Politik

UN will endlich mit Kampf gegen Ungleichheit und Armut beginnen

Die Vereinten Nationen haben eine „neue universelle Agenda“ für die Menschheit veröffentlicht. Die darin enthaltenen Entwicklungsziele haben weitreichende kulturelle, umweltpolitische und wirtschaftliche Auswirkungen. Alle Mitgliedsstaaten sollen dem Entwurf noch in diesem Monat zustimmen und sich zur Umsetzung der Agenda verpflichten.
20.09.2015 23:47
Lesezeit: 3 min

Die Vereinten Nationen (UN) haben eine Agenda mit globalen Entwicklungszielen für die nächsten 15 Jahre veröffentlicht. Der Titel der UN-Agenda lautet „Unsere Welt transformieren: Die Aganda 2030 für nachhaltige Entwicklung“. Der Entwurf baut auf den Milleniumszielen der UN auf, greift jedoch neben umweltpolitischen Fragen auch soziale, kulturelle und wirtschaftliche Themen auf. Der Plan enthält 17 allgemein gefasste Ziele und 169 spezifische Entwicklungsziele, die in zwei Jahren ausgehandelt wurden und vor allem den Armen der Welt zugute kommen sollen. Am 25. September - anlässlich des 70. Jahrestags zur Gründung der Vereinten Nationen - sollen die Staats- und Regierungschefs aller Mitgliedsländer über die Agenda 2030 abstimmen und sich zur Umsetzung der darin enthaltenen Ziele verpflichten.

Die neuen Entwicklungsziele bauen auf den im Jahr 2000 verabschiedeten „Millennium Development Goals“ auf. In den acht Zielen einigten sich die UN-Mitgliedsstaaten unter anderem darauf, die Zahl der Hungernden auf der Welt innerhalb von 15 Jahren zu halbieren, jedem Kind eine Schulbildung zu ermöglichen, die Kindersterblichkeit um zwei Drittel zu senken und für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen zu sorgen. Zwar hat sich die Zahl der Menschen, die mit 1,25 Dollar am Tag auskommen müssen, der UN zufolge tatsächlich dramatisch reduziert (von 1,9 Milliarden auf 836 Millionen), und auch die Kindersterblichkeit wurde halbiert, doch viele der anderen Ziele müssen als gescheitert angesehen werden.

Einer der stärksten Befürworter der Agenda 2030 ist Papst Franziskus. In einer Stellungnahme bezeichnete der Vatikan den UN-Plan als „klares Zeichen“, dass die Welt zusammen gekommen sei, um die Armut auszumerzen und dass eine „erneuerte globale Partnerschaft“ entscheidend für den Erfolg der Agenda sei. Der Vatikan sieht in der Agenda 2030 eine große „kulturelle, spirituelle und pädagogische Herausforderung“. Es wird erwartet, dass Papst Franziskus vor der UN-Vollversammlung am 25. September eine Rede zur Verabschiedung der neuen Entwicklungsziele hält. Die 17 Entwicklungsziele der Agenda 2030 lauten:

1. Armut in aller ihren Formen überall beenden

2. Hunger beenden, Lebensmittelsicherheit und verbesserte Ernährungsweise erreichen und nachhaltige Landwirtschaft fördern

3. Gesundes Leben gewährleisten und Wohlergehen für alle in allen Altergruppen fördern

4. Integrative, gleichberechtigte und qualitative Bildung gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle fördern

5. Geschlechtergleichheit erreichen und Frauen und Mädchen mehr Macht geben

6. Verfügbarkeit und nachhaltiges Management von Wasser und sanitären Einrichtungen gewährleisten

7. Zugang zu bezahlbarer, zuverlässiger, nachhaltiger und moderner Energie für alle

8. Andauerndes, integratives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum fördern sowie volle und produktive Beschäftigung und Arbeit für alle erreichen

9. Widerstandsfähige Infrastruktur errichten, integrative und nachhaltige Industrialisierung und Innovation fördern

10. Ungleichheiten in und zwischen Ländern reduzieren

11. Städte und menschliche Siedlungen integrativ, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig machen

12. Nachhaltige Konsum- und Produktions-Strukturen gewährleisten

13. Zwingende Maßnahmen ergreifen, um den Klimawandel und seine Auswirkungen zu bekämpfen*

14. Ozeane, Meere und Meeresresourcen erhalten und schonend für eine nachhaltige Entwicklung nutzen

15. Nachhaltige Verwendung terrestrischer Ökosysteme schützen, wiederherstellen und fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Desertifikation bekämpfen, Devastierung stoppen und rückgängig machen und den Verlust der Artenvielfalt stoppen

16. Friedliche und integrative Gesellschaften für nachhaltige Entwicklung fördern, Zugang zum Rechtssystem für alle herstellen und effektive, verantwortliche und integrative Institutionen auf allen Ebenen aufbauen

17. Mittel zur Umsetzung stärken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung wiederbeleben

(* Unter Anerkennung, dass das Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) das primäre internationale, zwischenstaatliche Forum ist, um globale Antworten auf den Klimawandel auszuhandeln)

Die Agenda 2030 legt anschließend in 169 Zwischen-Etappen fest, wie diese Ziele erreicht werden sollen. Die Mitgliedsstaaten sollen sich nach ihren Möglichkeiten dazu verpflichten, öffentliche Gelder zur Umsetzung dieser Ziele einzusetzen. Einer Hauptpunkte der neuen UN-Agenda wird der Kampf gegen den Klimawandel sein. Wie weitreichend dabei die Auswirkungen auf die Wirtschaft sein könnten, deutete die UN-Klimabeauftragte Christiana Figueres vor einigen Monaten bei einer Pressekonferenz in Brüssel an.

„Das ist wahrscheinlich die schwierigste Aufgabe, die wir uns jemals gegeben haben. Sie besteht darin, das wirtschaftliche Entwicklungsmodell zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit zu transformieren. Es ist das erste Mal in der Menschheitsgeschichte, dass wir uns absichtlich vorgenommen haben, dass wirtschaftliche Modell, dass seit mindestens 150 Jahren seit der industriellen Revolution Bestand hat, innerhalb einer festgelegten Zeitspanne zu verändern. […] Das passiert nicht über Nacht. Es ist ein Prozess aufgrund der Tiefe der Transformation“, so die UN-Klimabeauftragte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Können Tierversuche durch neue Technologien ersetzt werden?
26.04.2025

Mehr als eine Million Mäuse, Fische, Kaninchen oder auch Affen werden jedes Jahr in Versuchen eingesetzt. Ob es um Medikamente gegen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datenstrategie 2025: Warum KI-Erfolg in Unternehmen ein neues Mindset braucht
26.04.2025

Viele KMU lassen bei Daten und KI ihr Innovationspotenzial ungenutzt. Wiebke Reuter, Fachanwältin für Informations- und Technologierecht...

DWN
Politik
Politik Heizungsgesetz soll weg – doch hohe Öl und Gaspreise werden die Bürger belasten
26.04.2025

Die frisch geformte Koalition unter der Führung von Friedrich Merz plant, das Heizungsgesetz abzuschaffen. Doch auch ein Anstieg der Öl-...

DWN
Politik
Politik Trumps Handelskrieg zwingt EU und China zu einer Annäherung – doch der Preis ist hoch
26.04.2025

Der eskalierende Handelskonflikt zwischen den USA und China zwingt die EU zu einem Strategiewechsel. Doch der geopolitische Preis ist hoch...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB in der Zwickmühle: Zinssenkung befeuert Immobilienmarkt – Gefahr einer neuen Kreditblase?
26.04.2025

Der Druck auf die Europäische Zentralbank wächst, während die Zinsen sinken und der EURIBOR neue Tiefstände markiert. Was bedeutet das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Funkmast auf Futterwiese: Das verdienen Landwirte mit Mobilfunkmasten
26.04.2025

Wer als Landwirt ungenutzte Flächen oder Scheunendächer für Mobilfunkanbieter öffnet, kann mit Funkmasten stabile Zusatzeinnahmen...

DWN
Panorama
Panorama Generation Z lehnt Führungspositionen ab – Unternehmen müssen umdenken
25.04.2025

Die Generation Z zeigt sich zunehmend unbeeindruckt von traditionellen Karrierewegen und Führungspositionen im mittleren Management. Eine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Reichster Ostdeutscher: Wie ein Unternehmer einen kleinen DDR-Betrieb zum globalen Player macht
25.04.2025

Rekord-Umsatz trotz Krisen: Der Umsatz von ORAFOL betrug im Jahr 2024 betrug 883 Millionen Euro – ein Rekordjahr trotz Wirtschaftskrise....