen Freiheiten. Im Zuge des wegen der Schuldenkrise erhöhten Finanzbedarfs der Staaten muss man allerdings davon ausgehen, dass Restriktionen in Deutschland eingeführt werden.

Lesen Sie hier weitere Artikel zum Thema Bargeld-Verbot.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.

DWN
Finanzen
Finanzen Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen
10.05.2025

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
10.05.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Technologie
Technologie Technologieinvestitionen schützen die Welt vor einer Rezession
10.05.2025

Trotz der weltweiten Handelskonflikte und der anhaltenden geopolitischen Spannungen bleibt die Nachfrage nach Technologieinvestitionen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Starbucks dreht den Spieß um: Mehr Baristas statt mehr Maschinen
10.05.2025

Starbucks gibt auf die Maschinen auf: Statt weiter in teure Technik zu investieren, stellt das Unternehmen 3.000 Baristas ein. Nach...

DWN
Panorama
Panorama EU-Prüfer sehen Schwächen im Corona-Aufbaufonds
10.05.2025

Milliarden flossen aus dem Corona-Topf, um die Staaten der Europäischen Union beim Wiederaufbau nach der Corona-Pandemie zu unterstützen....