Politik

BSW klagt in Karlsruhe auf Neuauszählung der Wahl

Knapp gescheitert, doch nicht bereit aufzugeben: Das Bündnis Sahra Wagenknecht zieht vor das Bundesverfassungsgericht. Die Partei zweifelt an der Auszählung der Stimmen und fordert eine Neuauszählung. Einzelne Nachzählungen ergaben Fehler, doch ob sie das Ergebnis kippen könnten, ist unklar. Kritiker sehen darin eine reine Symbolpolitik, während BSW-Vertreter von demokratischer Fairness sprechen. Noch diese Woche sollen weitere Klagen folgen.
11.03.2025 19:45
Lesezeit: 2 min

Das Bündnis Sahra Wagenknecht ist bei der Bundestagswahl nur knapp an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert. Die Partei will das nicht hinnehmen.

Gang vor das Bundesverfassungsgericht

Das Bündnis Sahra Wagenknecht zieht nach dem knapp verpassten Einzug in den Bundestag vor das Bundesverfassungsgericht, um eine Neuauszählung der Wählerstimmen zu erwirken. Eine BSW-Sprecherin bestätigte einen entsprechenden Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Der Antrag sei heute in Karlsruhe eingereicht worden, sagte sie. Im Laufe der Woche sollen weitere Klagen folgen.

Nachzählungen ergaben fehlerhafte Zuordnungen

Das BSW hatte nach dem vorläufigen Endergebnis der Bundestagswahl am 23. Februar bundesweit rund 4,972 Prozent der Stimmen erhalten und damit den Einzug ins Parlament äußerst knapp verfehlt. Seither ergaben einzelne Nachzählungen in mehreren Städten, dass offenbar einige Stimmen falsch zugeordnet wurden. Größere Verschiebungen der Stimmverhältnisse wurden jedoch nicht bekannt.

Wagenknecht fordert umfassende Prüfung

Parteigründerin Sahra Wagenknecht sprach in der "FAZ" von "einigen Tausend BSW-Stimmen", die fälschlicherweise anderen Parteien zugeordnet oder als ungültig gewertet worden seien. "Der Respekt vor den Wählern gebietet es, mögliche Fehler genau zu prüfen und zu korrigieren", sagte die BSW-Chefin. Das sei nur möglich, "wenn vor Feststellung des amtlichen Endergebnisses eine bundesweite Neuauszählung erfolgt".

De Masi: Stimmen müssen zu 100 Prozent stimmen

"Selbstverständlich akzeptieren wir Wahlergebnisse", sagte der BSW-Europaabgeordnete Fabio de Masi dem SPIEGEL. "Aber diese müssen bei einem so knappen Ergebnis zu 100 Prozent stimmen." Er rechnet vor, dass allein durch Verwechslungen eine mittlere vierstellige Zahl an zusätzlichen Stimmen möglich sei. Hinzu kämen Übertragungsfehler zwischen Kommunen und Bundeswahlleiterin sowie möglicherweise fälschlich als ungültig gewertete Wahlzettel.

Amtliches Endergebnis und mögliche Klagen

Das amtliche Endergebnis soll bereits am kommenden Freitag vom Bundeswahlausschuss bekannt gegeben werden. Danach könnte dagegen Einspruch erhoben und nötigenfalls Klage eingereicht werden.

Staatsrechtler sieht demokratische Legitimation in Gefahr

Das BSW wird unter anderem vom Staatsrechtler Christoph Degenhart vertreten. Er sagte der "FAZ": "Der äußerst knappe Wahlausgang zu Lasten des BSW macht eine umfassende Überprüfung des Wahlvorgangs noch vor Feststellung des amtlichen Endergebnisses erforderlich. Andernfalls drohen Rechtsverluste, eine Schwächung demokratischer Legitimation und die Missachtung des Wählerwillens."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket der EU gegen Russland gestoppt: Slowakei stimmt dagegen
16.07.2025

In der Europäischen Union ist das 18. Sanktionspaket gegen Russland am Widerstand der Slowakei gescheitert. Das mitteleuropäische Land...

DWN
Politik
Politik Corona-Maßnahmen und die dauerhaften Folgen: „Man hat eine ganze Generation Kinder einfach geopfert“ - Warum?
16.07.2025

Die Lockdowns haben Kinder und Jugendliche besonders hart getroffen: Mehr als jedes fünfte Kind und jeder fünfte Jugendliche zeigt seit...

DWN
Finanzen
Finanzen Gewerbesteuereinbruch: Krise bei Mercedes und Porsche führt zu gewaltigen Steuerloch
16.07.2025

Massive Investitionen in E-Mobilität, Absatzflauten in China, geopolitische Risiken: Die Autoindustrie bricht ein – und mit ihr die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU will mit neuer Abgabe große Unternehmen anzapfen: Auch 20.000 deutsche Firmen betroffen
16.07.2025

Brüssel greift nach den Kassen der Großkonzerne und damit indirekt in die Geldbörsen der Bürger. Eine neue EU-Umsatzabgabe ab 50...

DWN
Politik
Politik Rückkehr Wehrpflicht: Immer mehr Anträge auf Kriegsdienstverweigerung
16.07.2025

Die Sorge vor einer möglichen Rückkehr der Wehrpflicht sorgt in Deutschland für Aufruhr: Immer mehr Menschen wollen den Dienst an der...

DWN
Politik
Politik Anhebung Mindestlohn: Höherer Mindestlohn beschert dem Start Milliardeneinnahmen
16.07.2025

Viele Aufstocker verlieren bei einem höheren Mindestlohn einen Teil oder auch das gesamte Bürgergeld. Das spart dem Staat einige hundert...

DWN
Finanzen
Finanzen Aus für Steuerklärung wegen Fachkräftemangel? Gewerkschaft fordert die Abschaffung
16.07.2025

Kurz vor Ablauf der Abgabefrist für das Jahr 2024 hat die Deutsche Steuer-Gewerkschaft gefordert, die Steuererklärung für Arbeitnehmer...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft US-Inflation zieht stärker an – Zölle als möglicher Preistreiber
16.07.2025

Steigende Inflation, anhaltend hohe Zinsen – und ein Präsident, der die Lage verschärfen könnte: Die USA geraten unter...