US-Präsident Barack Obama hat offenbar den türkischen Staatschef Erdogan nach dessen kleinem Irak-Einmarsch zurückgepfiffen. Sein Sondergesandter für den Kampf gegen den IS, Brett McGurk, sagte laut Hürryiet am Sonntag: „Die USA unterstützen keine Militäreinsätze im Irak, die ohne die Zustimmung der irakischen Regierung erfolgen. Dies betrifft die Stationierung von US-Militärpersonal als auch militärisches Personal aus einem anderen Land.“
Die Türkei soll daraufhin am Montag insgesamt 350 Soldaten von der türkisch-irakischen Grenze abgezogen haben. Die Männer sollen erst dann in den Irak geschickt werden, wenn sich Ankara und Bagdad geeinigt hätten. Das berichtet die türkische Zeitung Hürryiet.
Insgesamt soll die Türkei in der Baschika-Region von Mossul rund 600 Soldaten stationiert haben. Von der Türkei wurde der Einmarsch am vergangenen Wochenende als eine Rotation innerhalb der Ausbildungsmission der türkischen Armee für kurdische Peschmerga-Kämpfer bezeichnet, die für den Kampf gegen die IS-Miliz ausgebildet würden. Iraks Ministerpräsident Haider al-Abadi hatte die Türkei am Sonntag jedoch aufgefordert, ihre in den Nordirak entsandten Truppen binnen 48 Stunden wieder abzuziehen.
Als Reaktion auf das Ultimatum hat sich der türkische Premier Ahmet Davutoğlu per Brief an seinen irakischen Amtskollegen gewandt, so die türkische Nachrichtenagentur Anadolu. Darin habe er al-Abadi zugesichert, dass sein Land weitere Entsendungen von Truppen in das Gebiet in der Nähe von Mosul unterlassen werde, bis man sich einig geworden sei. Davutoğlu habe erklärt, dass die Türkei nicht die Absicht habe, die irakische Souveränität und territoriale Integrität zu beschädigen.
Im Kampf gegen den IS sei eine schlagkräftige Truppe am Boden zur Unterstützung der gemäßigten Opposition nötig, sagte unterdessen der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu am Montag dem Sender Kanal 24. Er rechtfertigte die Entsendung türkischer Soldaten in die irakische Region um Mossul. Entsprechend könnten die türkischen Soldaten auch Teil einer solchen Bodenoffensive sein.
Es ist unklar, inwieweit die Provokation des Irak mit der Nato abgesprochen war. Grundsätzlich werden Truppenbewegungen im Militärbündnis selbstverständlich gemeinsam geplant. Schon beim Abschuss der russischen Maschine durch die Türkei hatte die Nato die Linie von Ankara voll unterstützt. Im Falle des Iraks könnte die militärische Führung von der harschen Reaktion Bagdads überrascht gewesen sein: Der Irak hatte der Türkei offen gedroht, Russland zu Hilfe zu rufen, sollte Ankara die völkerrechtswidrige Aktion nicht umgehend rückgängig machen.