Markenprodukt ist nicht gleich Markenprodukt – zumindest nicht in der EU. Wer eine Packung löslichen Kaffees der Marke Jacobs Krönung Gold in Tschechien kauft, bekommt etwas anderes als der Käufer des vermeintlich selben Produkts in Deutschland, das zeigt eine Untersuchung der tschechischen EU-Abgeordneten Olga Sehnalova.
„Die Studie konzentrierte sich auf die Prüfung, Bewertung und den Vergleich von 24 verschiedenen Proben, die in Einzelhandelsmärkten in der Tschechischen Republik und in Deutschland gekauft wurden“, sagte Sehnalova den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. „Es zeigte sich, dass es gravierende Unterschiede in der Zusammensetzung von acht Produkten, die geprüft und bewertet wurden, gab.“ Das sind immerhin 35 Prozent der Produkte. Ein Produkt der 24 untersuchten wurde nachträglich ganz aus der Bewertung genommen, weil sogar daran gezweifelt wurde, dass es sich tatsächlich um die gleiche Marke handelte.
So ist beispielsweise der Koffeingehalt von Jacobs Krönung Gold in der Tschechischen Republik um ein Drittel höher als in demselben Produkt aus einem deutschen Supermarkt. Die Pepsi-Cola wurde in der Tschechischen Republik mit einem Glukose-Fructose-Sirup gesüßt, in Deutschland mit Zucker. Bei Sprite waren in der tschechischen Version sogar noch Aspartame und Acesulfame enthalten. Und beim Nestea-Eistee müssen sich die Tschechen mit 40 Prozent weniger Teeextrakt zufriedengeben. Doch nicht nur in den Inhalten unterschieden sich die Markenprodukte. 14 der 24 Produkte waren in der Tschechischen Republik sogar teurer als in Deutschland.
Als sie die Hersteller mit den Ergebnissen der Untersuchung konfrontierte, hörte Sehnalova meist, dass sich die Zusammensetzung der Produkte aufgrund der unterschiedlichen Vorlieben der Konsumenten vor Ort unterschied. Eine ähnliche Reaktion gab es von Seiten der EU-Kommission. Die Kommission gab auch an, dass die Unterschiede vielleicht auf die verschiedenen Verbraucherpräferenzen und Erwartungen zurückzuführen seien – auch mit Blick auf die Preise –, so Olga Sehnalova zu den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. „Die Ergebnisse der Umfrage zeigen aber, dass diese Argumente ungültig sind.“
Ähnliche Ergebnisse brachte auch eine Untersuchung der Verbrauchervereinigung in der Slowakai 2011 zutage. Diese habe schon damals gezeigt, dass sich die „Zusammensetzung von sechs Markenprodukten und ihren Preisen in sieben EU-Ländern substantiell unterscheiden könne“, so Sehnalova. Die Kommission habe die slowakische Studie damals aufgrund angeblich nur sehr kleiner Stichproben und aufgrund fehlender Informationen über die Methodik in der Datensammlung in Frage gestellt. Das war auch einer der Gründe, warum die EU-Abgeordnete selbst eine solche Untersuchung mit der University of Chemistry and Technology in Prag durchführte.
„Meine nächste Aufgabe ist es, diese Debatte auf die Ebene der europäischen Institutionen zu bringen.“ Ihrer Meinung nach müssen sowohl die EU-Kommission als auch die Mitglieder des Europäischen Parlaments, vor allem aus westeuropäischen Mitgliedstaaten, erkennen, dass es sich um ein Thema handelt, „das unsere Aufmerksamkeit verdient, da es eng mit der Funktionsweise des EU-Binnenmarkts zusammenhängt“.
Vor diesem Hintergrund gibt es Sehnalova zufolge auch eine Initiative im Europäischen Parlament (parteiübergreifende schriftliche Erklärung), die unter anderem besagt, dass „obwohl wir in Verhandlungen mit den USA über die TTIP stehen, unser eigener Markt immer noch alles andere als einheitlich ist“. Wichtig sei es nun, auch größere Untersuchungen genau zu der Problematik anzustreben, auch um zu sehen, ob es notfalls eines Anpassungsbedarfs bei den bestehenden Rechtsvorschriften der Union bedarf. Eine entsprechende Aufforderung des EU-Parlaments an die Kommission gab es bereits. Bisher jedoch hat die Kommission nichts vorgelegt.
„Die laufenden TTIP-Verhandlungen und die damit verbundene Debatte über den Verbraucherschutz und die Interessen der Verbraucher als solche machen dieses Problem besser sichtbar.“ Es gehe bei dieser Thematik eben nicht einfach nur um die Qualität der Produkte, sondern auch um die Sicherheit und die Frage einer Diskriminierung europäischer Konsumenten.