Trading mit Aktien war bis vor ein paar Jahren wegen der hohen Anforderungen an Vorwissen und Analysetools nur hartgesottenen Börsen-Profis vorbehalten. Doch die Zeiten haben sich geändert. Nicht nur, dass die zahllosen Neobroker wie Trade Republic & Co einen unkomplizierten Zugang zum Aktien- und Etf-Markt versprechen, auch der Einsatz von Hilfsmitteln wie Chart- und Finanzanalysen ist dank Künstlicher Intelligenz (KI) nun auch ohne tiefergehendes Verständnis möglich. Ob Laien sich ohne Vorwissen an KI-Trading heranwagen sollten, ist eine andere Frage.
Doch wie funktioniert KI-Trading überhaupt? Was sollten Anleger im Zusammenhang mit KI-Tools und dem Aktienmarkt, ETF oder Krypto beachten?
Künstliche Intelligenz: Aktien mithilfe von KI kaufen und verkaufen?
Künstliche Intelligenz greift mittlerweile tief in die Finanzwelt ein. KI-Programme stellen durch ihre Analysekompetenzen nicht nur den Bankensektor auf den Kopf, sondern bieten auch für den Anlegermarkt zahlreiche Hilfs- und Automatisierungsmöglichkeiten. Da Künstliche Intelligenz auf große Datensätze zurückgreifen und in Echtzeit Börsen-News, Social-Media-Trends und Wirtschaftsdaten auswerten kann, bietet sich der Einsatz von KI vor allem sogenannten Tradern an der Börse und am Krypto-Markt an.
Was ist Trading?
Sogenanntes Trading meint zunächst einmal den Handel mit Aktien, im Börsenjargon auch Assets genannt. Allerdings geht es beim Trading anders als bei langfristigen Investments in Aktien- oder ETFs um rasche Gewinnmaximierung, also darum, in kurzer Zeit viele Wertpapiere, Rohstoffe oder Kryptos zu kaufen und gewinnbringend wieder abzustoßen.
Um Entscheidungen in einem unübersichtlichen Marktumfeld treffen zu können, kommen Trader nicht um eine gründliche Finanzanalyse herum. Wichtig sind etwa Chartanalysen, die Berücksichtigung gewisser Kursindikatoren oder eine Sentiment-Analyse. Fundamentalanalysen nehmen dagegen die wirtschaftlichen Daten und Kennzahlen eines Unternehmens in den Blick. Dies alles zusammengerechnet plus idealerweise einer Portion Erfahrung und Intuition bilden die Grundlage für professionelles Trading. Mit KI ändern sich die Voraussetzungen nun ein wenig.
KI-Trading: Big Data und Maschinelles Lernen an der Börse - Vorteile und Risiken
Denn KI-Trading-Apps bieten vor allem für den Hochfrequenzhandel einen großen Vorteil: Kauf- und Verkaufsentscheidungen können blitzschnell und unter Berücksichtigung aller verfügbaren Markt-Parameter durchgeführt werden – und zwar rund um die Uhr. Denn die KI kann Algorithmen entwickeln, die basierend auf Machine-Learning-Methoden automatisch Trades generieren. Ein KI-Bot sichtet und sammelt demnach aus seinem umfangreichen Datenfundus (Big Data) die passenden Eckdaten zum gewünschten Unternehmen und errechnet in Windeseile Erfolgswahrscheinlichkeiten des Aktien-Kurses. Seine Herangehensweise ist zudem logischer und weniger voreingenommen als der oft emotional geprägte Anleger.
Am Ende liegt die Entscheidung aber bei demjenigen, der den Gewinn verbuchen will, was zugleich einen entscheidenden Nachteil birgt. Denn meist kann der komplexe Analyseweg einer KI vom Menschen nicht mehr nachvollzogen werden. Die fehlende Transparenz bei KI-Entscheidungen gilt darum als großes Risiko beim Künstliche Intelligenz gestützten Trading.
KI: ETF-Sparpläne mithilfe Künstlicher Intelligenz erstellen?
Auch für den ETF-Handel können KI-gestützte Markanalyse-Tools den Anlegern wichtige Entscheidungshilfen an die Hand geben. Ein KI-Bot kann etwa ETFs anhand von Volatilität, Rendite, Sektorallokation und Gebühren bewerten und ranken. Auch eine Automatisierung des ETF-Handels kann helfen, die persönlichen Präferenzen in langfristige Anlagestrategien zu überführen. ETF-Sparpläne sind zudem oft darauf ausgelegt, Risiken so gering wie möglich zu halten. Auch hier kann KI-Trading helfen, Risikofaktoren zu bewerten und bei der Diversifikation des Portfolios zu unterstützen.
KI-Trading-App: Was ChatGPT und anderer Programme können
Wer sich fragt, welche Analysemöglichkeiten das bekannteste KI-Programm von ChatGPT fürs Trading bietet, fragt den Bot von OpenAI am besten selbst. „ChatGPT selbst bietet keine direkten KI-Trading-Funktionen, aber du kannst es für verschiedene Aspekte des algorithmischen Tradings nutzen“, so die Antwort. Demnach reichen die Möglichkeiten von der Analyse von historischen Daten und einer Mustererkennung bis zum Schreiben von Skripten für den automatisierten Handel mit der Programmiersprache Python. Auch im Bereich Sentiment-Analyse kann ChatGpT Nachrichten und Social Media zur Vorhersage von Marktbewegungen nutzen sowie Hinweise zur Risikominimierung geben. Weitere Apps, die mit ihren KI-Bots das Traden automatisieren und somit erleichtern sind beispielsweise Trade Ideas oder TrendSpider.
KI: Traden auf den Krypto-Märkten
Was beim KI-Trading für Aktien und ETFs gilt, gilt auch für Traden mit Kryptos. Auch hier stehen schnellere und präzisere Analysetools zu Verfügung. Allerdings gibt es ein deutlich höheres Risiko. Denn Kryptowährungen sind extrem volatil und die Prognosen äußerst ungenau. Tomasz Gawron, KI-Chef von XTB, einer polnischen Börse, auf der Aktien, ETFs und Kryptowährungen gehandelt werden, sagte im Interview mit dem Branchenmagazin BTC Echo: „In Anbetracht der Tatsache, dass Kryptowährungen neu sind und sich schnell entwickeln, ist es für KI-Systeme eine große Herausforderung, genau vorherzusagen, was bei den in der Kryptowelt häufig auftretenden Ereignissen mit hoher Volatilität passieren wird.“
Am Ende heißt das, dass Anleger sich nach wie vor auf ihren gesunden Menschenverstand verlassen sollten - und nicht KI-Bots blind vertrauen, wenn es um Anlegerentscheidungen geht.